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28.02.2017

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Graue Häuser ohne Kompromisse

Wettbewerb für Studentenwohnheim in Weimar entschieden


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1923 wurde es nach Plänen von Georg Muche als Musterhaus für die erste Bauhaus-Ausstellung realisiert: Das „Haus am Horn“ in Weimar gab den pädagogischen Ideen des Bauhauses vier Jahre nach dessen offizieller Gründung eine erste bauliche Repräsentanz. Bis zum großen Bauhaus-Jubiläum 2019 plant das Studierendenwerk Thüringen in Kooperation mit der Stiftung Baukultur Thüringen und der IBA Thüringen auf dem ehemaligen Militärgelände um die Streichhan-Kaserne ein Studentenwohnheim, das mit einem ähnlichen Modellcharakter und neuen Wohnformen auftreten soll.
 
Gemeinsam lobten sie für das Projekt namens „Das 100“ einen internationalen, offenen Wettbewerb aus, der kürzlich entschieden wurde. Die Jury unter dem Vorsitz von Prof. Gerd Zimmermann, ehemaliger Rektor der Bauhaus-Universität und Präsident der Stiftung Baukultur Thüringen, konnte aus den 60 eingereichten Arbeiten folgende Projekte prämieren:


  • 1. Preis: Architektur Büro Thomas Wasserkampf (Aachen)

  • 1. Preis: Almannai Fischer, Reem Almannai, Florian Fischer Architekten PartGmbB (München)

  • 2. Preis: Wiencke Architekten, T. Maisch,  J. Wiencke (Dresden)

Die Zahl 100 im Projekttitel scheint sich nicht nur, wie offiziell verkündet, auf das 100-jährige Bauhaus-Jubiläum zu beziehen. Man erhält den Eindruck, sie spiele auch auf die recht hohen Ansprüche der Ausschreibung an: Gesucht waren nicht Entwürfe, die etwa zu 60 oder zu 89 Prozent einem ganzen Katalog an Anforderungen gerecht werden sollten, sondern zu 100 Prozent. Ein Supergebäude ohne Kompromisse: 100 Prozent nachhaltig, gar klimaneutral, sollte es sein, regionale Ressourcen, beziehungsweise Holz einbeziehen, Nutzungsflexibilität aufweisen, und zudem sollte es ein würdiger IBA Kandidat sein, der ein baukulturelles Signal für Weimar setzen kann. Als ob das nicht schon reichen würde, war ein Bezug zum „Haus am Horn“ und dem historischen Bauhaus in der Auslobung explizit formuliert. „Wie würde das Bauhaus heute bauen?“ wurden die Teilnehmer gefragt.

Almannai Fischer Architekten
(München) füllen den im städtebaulichen Rahmenplan definierten Baukörper mit einer simplen Grundrissstruktur, die zwischen der nördlichen und südlichen Seite des Gebäudes als Gradient von privaten zu öffentlichen Räumen konzipiert ist. Die Laubengänge der Südost-Fassade, über die das Gebäude erschlossen wird, sind großzügigen Gemeinschaftsbereichen angeschlossen. Spärliche, präzise gesetzte Öffnungen der West-und Ostfassaden fördern einen monolitischen Charakter und eine skulpturale Präsenz des Baus. Der Aachener Architekt Thomas Wasserkampf organisiert die Räume seines Grundrisses, die in massiver Holzbauweise realisiert werden sollen, um einen zentralen Beton-Erschließungskern herum.
 
Alle drei Preisträger reichten nur graue, triste Bilder ein und zeigen sich ohnehin mit ihren Wettbewerbsbeiträgen verhalten. Ob diese einheitliche Zurückhaltung wohl auf die respekteinflößende Aufgabenstellung zurückzuführen ist, die gleich alles fordert: einerseits die Fortführung der Pionierleistungen des Bauhauses und andererseits „ein Haus mit zu 100 Prozent erfüllten, guten Eigenschaften“? (df)


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Kommentare

15

Frida | 30.05.2022 22:04 Uhr

Die K-Frage...

Ein erster Preis: Ein Wohnklo par excellence - die einzige räumliche Trennung zwischen Wohnen und Sanitärbereich ist ein Vorhang... in so einem Zimmer Besuch zu empfangen [jenseits von Medizinstudierenden - Fachbereich: Gastroenterologie] wird wohl eher schwierig. Von Gerüchen oder der Sichtbeziehung Bett - Toilette ganz zu schweigen...

14

Michael | 02.03.2017 06:56 Uhr

Zwei erste Preise

Durch das Klo differenzierter Wohnschlauch vs. Wohnküchenloch ohne Licht...
Da fällt die Entscheidung wirklich schwer.

Obwohl bei Almannai Fischer die Küchen und der Mehrzwecksaal sehr schön sind!

13

Jan | 01.03.2017 17:37 Uhr

genius loci

Fischers phantastische Fassaden passen ganz hervorragend zum Ort.
Jetzt nur noch die Grundrisse vom anderen ersten Preis rein und ein hervorragendes Gebäude wartet auf seine Erbauung!

Die Perspektiven aller drei Entwürfe sind übrigens ganz famos und lenken nicht durch übertriebene Farbigkeit oder flashyness von der Architektur ab.
(zudem erinnern sie mich an die eigenen Studienenentwürfe...)

12

Karl | 01.03.2017 13:15 Uhr

hmm

Ein wahres Meisterwerk, im Zusammenhang mit der einhundertprozentigen Erfüllung aller Ansprüche und dem Modellprojekt für altersgerechtes Bauen, ist auch die Erschließung, wenn sich die Bewegungsfläche vom Aufzug mit der der notwendigen Treppe überlagert und dann noch von der Fluchttür gekreuzt wird.

11

Pecheur | 01.03.2017 13:11 Uhr

Zwei erste Preise?

Zwei erste Preise mal wieder? Wer darf es jetzt bauen? Hild und K???

10

Vince | 01.03.2017 07:53 Uhr

Die Grundrisse ...

... bei denen man durch das Bad in den Wohnraum gelangt, sollen wohl ein scherzhaftes Zitat einer Mietskaserne sein, denen mit dem Bauhaus eigentlich entgegnet werden sollte.

9

max | 28.02.2017 19:00 Uhr

@ Anna Logie

Kann ich nur zustimmen! Schade dass viele (deutsche) Architekten so denken!

Und dann aber gleichzeitig die flashy bunten Bilder der "Renderkids" kritisieren...

8

solong | 28.02.2017 18:11 Uhr

... grau beiseite ...

... was hat die jury genommen um almannai fischer ... einen ersten preis zu geben ... bei 2 m breiten appartements !! ... da ist wohl jegliches augenmaß verloren gegangen ...

7

LAB | 28.02.2017 18:03 Uhr

Völlig überbewertet . . .

zum 100-jährigen Jubiläum. Die Bauhäusler haben ja schon große Visionen verfolgt, wären aber nie auf die Idee gekommen, "eierlegende Wollmilchsäue" zu erfinden! Studentisches Wohnen muss in erster Linie GÜNSTIG sein. In zweiter Linie natürlich auch ästhetisch ansprechend. Das Günstige ist an den Entwürfen sämtlichst abwesend oder nicht erkennbar. Damit krankt dieser Wettbewerb an der allgemeinen heutigen Misere: Überbordende Anforderungen, Auflagen und Regularien auf der einen sowie ebenso fundamentalistisch vorgetragene soziale Erfordernisse lassen sich auch von den Besten der Zunft nicht unter einen Hut bringen! Das zumindest hatten die Bauhäusler vor 100 Jahren schon heraus gefunden. Wahrscheinlich wurden die Module im Entwurf von Wasserkampf deshalb auch plakativ "ready", "allready" und "ready plus" benannt? Und in puncto Ausrichtung von Wohnräumen (oder hier besser: "Wohnschläuche"!) sowie Farben waren die Bauhäusler auch schon wesentlich weiter. Aber das verkraftet Weimar scheinbar auch 92 Jahre (!!) nach dem Fortgang der Institution aus der Stadt immer noch nicht!

6

schwarzalbe | 28.02.2017 17:37 Uhr

Studentenwohnheim Weimar

Da hängt man sich an Farben bzw. Grautönen auf und nicht am qualitativen Unterschied der beiden ersten Preise. Nur einer steht doch hier in Offenheit erzeugender Bauhaus -Nachfolge. Die Holz-Trutzburg mit ihren abgefüllten Grundrissen und dunklen Wohngemeinschaftsküchen sicher nicht....

5

archi | 28.02.2017 17:18 Uhr

Grau...

...ist auch eine Farbe ;)

4

Anna Logie | 28.02.2017 16:55 Uhr

ach wenn doch alles so einfach wär, dann hätt ich ein problem wenigär

grau = trist = bunker
studenten = elite
rechtwinklig = monoton?
bunt = fröhlich?
beton = brutal?
holz = natur?
dämmung = warm?
glas = kalt?

bla, bla, bla, bla, bla, bla, bla...

3

Frank Black | 28.02.2017 16:03 Uhr

Grau, Grau, Grau...

Sehr schöne Visualisierungen, von Tristesse keine Spur. Almannai Fischer liefern sogar Farbe.

2

alexander | 28.02.2017 15:58 Uhr

schade

"Alle drei Preisträger reichten nur graue, triste Bilder ein, und zeigen sich ohnehin mit ihren Wettbewerbsbeiträgen verhalten"

ja, genau. so sehe ich das auch...angst vor dem erbe?
schade...

1

Farbenfeind | 28.02.2017 15:44 Uhr

Der Feind jedes Architeken.......

ist die Farbigkeit.

Da wird Jena-Lobeda vor Neid platzen.....viele, schöne, graue Häuser/Bunker für die Elite der Zukunft....

Oder war es eine Vorrausetzung mit 90*-Winkeln und Grau in Grau zu entwerfen/visualisieren......?

 
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Ein 1. Preis: Almannai Fischer Architekten

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Ein 1. Preis: Architektur Büro Thomas Wasserkampf

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2. Preis: Wiencke Architekten

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