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02.08.2017

Fünf Drachen im neuen Gewand

Tempelsanierung in China von Urbanus


Der im Jahr 831 erbaute Five Dragons Temple im Ruicheng County in der chinesischen Provinz Shanxi zählt zu den ältesten taoistischen Tempeln des Landes. Die hier befindliche „Drachen-Quelle“ war früher ein Mittelpunkt regelmäßiger Regenrituale. Seit jedoch moderne Bewässerungsanlagen für ausreichend feuchte Felder in der Region sorgen, verlor der Ort seine Funktion und war jahrzehntelang einer zunehmenden Vernachlässigung preisgegeben. Die nun nach Plänen von Urbanus (Peking/Shenzhen) durchgeführte Sanierung und räumliche Neuorganisation bewahrt das spirituelle Zentrum auf einem kleinen Hügel oberhalb eines Dorfes nicht nur vor dem endgültigen Zerfall, sondern lässt es in neuem Licht erstrahlen.

Der Revitalisierung des Kulturdenkmals liegen zwei Konzepte zugrunde: Zum einen ging es darum, den Tempel zu restaurieren und ihn als öffentlichen Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft zu etablieren. Um künftig auch Touristen anzuziehen, wurde das gesamte Areal außerdem zu einer Art Freiluftmuseum umfunktioniert, in dem verschiedene, einander durchdringende Räume die Geschichte des Ortes im Speziellen und die der historischen chinesischen Architektur im Allgemeinen erzählen.

Die Überreste der dem Tempelhügel vorgelagerten Quelle, die lange Zeit als Müllabladeplatz missbraucht worden waren, wurden gereinigt und mit Schilf bepflanzt, die Befestigung des einst schlammigen Bodens ließ einen neuen Vorplatz entstehen, von dem aus man nun über eine breite Treppe – statt wie zuvor über einen schmalen, steilen Pfad – zum eigentlichen Tempel hinaufsteigt. Hier befindliche, in den Hügel gegrabene Höhlen, die einstmals für die Gegend typische Behausungen bildeten, wurden renoviert und zu schattigen Sitzplätzen umfunktioniert. Dabei kam auch die traditionell verwendete gestampfte Erde zum Einsatz – eine Bautechnik, die im Dorf schon fast in Vergessenheit geraten war.

Den Eingangsbereich des Tempels bildet ein neu hinzugefügter Vorhof. Er besteht aus vorgefertigten Betonteilen, deren Verkleidung ebenfalls die Textur und Farbe von gestampfter Erde imitiert. In die Wand geschnittene Abbildungen klassischer chinesischer Gebäude lassen sie zu einer architekturgeschichtlichen Timeline werden, auf dem Boden befindet sich eine Miniatur der Tempelanlage. Durch einen schmalen Gang betreten die Besucher von hier aus deren Allerheiligstes: den Innenhof mit dem Hauptgebäude, das sich zuerst von der Seite ins Blickfeld schiebt. Auch dieser zuvor unbefestigte, karge Platz wurde vollständig gepflastert und seine Größe dabei in Relation zum Hauptgebäude neu definiert.

Weitere eingefügte Mauern, zwischen denen sich Ausstellungsflächen und Meditationsräume unter freiem Himmel öffnen, kleine Treppen sowie eine Aussichtsplattform bilden eine Serie von ineinanderfließenden Räumen und Ebenen, die neue Bezüge zwischen den einzelnen Gebäuden und historischen Überbleibseln herstellen und viel Platz zum kontemplativen Wandeln und Verweilen bieten. (da)

Fotos: Yang Chaoying, Yin Jerry



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