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20.02.2017

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Selbstlernen im Stil der Siebziger

Neubau der Uni Kassel von Atelier 30


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Die „offene Lernlandschaft“ im „modular veredelten Rohbau“ – Konzepte, die heute in Theorie und Praxis des Bildungsbaus als zukunftsweisend gelten, erinnern immer wieder auch an die Siebzigerjahre. Auch gestalterisch, wenn Beton und sichtbare Haustechnik kräftigen Farben und eierförmigen Hängesesseln gegenüberstehen. Das kürzlich eröffnete Selbstlernzentrum Leo (Lernort) der Universität Kassel zeigt Reminiszenzen an die pädagogische Architektur der Siebziger, dabei soll es mit seinem frei nutzbaren Raumangebot auf die Bedürfnisse der Studierenden heute, im digitalen Zeitalter, reagieren. Während das Studieren mobil am Notebook stattfindet, werden Bibliotheken mehr und mehr zum Arbeitsplatz. Der Neubau der Architekten Atelier 30 bietet deswegen verschiedene Raumqualitäten für „Kommunikation und Konzentration“.

Kaum eine deutsche Hochschule hat in den letzten Jahr so eifrig gebaut wie die Universität Kassel. Mit dem Projekt Leo wurde ein Neubau für Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung feierlich eröffnet, der – ebenso wie das Hauptgebäude aus dem Jahr 2015 – von den Berliner Architekten raumzeit stammt. Ebenfalls 2015 eröffnete das Gründerzentrum von Birk Heilmeyer und Frenzel . Letzteres soll die Wirtschaft (nicht nur) räumlich an Forschung und Lehre anbinden und steht somit für das Wachstumskonzept der Universität. Der flexible Rohbau wurde durch kleine architektonische Kniffe „veredelt“. So lässt sich dem Brutalismus und Funktionalismus ein „Mehrwert“ hinzufügen – wie es besipielsweise KAAN Architekten formulierten, deren neues Großraumbüro in Rotterdam die Technik unter der Decke offen zeigt und durch edle Holzeinbauten kontrastiert.

Auch im neuen Leo in Kassel kann man durch die Lamellen der abgehängten Decke etwas von der Technik sehen. Ganz so offen wie Kaan oder Birk Heilmeyer und Frenzel wollen sich Atelier 30 aber nicht zum Rohbau bekennen. Die Landschaft aus bunten Einbausitzgruppen im Obergeschoss liegt unter einer geschlossenen Abhangdecke – vermutlich aus Gründen der Akustik. Die transparenten Schalensessel sowie die gruppierten, nackten Glühlampen in den eingestellten, rotgepolsterten Sitzgruppen bilden den Retrotrend ab.

Leider bieten die Außenanlagen nur wenige Bäume und viel versiegelte Fläche. Während die Kasseler Campus-Architektur also den Anspruch erhebt, aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt zu haben und gleichzeitig international auf der Höhe der Zeit zu sein, verlangt der heutige Städtebau – als weitere Parallele zu den Siebzigerjahren – eher nach einer neuen „Stadtverwaldung“, wie sie Joseph Beuys mit seinen 7000 Eichen auf der documenta 1982 initiierte. (dd)

Fotos: Monika Nikolic


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