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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Kritik_an_Verfahren_fuer_Landtagsneubau_in_Potsdam_-_mit_Kommentar_25284.html

12.10.2006

Kammer fordert Wettbewerb

Kritik an Verfahren für Landtagsneubau in Potsdam - mit Kommentar


Die brandenburgische Architektenkammer hat einen Architekturwettbewerb für den Neubau des Landtags in Potsdam gefordert.

Für das Landtagsgebäude, das in den Umrissen des zerstörten Stadtschlosses in der Potsdamer Stadtmitte gebaut werden soll, ist im August 2006 ein europaweites Vergabeverfahren für Investoren zu Ende gegangen. Erwartet wurde ein Gesamtangebot vom Entwurf über die Kosten bis zu einem Betreiberkonzept. Die nächste Stufe, für die die sechs verbleibenden Investoren unter elf Bewerbern ausgewählt wurden, läuft bis zum Frühjahr 2007. Die Investoren beauftragen ihre eigenen Architekten.

Die Kammer hat dieses Verfahren scharf kritisiert und sich für einen nachträglichen Architektenwettbewerb ausgesprochen. „Die Aufgabe ist wichtig genug“, sagte Kammerpräsident Bernhard Schuster am 10. Oktober 2006 in Potsdam. Auch die durch einen Wettbewerb zum jetzigen Zeitpunkt entstehende Verzögerung von etwa fünf bis sechs Monaten müsse mit Blick auf die gesamte Nutzungsdauer in Kauf genommen werden.

Kommentar der Redaktion

Was ist eigentlich los mit der Baukultur in Potsdam? Erst die Provinzposse um das Spaßbad, das unbedingt vom greisen Pritzker-Preisträger Oscar Niemeyer stammen muss, auch wenn dessen infantiler Entwurf bei keinem regulären Architekturwettbewerb eine Chance gehabt hätte (siehe dazu zuletzt die BauNetz-Meldung vom 15. Mai 2006).

Und nun Ärger um das wohl wichtigste Bauvorhaben im Land Brandenburg der nächsten Jahre, den Landtagsneubau als Nachschöpfung des verlorenen Schlosses. Wieder soll es keinen Wettbewerb geben. Die sechs verbliebenen Investoren werden ihre eigenen Architekten mitbringen, man wird also nur aus sechs Entwürfen wählen können, und schlimmer: Die, die da wählen, sind – anders als beim Architekturwettbewerb – mehrheitlich keine Fachleute. Sie werden nach betriebswirtschaftlichen und politischen Kriterien entscheiden, jedoch nicht vorrangig nach Architekturqualität: Fatal bei einem Bauvorhaben, das sich diesem sensiblen Alt-Neu-Thema widmet.

Hier sind nämlich ganz verschiedene architektonische Herangehensweisen denkbar, wie das Beispiel des Pariser Platzes in Berlin zeigt: Dort halten sich alle Gebäude an die vorgegebenen Baufluchten und -höhen, dennoch gibt es eine enorme gestalterische Spannweite, vom pseudo-historisierenden Hotel Adlon bis zu Behnischs radikaler Glasfassade, von Kleihues' mäßig „kritischer“ Rekonstruktion der Häuser Liebermann und Sommer bis zu Gehrys ganz eigener Tektonik bei der Fassade der DG-Bank.

Wo ein solches Spektrum möglich ist, kann die Auswahl des Wiederaufbaukonzepts des Potsdamer Stadtschlosses nicht einer Zufallsentscheidung überlassen werden. Ein gut vorbereiteter Architekturwettbewerb ist das mindeste, was erforderlich ist, wenn Potsdam im 21. Jahrhundert den Anschluss seine großartige Bautradition wiederfinden will.

Bendikt Hotze


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