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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Jugendzentrum_in_London_3340155.html

11.10.2013

Holzkiste und Silberfolie

Jugendzentrum in London


Während das Wort Jugendzentrum im Deutschen noch immer nach biederer Sozialarbeit und siffigen Sofas klingt, haben sich woanders längst neue Typologien entwickeln. MyPlace hieß ein Programm der inzwischen abgewählten britischen Labour-Regierung, um Jugendlichen an einem einzigen Ort Bildungs- und Freizeitangebote sowie Möglichkeiten zur kreativen Selbstentfaltung zu bieten. Im Londoner Stadtteil Lewisham haben nun RCKa Architects (London) ein solches Zentrum fertig gestellt, das unter anderem Kletterwand, Ausbildungsküche samt Café, Aufnahme- und Tanzstudios, Computerarbeitsplätze und Lernbereiche sowie ein kleines Gesundheitszentrum unter einem Dach vereint.
 
Zentrales Element der Architektur ist ein mehrgeschossiges Atrium, zu dem hin sich die unterschiedlichen Bereiche des Jugendzentrums öffnen. Die Stockwerke springen teils vor, teils zurück, so dass ein zerklüfteter Raum entsteht, der zugleich für Übersicht sorgt und trotzdem Intimität erlaubt. Weitere gebäudehohe Lufträume bieten außerdem der Kletterwand Platz und dienen längs der südlichen Fassade als Wintergarten, um das Innere gegen den Lärm des angrenzenden Sportplatzes abzuschirmen. Die Variation aus geschlossenen und offenen Volumen in Kombination mit Innenwänden aus Glas bietet außerdem zahlreiche visuelle Querverbindungen. 
 
Strukturell besteht das Gebäude aus einer Leimholz-Konstruktion, deren Raster der Architektur nicht nur den Rhythmus vorgibt, sondern mit ihrer weiß lasierten Oberfläche auch für eine warme Atmosphäre sorgt. Die Fassade besteht im oberen Teil aus transluzenten Polycarbonat-Paneelen vor einer silbern reflektierenden Isolierschicht, so dass ein schimmerndes Äußeres entsteht. Auf Straßenniveau finden dagegen Betonfertigteile Verwendung, um das Jugendzentrum ausreichend robust für den harten Londoner Alltag zu machen.
 
Resultat ist ein Gebäude, das gerade dank vieler einfacher Lösungen eine Komplexität und Qualität erreicht, wie sie auch bei weitaus teureren Bauwerken selten ist. Und das, obwohl die Architekten keineswegs völlig freie Hand hatten, sondern Teil eines langwierigen Partizipationsprozesses waren. Oder vielleicht auch gerade deswegen.

Fotos: Ioana Marinescu/Jakob Spriestersbach

 


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