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01.03.2017

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Schön, aber immer noch temporär

Holzbau für Geflüchtete in Mannheim


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Warum für den Bau eines Gebäudes Großmaschinen und High-Tech einsetzen, wenn es genügend unbezahlte Arbeitskräfte gibt? Das klingt nach zynischem Rationalismus, doch hinter diesem ökonomischen Gedanken steckt ein ethischer Ansatz: Menschen aus dem zähen Zustand des Wartens und der Untätigkeit holen. Für die Landeserstaufnahmestelle auf der Konversionsfläche der Kaserne Spinelli in Mannheim haben Studierende und Lehrende des Fachbereichs Architektur an der TU-Kaiserslautern gemeinsam mit den künftigen Nutzern ein Aufenthaltsgebäude entworfen und gebaut.

Entstanden ist ein vier Meter hoher und zwanzig Meter langer Pavillon aus Holz, der zwei Höfe formuliert. Einen kleineren geschlossenen mit überdachten Sitznischen und einen offenen für Veranstaltungen. Ein zum Hof orientierter Gemeinschaftsraum kann zur Bühne werden, die beiden Lagerräume können zugleich Werkstatt und Kiosk sein. Der äußere Gang öffnet sich an einer Seite zur wichtigsten Wegeverbindung im Quartier.

25 Geflüchtete, 18 Studierende sowie ihre Professoren Stefan Krötsch (FB Tektonik im Holzbau), Jürgen Graf (FB Tragwerk und Material) und Andreas Kretzer (FB Digitale Werkzeuge) entwickelten eine Bauart, deren Errichtung fast ohne Maschinen auskommt. Die geschlossenen Wände bestehen aus Holz-Rahmenbauelementen und sind entweder mit Fichte-Dreischichtplatten beplankt oder mit einer hinterlüfteten Schalung aus witterungsbeständigem Douglasienholz bekleidet. Der Bau gründet auf wenigen Einzelfundamenten, die vergleichsweise leichten Wände sind tragend. Das sparte nicht nur entscheidend Kosten, sondern reduzierte auch die Menge an Beton. Gestalterisch markant sind die Wände aus fünf Lagen vertikal und diagonal angeordneter Latten. Das filigrane Geflecht soll an orientalische Ornamente erinnern und auf die Herkunft vieler Geflüchteter verweisen.

Es ist ein löbliches Projekt, das die Studierenden mit der Praxis konfrontierte, die Geflüchteten als Partner ernst nahm und das dank des Engagements einiger Dezernate in Mannheim in kurzer Zeit die üblichen bürokratische Hürden überwand.

Dennoch macht das Gemeinschaftshaus auf dem Spinelli-Areal einen Missstand deutlich: Die Unterbringung geflüchteter Menschen in Deutschland besteht noch immer vor allem auf kurzfristigen Lösungen ­– politisch, sozial und architektonisch.  (sj)

Fotos: Yannick Wegner


Kommentare

8

solong | 03.03.2017 12:23 Uhr

etiam si omnes... vorurteile vorschieben ...

und nichts machen außer ... mit verlaub ... "völkisches gemeckere / dummgeschwätz" ... ist schon schlimm genug ... aber hier noch unwissend ... den ausspruch etiam si omnes - ego non; aus der predigt von jesus auf dem ölberg ... in der überlieferung des matthäus-evangelium ... als pseudonym zu verwenden ... ist schon grob ... wenn auch auf das wesen des verwenders ... vermutlich zutreffend ... "wenn auch alle, ich aber nicht" ... frei übersetzt ... war die antwort von petrus auf die aussage von jesus, dass er von allen fallengelassen wird ... es hat ihn nicht davon abgehalten jesus später trotzdem zu verleugnen ... in dem sinne ist jedes gemeinsame für einander einstehen ... gesellschaftlich wertvoll ... die, die im grunde alles andere "brennen sehen wollen" ... behindern jegliche evolution ... anstelle zu schützen ... vernichten sie dadurch die gesellschaft ... aber dafür muss man etwas mehr horizont aufweisen... als das bisschen eigene kleine ego ...

7

lucas | 03.03.2017 00:03 Uhr

an alle dauerpesimisten und nörgler

Ich möchte mich den Kommentaren 1/2+3 anschließen.
Zu 4 und 5 möchte fragen, welche Ansätze denn nach ihrer Ansicht bessere Teilhabe Austausch und gemeinsames Schaffen auf Augenhöhe ermöglichen kann. Dass ein einzelnes Projekt nicht den Anspruch erhebt und die komplette Antwort geben kann, wie wir hier und anderswo gut zusammenleben anstatt aneinander vorbei, dürfte klar sein. Dennoch sieht es für mich bei diesem Projekt stark danach aus, dass speziell während des Bauprozesses in höchstem Mass gelungen ist, Menschen von hier und anderswo zu verbinden und zu beflügeln im gemeinsamen Schaffen.

6

claus | 02.03.2017 23:25 Uhr

No-Go zur Sache

Ego, geht’s auch ne Nummer kleiner? Im Text wird nirgends behauptet, dass die Mitarbeit an diesem Projekt irgendjemanden zu einem vollintegrierten Demokraten gemacht hat, und auch nicht, dass es sich hier um „die Lösung für alle Probleme“ handelt!

Fakt ist aber, dass besonders in den Erstaufnahmestellen Mangel an Rückzugsräumen herrscht und, dass genau aus diesem Mangel häufig Probleme entstehen. Da kann ein solches Projekt durchaus Abhilfe schaffen.

Und No-Go-Areas sind in letzten Jahren vor allem f ü r Flüchtlinge entstanden und nicht d u r c h Flüchtlinge. Das nur mal so am Rande.

5

staubmeier | 02.03.2017 15:59 Uhr

super ego!

hab´mich, ehrlich gesagt, nicht getraut, auch sowas hier zu schreiben.

seinen karren hinter ein pferd zu spannen, nur um ...

bleibt ehrlich.

4

etiam si omnes, ego non | 02.03.2017 12:29 Uhr

Das ist es!

Das ist die Lösung für alle Probleme! Einfach in den stetig wachsenden No-Go-Areas und rechtsfreien Räumen Holzpavillons aufstellen und alle sozio-kulturellen Verwerfungen sind dahin. Die brennen bestimmt auch gut!
Super, dass es doch so einfach geht. Und ich dachte schon, "die multikulturelle Gesellschaft ist gescheitert" (A. Merkel).

3

zwei²Werk | 02.03.2017 08:49 Uhr

Mut zur Lücke, GROSSES Kompliment!

Nicht nur der Entwurf, sondern dessen Umsetzung gemeinsam mit den Flüchtlingen und vor allem das Ergbnis sind ein ganz großer Beitrag zur Baukultur in unserer heutigen, flüchtigen Zeit. Ihr habt in allen Belangen Werte geschaffen, mein Kompliment.
Eventuell nehmt Ihr bei der nächsten Veranstaltung noch farbenfrohe, bunte Stehtisch-Hussen, denn das was dort entstanden ist, ist lebensbejahend, zukunftsweisend und somit bunt und multikulturell.

2

Barbara Baumann | 01.03.2017 18:48 Uhr

Lichtblick

Ein wunderbarer, leider viel zu seltener Lichtblick... und neben den sozialen Synergien ein richtig guter Beitrag zur Poesie und Ästhetik des Bauens.

Ein großes Kompliment an alle Denker, Macher und Mitmacher...

1

Josef Prinz | 01.03.2017 16:52 Uhr

Schön

Schön, aber nicht nur schön sondern auch richtig gut!

 
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