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07.12.2011

Knick in der Fassade

Hochhaus von Barkow Leibinger in Berlin


Lange stand der Hauptbahnhof allein in der brachliegenden Großstadtwüste abseits des Berliner Stadtlebens. Wer hier hinkam, wollte schnell weg. Das ändert sich nun. Die ersten Hotelketten bauen hier an und laden zum Verweilen ein, aber auch Bürotürme schießen aus dem Boden. Heute wird nördlich des Hauptbahnhofs der Rohbau des „Tour Total“ fertiggestellt. Mit der Betonierung der letzten Deckenplatte feiert man eine Art symbolischen Ersatz des Richtfestes. Entworfen wurde der Turm, der als einer von vier geplanten Türmen als Auftakt der Europacity am Umlenkungspunkt der Minna-Cauer-Straße in die Heidestraße steht, von den Berliner Architekten Barkow Leibinger.

Diese beschreiben ihren Entwurfsgedanken als eine Reaktion auf die städtebauliche Lage: „Mit einer gewissen Plastizität und Bewegungen im Baukörper wird auf diese Situation reagiert: durch die Verdrehung zwischen Sockel und Turm sowie einen „Knick“ in der Längsfassade. Die
Fassade sollte das Thema der Dynamik noch weiter fortführen. Die bewegte äußere Hülle übernimmt – aufbauend auf dem zugrunde liegenden rationalen Raster – die Aufgabe, wie ein Medium zwischen Gebäude und Stadt zu vermitteln, die großen und kleinen Maßstäbe der Umgebung aufzugreifen, in der Annäherung und in der Vorbeifahrt das Gesicht des Hauses zu verändern und die Vertikalität zu betonen.“

Während der Bauherr an dem Tour Total anscheinend besonders die Nähe zum Hauptbahnhof liebt, wie auf den Visualisierungen von 2009 unschwer zu erkennen, spielte für die Architekten die Gestaltung der Fassade eine wichtige Rolle. Durch Wiederholung und Variation eines Betonfertigteil-Moduls soll die Strenge des Rasters aufgelöst werden; die hellen Beton-Elemente überziehen den Baukörper mit einem plastischen Linienverlauf, der die Wirkung von Licht und Schatten auf der Fassade verstärkt. Dieses Grundmodul, das asymmetrisch ist und durch unterschiedliche Drehungen eine Vielfalt erzeugt, nennen die Architekten „K-Modul“. Aus zwei dreidimensionalen Elementen zusammengesetzt, reichen diese 7,35 Meter hohen und 2,40 Meter breiten Elemente jeweils über zwei Geschosse; sie unterscheiden sich im Verlauf ihres diagonalen Grats, mit dem sie das K formen. „Die plastische Struktur der Fassade entsteht dadurch, dass die K-Module gespiegelt und seitlich zueinander versetzt zum Einsatz kommen“, erläutern die Architekten. Hergestellt werden die Grundelemente in einer T-Form. „So werden zugleich die vertikale Lisene und das horizontale Brüstungsband ausgebildet, außerdem lässt sich auf diese Weise eine Verdrehung der Lisenen unter dem Einfluss der horizontalen Windlasten verhindern.“

Gute Architektur steht und fällt mit dem Bauherrn. Im Fall des „Tour Total“ sitzen Barkow Leibinger hier mit dem Investor CA Immo (früher Vivico) an einem Tisch – ein Investor, der weiß, was er will, viel baut und dabei leider selten ein gutes Gespür für Baukultur beweist. Die Fassade des „Tour Total“ ist so gesehen und Dank Barkow Leibinger eine überraschend gelungene Ausnahme. Im Spätsommer 2012 soll der Neubau bezogen werden.


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