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29.10.2012

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Zwischenraum und Übergang

Wohnhauserweiterung von Meixner Schlüter Wendt im Taunus


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Meixner Schlüter Wendt Architekten (Frankfurt/Main) nähern sich ihren Bauaufgaben immer spielerisch-experimentell. Sie addieren und substrahieren, hüllen ein und legen frei; das alles mit Hilfe einer Vielzahl von Modellen. So auch für die Erweiterung eines ursprünglich 1913 gebauten und mehrfach umgestalteten Wohnhauses im Taunus, die gerade abgeschlossen wurde.

Die Bauherrenfamilie hatte zwei Wünsche: Der Eingangsbereich ihres Hauses sollte klar definiert und die Wohnfläche zur straßenabgewandten Seite nach Norden um ein Wohn-, ein Schlaf-, ein Badezimmer sowie Fitnessräume erweitert werden. Um zugleich geschützte Außenbereiche herzustellen, stülpten sie über das bestehende Walmdachhaus eine Hülle. Diese steht an beiden Seiten über und schafft die gewünschten Räume: Es ist ein für die Architekten typisches Wechselspiel aus Innen-, Außen- und Übergangsräumen entstanden. Der Abstand der Hülle zum Altbau ist je nach Nutzung unterschiedlich.

Das Motiv des Walmdachs wurde zur südlich gelegenen Eingangsseite übernommen, die äußere Erscheinung des Altbaus dadurch abstrahiert. Am Übergang zu den neuen Bauteilen faltet sich das Dach zu unregelmäßigen Dreiecken. Dach- und Wandflächen sind einheitlich mit dunkelgrauen Schindeln verkleidet und ergeben trotz der komplizierten Geometrie ein homogenes Bild.

Wie ein Puppenhaus ist die Fassade an zwei Stellen aufgeschnitten; das Innere beziehungsweise Eingehüllte blitzt hier hell hervor. Man entdeckt so das versteckte Haus mit der traditionellen Fassadengliederung. Zum Garten hin öffnet sich der hochrechteckige neue Teil mit großen Glasflächen. Innen sind der alte und der neue Bereich unterschiedlich gestaltet: Letzterer ist an seine Entstehungszeit angepasst, während die neuen Räume einheitlich hell und schlicht gehalten sind.

Fotos: Christoph Kraneburg


Kommentare

13

Bernd das Brot | 31.10.2012 12:44 Uhr

es tut mir leid das ich weiteres Material in den Ventilator schmeissen muss:

habe lange versucht mich in die vermeintliche Speerspitze der deutschen Avantgarde hineinzudenken - vergeblich! - denn die Konklusion bleibt: das Objekt ist Auslöser und selbst Bestandteil des "Sturmes".*

1. Sobald man die Hand vor den Anbau hält ist sofort das Nachbild eines biederen 70iger 80iger Jahre EFH da, wo es plötzlich schick war die Dachhaut hinunter in die Fassade zu ziehen.
Ohne das Vorherbild ginge man sicher auch davon aus das es sich um einen solchen Anbau handeln würde, was eine andere Ausgangslage wäre.

2. Dieses proportionale und materielle Missgeschick anzumerken heisst im Umkehrschluss nicht das eine Erweiterung zwangsläufig "klassisch" ("spiessig" hier richtig interpretiert!?) hätte ausfallen müssen - es verwundert nur - das sich jemand eine Villa aus den 30igern kauft und umbaut - mit dem anschliessenden Ausdruck eines Komplettneubaus.

3. Das Bestandsgebäude selber kann zweifelslos ohne Handschuhe angefasst werden da nicht so qualitativ wertvoll wie die benachbarte Villa. Unter den Arbeitsmodellen sind ja auch weiterfolgbare Ansätze gewesen wie das gemeinsame Dach mit freier Auffaltung (2 u. 4), Fortsetzung der Gebäudeflanken (6) oder gröbere Überformung wie in (7) allerdings nicht so einfach in subversiver HdeM-Qualität (denke da an Vitra) hinzubekommen.

3.1 Ignorieren des Kontextes. Es gelingt dem Projekt nicht in einer Villengegend (Anfang/Mitte letzten Jahrhunderts) ein positives Ausrufungszeichen in der Form - "Aha! hier gesellt sich etwas Neues dazu und nimmt Bezug auf das Alte" zu setzen. Schlussendlich das Resultat von Punkt 1. In einem anderen Stadtteil, mit anderer Ausgangslage hätte ich keine Notiz davon genommen und für manchen anderen wäre es vielleicht eine erfrischende Alternative zum Krüppelwalm gewesen.

Aber so ist und bleibt es nur *Exkre.... ein schlechtes Puppenhaus.

12

Tine Wittler | 30.10.2012 21:44 Uhr

da brat mir doch jemand ein storch!

man könnte glatt meinen, hier hat das wdvs zugeschlagen. alles schön einpacken und dann noch was dran kleben... aber wir wollen mal nicht päpstlicher als der papst werden mit der architekturkritik - obwohl der spruch der spontis aus den siebzigern hier durchaus mit der wdvs theorie kohärent wäre: unter den talaren der muff von tausend jahren... falsch muss es ja nicht sein einen bestandsbau zu teeren und federn - und glücklich muss er dann auch nicht aus der fassade schauen... aber so richtig fair ist das dann auch nicht...

11

jfp | 30.10.2012 19:22 Uhr

gewagt gewonnen

endlich mal ein gelungenes Beispiel eines durchaus gewagten aber doch gelungenen Umgangs mit dem Bestand. Wir brauchen mehr dieser Art von Projekten, um endlich auch hierzulande vorwärts denken zu können.
Ich sehe in diesem "Shitstorm" der konservativen Spießer eher eine Bestätigung der innovativen Herangehensweise der Architekten und auch des Bauherren.
Vielen Dank für diesen bereichernden Beitrag deutscher Architektur.

10

Wer wird denn gleich... | 30.10.2012 11:05 Uhr

@eduard

Auch wenn mich den (An-)Bau aus vielen Gründen nicht besonders anspricht, ist es schon erstaunlich wie Sie den Architekten unterstellen, die ahnungslosen und uninformierten Bauherren gestalterisch über den Tisch gezogen zu haben...
Am Ende, lieber Eduard, WOLLTEN möglicherweise die Bauherren einen so großen Auftritt!
Zumindest glaube ich, dass wir hier weder das tränenerstickte Lied der armen, unverstandenen Architekten noch dass der überrumpelten Bauherren anstimmen müssen...

Und abgesehen vom recht verschwurlbelten Übergangsbereich Alt-Neu im Dach kann ich zumindest von "klaustrophobischer Enge" in den Bildern der neuen Räume nicht viel erkennen.

Was die -von mir geteilte- Kritik an der Maßstäblichkeit angeht (wuchtiger Anbau auf der Rückseite und eine riesige, recht "hohl" wirkende Geste zur Straße), könnte man noch anmerken, dass die Nachbarhäuser auch nicht gerade kleine Hundehütten sind ( s. Bild 6)...

9

Simpson | 30.10.2012 10:55 Uhr

@eduard

"ich nehme an, die bauherren haben die ideen der architekten kaum verstehen können.
denn sonst hätten sie diesen umbau nicht erlaubt!"

Na klar, die Bauherren sind unmündig und zu dumm, um Pläne und Modelle zu verstehen und die Architekten sind hinterlistige Egomanen, die sich auf Kosten andere selbst verwirklichen...Mannomannomann....mit der Einstellung hat man doch als Architekt echt den Beruf verfehlt.

"am ende halten sich die bewohner in den alten gewohnten, schön renovierten bereichen auf."...

was Sie alles wissen....

8

mr special k | 30.10.2012 09:19 Uhr

Transe.

Schrecklich: da hat wohl ein Banker mit seinem Jahres-Bonus mal was wirklich "kreatives" machen wollen, oder wie man in Frankfurt sagt "witzisches". Das ist keine mißlungene Schönheits-Op, das ist eine Geschlechtsumwandlung gone wrong.

7

eduard | 30.10.2012 09:19 Uhr

ganz schlimm!

die innenansichten des anbaus wirken nahezu wie fensterlose höhlen, fast klaustrophobisch!

ich nehme an, die bauherren haben die ideen der architekten kaum verstehen können.
denn sonst hätten sie diesen umbau nicht erlaubt!?
am ende halten sich die bewohner in den alten gewohnten, schön renovierten bereichen auf.
und die neuen räume stehen leer...

6

auch ein | 30.10.2012 08:42 Uhr

architekt

da haben die MSW leider den massstab des anbaus verwechselt oder ?
kann beim modellbauen schon mal passieren.

am meisten irritiert der "zacken" auf dem bestand, zu was soll der gut sein?

ein "Normaler" Anbau wäre harmloser gewesen, hätte räumlich genauso gewirt.....

5

Simpson | 30.10.2012 08:37 Uhr

So bemerkenswert

war der Bestand nun wirklich nicht, dass man ihn unbedingt mit Samthandschuhen hätte anfasssen müssen. "Klassisch nobel", "Schöner Altbau"?? Wo sieht man das denn? Bild 4 zeigt deutlich, dass dieser ja vorher schon mehrfach überformt worden war....also..warum nicht so einen eigentümlichen (garnicht negativ gemeint) Körper schaffen, welcher ja innen durchaus interessante Räume aufweist. Kein Bau verdient Respekt nur weil er alt ist. (Wobei der Bestand nicht mal wirklich "alt" zu sein scheint.)
Eigenwillig? Durchaus!...aber warum auch nicht...Wer mit offen Augen durch unsere (Vor-)Städte geht, sieht wesentlich anspruchsloseren und uninspirierteren Murks....

4

Hans | 30.10.2012 00:22 Uhr

Schick

Jetzt wissen wir zumindest was die oberen 10% mit 50% unseres Kapitals so anstellen.

3

Bernd das Brot | 29.10.2012 17:09 Uhr

schade um...

... das alte Haus.
Mit Macht wollte hier jemand etwas 'Pseudo-kreatives' schaffen. Ziemlich unsensibel der Villa ein siebziger Jahre-Look übergestülpt.

Auf das Vorherbild hätte man deshalb lieber verzichten sollen, weil ja bis aufs Treppenhaus und Parkett nicht viel übrig blieb.

Vielleicht reichts noch für ein Velux-Preis

2

Hempel, Andreas Gottlieb | 29.10.2012 16:50 Uhr

Wohnhauserweiterung

Wie aus einer klassisch-noblen Villa ein Architekturgewölle werden kann! Es erinnert an mißlungene Schönheitsoperationen nach denen die Patientinnen nicht mehr wieder zu erkennen sind aber sehr mondän bis unterkühlt wirken damit keine neuen Falten entstehen. Bloß nicht lachen!

1

Goa | 29.10.2012 16:41 Uhr

Schade

Die armen Leute, ob die das vorher gewusst haben???
So ein schöner Altbau - Aua!
Fingerspitzengefühl und Auseinandersetzung mit dem Bestand können auch helfen, bewohnbare Räume zu schaffen. Wenn die Architektur anfängt zu schreien muss man sich leider die Augen zu halten...

 
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