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27.11.2013

Öffentlichkeit in Sichtbeton

Portzamparcs Kulturbau in Rio


Die Vorbilder von Oscar Niemeyer bis Lina Bo Bardi sieht man dem neuen Bau von Christian de Portzamparc deutlich an. Fast meint man, ein Riese hätte auf der Kreuzung von Avenida das Américas und Avenida Ayrton Senna in Rio de Janeiro die Greatest Hits der brasilianischen Moderne in einem einzigen Gebäude verdichtet. Schon 2002 hatte der Franzose Portzamparc den Auftrag bekommen, für den noch jungen westlichen Stadtteil Barra da Tijuca einen neuen kulturellen Mittelpunkt zu entwerfen. Nun wurde die Cidade das Artes fertiggestellt.

Die verwinkelte Komplexität des Bauwerks ergibt sich aus einem vielfältigen Programm: Zwischen den beiden schwebenden horizontalen Betonplatten befinden sich eine Konzerthalle, ein Kammermusiksaal und ein Saal für elektroakustische Musik mit insgesamt 2.500 Plätzen, der Hauptsitz des staatlichen Symphonieorchesters, eine Musikschule, drei Kinos, Ausstellungsflächen, Proberäume und Tanzstudios, eine Medienbibliothek sowie Restaurants, Geschäfte und Büros.

Gelegen zwischen den vom Brasilia-Planer Lúcio Costa entworfenen Schnellstraßen, musste Portzamparc der durch Autoverkehr geprägten Umgebung begegnen. Seine architektonische Strategie: die symbolische Besetzung des Raumes durch einen monumentalen Baukörper, dessen innere Struktur sich trotzdem luftig entfaltet.

Wichtigstes Element ist die Terrasse in zehn Metern Höhe, die durch den zentralen Luftraum unter dem hohen Dach entsteht. Um diesen herum sind die einzelnen Programme in eigenständigen Baukörpern untergebracht, was einen zerklüfteten Raum mit zahlreichen Sichtbeziehungen erzeugt. Ähnlich wie bei den Kulturbauten Bo Bardis sollen hier wie auf einem öffentlichen städtischen Platz Menschen zusammenkommen, die sich im segregierten Alltag Brasiliens sonst eher nicht begegnen.

Noch schöner als das Terrassen-Spektakel oder der Ausblick auf die Berge ist aber vielleicht ein Spaziergang unter das Gebäude. Hier treffen die geschwungenen Wände der einzelnen Baukörper auf den von Fernando Chacel gestalteten Park und bilden eine Art melancholische Ruinenlandschaft, geprägt von (relativer) Stille, Wassertümpeln, rauem Beton und tropischer Vegetation.

Fotos: Nelson Kon


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