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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Jugendzentrum_in_Amsterdam_von_Kempe_Thill_eroeffnet_1571819.html

06.04.2011

Wohnzimmer im Park

Jugendzentrum in Amsterdam von Kempe Thill eröffnet


Jugendzentren sind meist graue Bungalowbauten mit wenig Charme – kein Wunder, dass sie von ihren Nutzern im Dunkel der Nacht heimlich verschönert werden. In Amsterdam-Osdorp  wurde gestern ein Jugendzentrum eröffnet, das sich ganz anderes im Stadtraum zeigt. Das Jugend- und Nachbarschaftszentrum „De Hood“ ist kein flacher Bau, sondern ein hoher Kubus, dessen Untergeschoss komplett verglast worden ist. Mutig, könnte man denken.

Der Amsterdamer Stadtteil Osdorp ist, so viel muss man wissen, nach dem zweiten Weltkrieg entstanden und von großmaßstäblichem sozialen Wohnungsbau geprägt. Seit den neunziger Jahren wird der Bestand im Zuge eins Stadterneuerungsprojektes rundum saniert oder sogar abgerissen und durch Neubauten ersetzt.

Oder doch verdammt schlau? Dahinter steckt nämlich ein ausgeklügeltes Konzept der Rotterdamer Architekten vom Atelier Kempe Thill (siehe BauNetz-Meldung vom 1. März 2010). Mit einer Kombination zweier Raumtypen – einem offenen und einem geschlossenen Raum – antworten sie auf die Bauaufgabe, ein kleines Jugendzentrum möglichst vorsichtig innerhalb des vorhandenen Baumbestandes des Parks in der „Reimerswaalbuurt“ einzufügen und als allseitigen, monumentalen und gut sichtbaren Solitär zu gestalten.

Der Neubau stapelt diese zwei Raumkonzepte einfach übereinander: Von außen ist das Konzept ablesbar und dominiert die Fassadengestaltung. Im Inneren bestimmt der Kontrast zwischen beiden Raumkonstellationen ebenfalls die Wahrnehmung und überrascht, da der vollständig geschlossene Raum wesentlich heller wirkt, als der vollständig geöffnete.

Das Erdgeschoss ist als flacher Sandwich-Space entworfen, der sich vollständig verglast in seiner Gänze zur Umgebung hin öffnet. Der Park mit seinem dominanten Baumdach wird Teil seines Interieurs und erweitert den kleinen Raum großzügig nach außen. Dieser Effekt soll durch die zurückhaltende Raumgestaltung und die graue Farbgebung des Interieurs unterstrichen werden. Als „öffentliches Wohnzimmer“ der Nachbarschaft genutzt, sind Aktivitäten im Inneren gut sichtbar und sollen laut den Architekten eine direkte Interaktion mit dem öffentlichen Raum fördern.

Der multifunktionale Saal im Obergeschoss hingegen hat eine vollständig geschlossene Fassade und formt einen hermetischen und introvertierten Raum. Seine gewünschte, sehr neutrale Erscheinungsform wird relativiert durch seine großzügige Höhe sowie zwei große Oberlichter, die den Raum natürlich belichten.

Um dieses Konzept trotz eines niedrigen Budgets zu realisieren, haben die Architekten auf eine Stahlkonstruktion mit einer Wandfüllung aus Kalksandstein zurückgegriffen: „Wie ein billiger Industriebau“, beschreiben sie ehrlich ihr Projekt. „ Alle technischen Installationen wurden in die Wände und den Etagenboden integriert, wodurch keine Unterhangdecken notwendig waren, was zu einer höheren Etagenhöhe beiträgt. Die Glasfassade besteht aus einem kostengünstigen Vollglassystem, wobei große Scheiben von bis zu fünf Meter Länge eingesetzt wurden. Für den geschlossene Teil der Fassade kam ein Polyurethan-Sprühsystem zum Einsatz, welches normalerweise bei der Isolierung von Erdöltanks und Schweineställen verwendet wird.“

Fotos: Ulrich Schwarz, Berlin


Zum Thema:

Kempe Thill im Crystal Talk


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