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31.03.2014

Alles ist Architektur, oder: Die Nummer 7

Hans Hollein zum 80. Geburtstag


Pillen, Schmuck, Möbel, Türklinken, Lampen und Brillen – es gibt kaum etwas, das der Österreicher Hans Hollein nicht entworfen hat. Ganz zu schweigen von seiner Arbeit im Hauptberuf, der Architektur, wo er von Miniboutiquen über Museen bis hin zu Hochhäusern ebenfalls nichts ausließ. Keine Frage: Hans Hollein, der gestern seinen 80. Geburtstag feierte, ist seinem Motto, dass alles Architektur sei, über die Jahrzehnte hinweg treu geblieben.

Dass er bei dieser Vielfalt an Interessen nicht Künstler wurde, lag nach eigener Aussage auch daran, dass ihm die Architektur in ihrem Einfluss auf das Leben wirksamer erschien. Denn um die sinnliche Wirkung von Architektur in Abgrenzung zum Funktionalismus der Nachkriegszeit ging es Hollein von Anfang an. „Architektur muss brennen“ hieß es später bei seinen Wiener Kollegen von Coop Himmelb(l)au, doch findet sich diese sehr österreichische Idee sinngemäß schon 1963 bei Hollein. „Wenn wir schon eine Schönheit wollen, dann eine sinnliche Schönheit elementarer Gewalt“, heißt es in seinem Manifest für eine „Absolute Architektur“.

Folgerichtig hat Hollein sich dieser Idee von Anfang an nicht nur mit Texten, Skizzen und Visionen genähert, sondern auch mit seinen realisierten Bauten. Und das ganz ohne jenen Überwältigungsgestus, der Dynamik in immer aufwendigeren Konstruktionen sucht.  Im Gegenteil, ganz der „postmoderne Altmeister“, arbeitet er bis heute immer mit den Mitteln der Architektur und nicht gegen sie. Allerdings meint das bei Hollein nie eine Reduktion auf die Historie: Wenn er seine Gebäude selbst in engster Innenstadtlage wie Landschaften konzipiert, mit Rampen und komplexen Sichtbeziehungen, dann kommt immer auch das Arsenal der Moderne zum Einsatz.

So ist sein Werk auch ein Forschungsprogramm darüber, was Raum überhaupt ausmacht, von minimalen Blow-Up-Arbeitsplätzen bis hin zu den riesigen Flugzeugträgern, die er einst in seinen Collagen als urbane Readymades in der Landschaft stranden ließ. Von dieser Vielfalt an Möglichkeiten, die er immer auch an seinen Aufträgen jenseits der Architektur schärft, profitiert bis heute nicht nur Holleins eigenes Werk, sondern die ganze Disziplin. Wofür er auch 1985 schon mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnet wurde, als zweiter Europäer nach Stirling und Nummer Sieben der inzwischen 37 Pritzker-Preisträger überhaupt. (sb)

Zwei große Ausstellungen sind demnächst dem Werk von Hans Hollein gewidmet, beide kuratiert von Wilfried Kuehn (einmal zusammen mit Susanne Titz, im anderen Fall mit Marlies Wirth). Die erste wird am 12. April in Holleins Museum Abteiberg in Mönchengladbach eröffnet. Sie geht auf eine Zusammenarbeit mit dem MAK Wien zurück, wo ab dem 24. Juni auch die zweite Ausstellung zu sehen sein wird.


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Hans Hollein, Portrait von Alexandra Pawloff, 2011

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