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10.06.2014

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Gold für die Krähe

Zur Preisvergabe der Löwen in Venedig


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Die Story ist gut: Der Pavillon Südkoreas wurde einst nur unter der Prämisse genehmigt, irgendwann beiden Ländern auf der koreanischen Halbinsel zu dienen. Unter dem Titel Crow’s Eye View greifen die Kuratoren der Wiedervereinigung jetzt schon vor und präsentieren Architektur und Städtebau aus Nord und Süd, was von der Jury mit dem Golden Löwen belohnt wurde.

Als Ausstellung hat der koreanische Beitrag allerdings unübersehbare Schwächen. Der Pavillon ist mit Informationen und Elementen vollgestopft und lässt einen eher ratlos zurück, was konkrete architektonische Aussagen betrifft. Auch dass Nordkorea an der Ausstellung nicht beteiligt war, wird sicherlich nicht zur Entspannung auf der Halbinsel beitragen. Symbolpolitik über Architektur, so könnte man die Wahl der Jury zusammenfassen.

Weitaus nachvollziehbarer dagegen der Silberne Löwe für den Beitrag Chiles. Monolith Controversies nennt sich der Pavillon, in dem die Kuratoren anhand eines Plattenbau-Elements exemplarisch vorführen, wie sich Architektur und ihre größeren historischen Bedingungen aufeinander beziehen lassen. Siehe dazu auch unser ausführlicher Beitrag.

Lobende Erwähnungen gab es außerdem für Kanada, Frankreich und Russland. Unter dem Titel Arctic Adaptions beschäftigt sich das nördlichste Land Amerikas mit der seltsamen Urbanisierung der Arktis, wo die Moderne an ihre Grenzen gebracht werde, wie es eingangs heißt. Ein spannender Gedanke, der allerdings etwas arg gefällig präsentiert wird.

Um einiges düsterer dagegen der Beitrag Frankreichs namens Modernity: Promise or Menace?, der auf den modernen Zwiespalt von Emanzipation und Totalität fokussiert. Große Modelle, Zeichnungen und Bilder werden hier leider sehr pädagogisch gegenübergestellt.

Rundum gelungen dagegen der Beitrag Russlands mit dem Titel Fair Enough: Russia’s Past Our Present. In Form einer fiktiven Messe werden hier die besten Ideen der russischen Moderne verhökert, was zugleich spielerisch funktioniert und Tiefe hat, wie auch im Video zu sehen ist.

Bewegend auch die Verleihung des Goldenen Löwen an Phyllis Lambert. Zu sehen, wie jene Frau, die Mies einst den Auftrag für das Seagram Building besorgte, noch immer agil auf der Bühne steht, macht plötzlich klar, wie zeitlich komprimiert die Entwicklung der Moderne verlief.

Weitere Auszeichnungen gingen außerdem an verschiedene Monditalia-Projekte. Einen silbernen Löwen bekam Sales Oddity, während Intermundia, Radical Pedagogies und Italian Limes lobende Erwähnung fanden. Angesichts der übervollen Gesamtschau im Arsenale sollte man sich diese Arbeiten keinesfalls entgehen lassen. (Stephan Becker)

Am 7. Juni eröffnet, läuft die 14. Architekturbiennale in Venedig noch bis zum 23. November 2014. BauNetz ist Medienpartner des deutschen Beitrags. Unsere Berichterstattung zur Biennale 2014 wird unterstützt von GROHE.

Alle Artikel zur
Architekturbiennale: www.baunetz.de/biennale


Kommentare

3

Johnny | 11.06.2014 14:25 Uhr

ohne nordkorea = dann halt nicht machen

@ Lars K.

Ja gut, aber wenn die Nordkoreaner nicht dabei sein wollten, dann kann man genau diese Ausstellung vielleicht nicht machen? Man stelle sich vor, die BRD hätte ungefragt eine Ausstellung über die DDR gemacht.

Und warum das alles? Um die Gemeinsamkeiten herauszustreichen? Um beim BRD/DDR-Vergleich zu bleiben, wäre das dort nötig gewesen? Ich glaube, das wissen alle sehr gut. Bzw, jene, die es aufgrund von Propaganda vielleicht nicht wissen, erreicht die Ausstellung wohl kaum.

2

ntaj | 11.06.2014 10:10 Uhr

Jury

"Symbolpolitik über Architektur, so könnte man die Wahl der Jury zusammenfassen."

Der Grund könnte in der Zusammensetzung der Jury liegen. Als "Repräsentantin" des Mittleren Ostens wurde z.B. eine Unternehmensberaterin aus Dubai eingeladen, die zufällig zur Finanzierung des ersten Bandes von "Al Manakh" beigetragen hatte.

1

Lars K | 10.06.2014 22:23 Uhr

Chile

-- stimme der Kritik überhaupt nicht zu. Der Beitrag von Minsuk Cho u.a. war ganz wunderbar, ich habe den Pavillon überhaupt nicht als zu voll wahrgenommen. Immer wieder sagt man, die Beiträge zur Biennale müssten schnell erfassbar sein, weil kein Besucher mehr als 5 Minuten hat. Wohin diese ständige Argumentation führt sieht man beim deutschen Pavillon oder beim tschechischen- gähnend leer, schnell erfasst, schnell kann man weiterhetzen. Schwach, wenn das alles wäre.
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Schön, wenn es immer wieder Pavillons gibt, die wie der koreanische oder der japanische sich ganz der Fülle hingeben. Manche Themen haben diese Fülle einfach verdient! Es war ganz wuderbar, in den koreanischen einzutauchen
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dass die Nordkoreaner nicht teilgenommen haben ist der Politik zu verdanken, wie hätte das bitte möglich sien sollen? Minsuk und sein Team hätten wohl nichts mehr gewollt und insofern ist ihre Aussage äußerst politisch: wenn wir auf 100 Jahre zurückschauen, dann sind wir eins. Es gibt mehr verbindendes als trennendes. Die Vermischung im Pavillon, bei der man als Besucher am Ende nicht weiß, was nun Nord- und was Südkorea ist, muss in all der Fülle als ganz großartige, mutige Botschaft gelesen werden.
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Ist wohl schon deutlich geworden: Ich finde es ganz richtig, hier den Goldenen Löwen zu vergeben. Nur Russland hätte es ansonsten noch verdient gehabt.

 
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Golderner Löwe: Südkorea

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Silberner Löwe: Chile

Silberner Löwe: Chile

Silberner Löwe Monditalia: Sales Oddity

Silberner Löwe Monditalia: Sales Oddity

Goldener Löwe fürs Lebenswerk: Phyllis Lambert

Goldener Löwe fürs Lebenswerk: Phyllis Lambert

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