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05.10.2017

Das alte Tor im neuen Geiste

gmp bauen Petritor in Rostock nach Wettbewerb


Den Wettbewerb haben sie nicht gewonnen, bauen dürfen sie trotzdem: gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner werden den Stadteingang Slüterstraße in Rostock errichten. Mit dem neuen Petritor soll die mittelalterliche Einfassung im Osten der Stadt wieder geschlossen werden. An das Tor soll sich ein Neubau mit Büroräumen, Wohnungen und einem Veranstaltungssaal anschließen.
Im Wettbewerb wurden im April 2017 drei Entwürfe prämiert, die sich in Material und Kubatur stark am historischen Vorbild orientieren, ohne jedoch eine detailgetreue Rekonstruktion vorzuschlagen. Nach Verhandlungen steht nun fest, dass die zweitplatzierten Architekten den Auftrag erhalten sollen.

Das vermutlich im 13. Jahrhundert errichtete Stadttor nahe der Petrikirche war nach Beschädigung im Zweiten Weltkrieg im Jahr 1960 gesprengt worden. Die lokale Ostseezeitung (OZ) spricht von einer „Nacht- und Nebelaktion der SED-Oberen“, die ihrerzeit viele Rostocker überraschte. Andere Städte der DDR blickten zum Teil neidisch auf Rostock, wo man auch im Zentrum mit der Langen Straße und den sogenannten maßstabsgerechten Plattenbauten in der nördlichen Altstadt in Neubauten investierte – mit Bezug zur regionalen Bautradition. An die Stelle des Petritors trat jedoch kein Neubau.

Da die Sanierung der teilweise seit dem Mittelalter erhaltenen Bau- und Stadtstruktur weit fortgeschritten ist und jenseits der Stadtmauer am Warnowufer neu gebaut wird, soll nun auch das „klaffende Loch“ (OZ) geschlossen werden. Dazu lobte die Rostocker Gesellschaft für Stadterneuerung (RGS) im Auftrag der Stadt einen Wettbewerb aus. Unter 63 Einsendungen wurden folgende Preisträger bestimmt:

  • 1. Preis: Architekturbüro Kühn-von Kaehne und Lange, Potsdam
  • 2. Preis: gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner mit cappatistaubach Landschaftsarchitekten, Berlin
  • 3. Preis: Ferrier Architekten, Zürich/Lucarno

Die Entwürfe haben vieles gemeinsam: Die Orientierung am historischen Grundriss, aber auch die monolithische Wirkung und das spitze Dach des orignalgetreu massiv-anmutenden Backsteintores mit zurückhaltender Deckung und ohne Überstände. Nachdem in den vergangenen Jahren extravagant-postmoderne Entwürfe im großen Maßstab kursierten, während Rekonstruktion in Mode ist und manche die freie Sicht auf die Petrikirche lieber behalten würden, mag diese Einstimmigkeit überraschen. Gleichzeitig stellt sie einen Kompromiss dar, der sich durchaus auch in die jüngere Bautradition der Stadt einfügt, indem sie regionaltypische Elemente auf zeitgenössische Weise abwandelt.

Der erstplatzierte Entwurf von Kühn-von Kaehne und Lange schlägt ein Ensemble vor, in dem sich der relativ strenge geometrische Körper des Petritors mitsamt der ergänzten Stadtmauer durch roten Backstein vom dahinterliegenden kleinteiligen Büro- und Wohnhaus in hellem Klinker abgrenzt. Die Komposition von gmp ist materialtechnisch aus einem Guss, setzt aber durch die Gestalt der Öffnungen unterschiedliche Akzente. Die schießschartenartigen Fenster betonen nach Außen den Charakter der ehemaligen Verteidigungsanlage, oben wird durch eine Dachterrasse der Blick auf die Warnow genutzt. Auf der stadtzugewandten Seite zeichnet sich das Wohnhaus klar ab, indem es die Kubatur des Nachbarhauses aufnimmt. Obwohl der Innenhof im Vergleich sehr klein ist, versprechen die von gmp gezeigten Grundrisse eine bessere Nutzbarkeit der Ausstellungsräume als dies beim Siegerentwurf der Fall wäre.

Im drittplatzierten Entwurf bringen Ferrier Architekten den Veranstaltungsbereich in drei Giebeln unter, die Torkubatur wird durch zwei kleinere Giebel ergänzt. Anstelle der Stadtmauer zeigt sich der Baukörper nach außen als massiges Volumen mit perforierter Klinkerfassade, im Stadtinneren sind drei kleine Reihenhäuser erkennbar.

Laut OZ war die Einhaltung des Kostenrahmens der Grund für die Beauftragung der zweitplatzierten Architekten. In einer Leserumfrage der Zeitung sowie in Zuschriften, die die RGS von interessierten Bürgern erhielt, sprach sich offenbar auch die Mehrheit der Rostocker für den Entwurf von gmp aus. Man kann also hoffen, dass diese Entscheidung der Stadt zur Entwicklung des Areals stärkeren Rückhalt in der Bevölkerung hat als die Entscheidung von 1960. (dd)



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1. Preis: Architekturbüro Kühn-von Kaehne und Lange, Potsdam

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1. Preis: Architekturbüro Kühn-von Kaehne und Lange, Potsdam

1. Preis: Architekturbüro Kühn-von Kaehne und Lange, Potsdam

2. Preis und Auftrag: gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner, Berlin

2. Preis und Auftrag: gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner, Berlin

2. Preis und Auftrag: gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner, Berlin

2. Preis und Auftrag: gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner, Berlin

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