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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Umbau_eines_Reihenhauses_in_Toronto_von_Aleph-Bau_5059472.html

16.06.2017

Frisch gebastelter Dogmatismus

Umbau eines Reihenhauses in Toronto von Aleph-Bau


Wo früher Arbeiter in standardisierten Raumfolgen lebten, herrscht nun luxuriöse Offenheit – so lässt sich der Radikalumbau Twelve Tacoma in Toronto auf den Punkt bringen. Ein typisches, schmales Reihenhaus im Viertel Summerhill, wie man es früher unendlich oft gebaut hat, wurde durch das ortsansässige Büro Aleph-Bau völlig neu organisiert und zu einer veritablen Villa im innerstädtischen Gefüge der kanadischen Metropole transformiert.
 
Dankenswerterweise liefern die Architekten auch Grundrisse des Ursprungszustandes mit, die auch denjenigen, die mit der Haustypologie nicht vertraut sind, deutlich machen, welche Qualitäten ihre Eingriffe haben. Im großen Stil wurden hier Wände entfernt, vertikale Bezüge geschaffen, eine offene Treppe in das Zentrum des Hauses gesetzt und der Keller als Wohnbereich aktiviert. In alle Richtungen wurde die bestehende, kompakte Ordnung der Räume aufgebrochen um ein völlig neues, individuelles Programm in die alte Hülle zu packen. Das neu aufgesetzte dritte Geschoss samt Dachterrasse, ein großes Bad mit direkt vorgeschaltetem Balkon, eine Bibliothek und ein sogenannter „Entertainment room“ im Untergeschoss tun ihr Übriges, das schmale Reihenhaus in etwas völlig Neues zu verwandeln.
 
In mancher Hinsicht hat das Innere etwas Unterkühltes. Gerade die Stahltreppe, die Art der Verwendung von Lochblech und Glas im Bereich der Treppe und die weißen Einbaumöbel machen dies deutlich. Die Architekten sprechen in diesem Zusammenhang von einem „erfrischenden Dogmatismus“: Das alltägliche Durcheinander werde durch die Einbaumöbel verborgen, was zu einer „ganzheitlichen Komposition“ führe, die auf „fast schon fordistische Organisationsstandards“ ziele. So viel offenes Bekenntnis zu selbstauferlegter Strenge im Wohnen liest man heute nur noch selten – und sieht es dem Haus im Großen und Ganzen eigentlich auch nicht wirklich an. Die mit Wellblechen aus Aluminium verkleideten Ergänzungen an der hinteren Fassade und im Dachbereich vermitteln eher einen spielerischen, im positiven Sinne gebastelten Eindruck – und nicht so sehr industrielle Strenge und ein Dogma der Selbstdisziplinierung. (gh)

Fotos: Tom Arban, Kunaal Mohan


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