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10.10.2017

Brücke als Stadtraum

Richard Meier in Alessandria


Im Büro von Richard Meier feiert man eine Premiere nach der anderen. Nachdem vor kurzem in Tel Aviv das erste Wohnhochhaus des New Yorker Pritzker-Preisträgers eröffnet wurde, ist es nun die erste Brücke, die Meier vollenden konnte. Bereits vor über 20 Jahren waren Richard Meier & Partners beauftragt worden, einen Ersatz für die alte Citadella-Brücke im norditalienischen Alessandria zu entwerfen.
 
Die Brücke aus napoleonischer Zeit hatte sich bei einem verheerenden Hochwasser im Jahr 1994 als hochproblematisch erwiesen. Mit ihren vielen schweren Steinpfeilern war sie den Wasser- und Schuttmassen, die der Fluss Tanaro mit sich führte, nicht gewachsen. Irgendwann war der notwendige Durchfluss nicht mehr gegeben und das Wasser begann sich an der Brücke regelrecht zu stauen. In der Stadt entstanden gravierende Schäden, deren Behebung Jahre in Anspruch nahm.
 
1996 wurden Richard Meier & Partners vom Bürgermeister eingeladen, eine neue Brücke zu entwerfen. Doch Wechsel in der Politik und die Probleme, die dabei entstehen, wenn man eine historische Brücke abreißen will, verzögerten das Bauprojekt. 2009 wurde die alte Brücke abgerissen. Zwei Jahre später konnten die New Yorker Architekten zusammen mit dem italienischen Kontaktbüro Dante O. Benini & Partners Architects (Mailand) den Bau der neuen Brücke beginnen.
 
Im Oktober letzten Jahres wurde die neue Citadella-Brücke eröffnet und bereits einen Monat später bewies ein herbstliches Hochwasser, dass sie den Herausforderungen der Natur gewachsen ist. 185 Meter lang ist die Bogenbrücke mit aufgehängter Fahrbahn. Im Gegensatz zur alten Brück überspannt die neue und 35 Meter hohe Stahlbrücke den Tanaro stützenfrei. Das Wasser kann also auch in Extremsituationen ungehindert fließen.
 
Dass sie weiß gestrichen wurde, liegt bei Richard Meier auf der Hand. Dass die Architekten die Brücke als öffentlichen Stadtraum verstehen, ist schon eher erwähnenswert. Denn da motorisierter und nicht-motorisierte Verkehr getrennt wurden, entstanden gewissermaßen zwei Brücken in einer. Die Spur für Fahrzeuge schwingt leicht nach Norden aus – eine Bewegung, die statisch durch die leichte Kippung des tragenden Bogens nach Süden aufgefangen wird. Der Fußgänger- und Fahrradbereich dient in dem so erzeugten Spiel der Kräfte als Gegengewicht. Für die Architekten ist dieser Teil der eigentliche stadträumliche Clou des Projekts. Denn während das Überqueren der alten Brücke für Fußgänger eine Zumutung war, spannt sich mit der neuen Citadella-Brücke nun ein großzügiger öffentlicher Raum auf, der dazu einlädt, die Bewegung über den Fluss ganz anders wahr zu nehmen oder sogar auf der Brücke zu verweilen. (gh)

Fotos:
Hufton + Crow


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