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02.11.2017

In den Felsen von Cornwall

Jamie Fobert erweitert Tate St Ives


Großer Aufwand für nur einen Raum – so lautet das Fazit des britischen Architekturkritikers Rowan Moore zur Erweiterung der Tate St Ives Art Gallery. Wer am Strand des 11.000-Einwohner-Städtchens in Cornwall steht, erkennt den brutalistisch-postmodernen Ursprungsbau der Architekten Eldred Evans und David Shalev von 1993 an seiner großen Eingangsgeste. Der neue, meerblaue Aufbau von Jamie Fobert Architects, eröffnet am 14. Oktober, fällt hingegen kaum ins Auge. Vor mehr als zehn Jahren wurde mit der Erweiterungsplanung begonnen, umgerechnet mehr als 22 Millionen Euro wurden investiert.
 
Kaum zu glauben, dass für den unscheinbaren Neubau ein ganzer Appartementblock abgerissen und umgesiedelt werden musste. Tatsächlich handelt es sich bei dem sichtbaren Aufbau auch lediglich um einen zusätzlichen Eingang auf oberer Ebene. Die größte Tür dient der Anlieferung von Kunstwerken, denn eine wichtige Aufgabe der Erweiterung besteht in der Verbesserung der musealen Infrastruktur. Die Besucher der Tate St Ives werden die Erweiterung hauptsächlich in Form eines neuen Ausstellungsraumes wahrnehmen. Dieser rechtwinklige 500-Quadratmeter-Raum wurde komplett in den Felsen gestemmt, um möglichst wenig Präsenz im Stadtbild zu zeigen.

Seit dem 19. Jahrhundert leben und arbeiten Künstler in der malerischen Küstenlandschaft von St Ives. Um den Zweiten Weltkrieg herum versammelten sich hier britische Modernisten wie Ben Nicholson, Christopher Wood oder Barbara Hepworth. Um deren Werke auszustellen, beschlossen Stadt und Tate Gallery in den Achtzigerjahren, gemeinsam ein Museum zu bauen. Die Anlage erinnert in ihrer labyrinthhaften Inszenierung des Ausstellungsrundgangs an James Stirlings Staatsgalerie in Stuttgart. Anstelle plakativer Farbigkeit ist die Tate St Ives jedoch hell und in Pastelltönen gehalten ­– ein Ortsbezug zu Strand und Meer.

Ursprünglich für 70.000 Besucher im Jahr konzipiert, stiegen die Zahlen bis 2004 auf 250.000 Besucher an. Aus einer Dauerausstellung lokaler Künstler wurden international bedeutende Wechselausstellungen. 2005 hatten Jamie Fobert Architects sich im Auswahlverfahren der RIBA für eine Erweiterung durchgesetzt, doch die Pläne stießen auf Widerstand in der Bevölkerung. Der geplante Neubau erschien zu groß für die kleine Stadt. Mit dem Ziel, eine möglichst unauffällige Lösung zu finden, wurde ein neues Auswahlverfahren organisiert, in dem sich ebenfalls Jamie Fobert Architects qualifizierten. Neben Ausstellungsraum, Anlieferung und Büros bietet der Neubau Räume für die Museumspädagogik. So trägt die Erweiterung trotz ihrer augenscheinlichen Unsichtbarkeit im übertragenenen Sinne zur Sichtbarkeit des Museums bei. (dd)

Fotos: Hufton + Crow, Dennis Gilbert


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Das neue Eingangsgebäude ist mit meerfarbenen Keramikplatten verkleidet.

Das neue Eingangsgebäude ist mit meerfarbenen Keramikplatten verkleidet.

Der Ausstellungsraum ist in den Fels gestemmt und von oben belichtet.

Der Ausstellungsraum ist in den Fels gestemmt und von oben belichtet.

Die Erweiterung sollte sich möglichst unauffällig in das Ensemble einfügen.

Die Erweiterung sollte sich möglichst unauffällig in das Ensemble einfügen.



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