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13.11.2015

Ein Schlüter wird wahr

Halbzeit für Schlossfassade in Berlin


Von Sophie Jung

Wenn Manfred Rettig über das Berliner Schloss spricht, dann vermittelt er keine Zuversicht, sondern steinharte Gewissheit. Unerschütterlich treibt der Vorsitzende der Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum das Riesenprojekt in der Hauptstadt voran. Rettigs Ergebnisse sind, aus Managerperspektive, hervorragend: Alle Termine werden eingehalten, die Spendengelder fließen, der Bundestag nickt ab, was die Stiftung fordert. Jüngste Errungenschaft: Neben der Kuppel wird es ein Dachrestaurant geben, die Finanzierung von fünf Millionen Euro hat der Haushaltsausschuss des Bundes noch gestern zugesichert.

Entsprechend gut gelaunt war Manfred Rettig heute Morgen bei einer offiziellen Baustellenbegehung. Anlass des Termins: Halbzeit der Schlossfassade. Auf den mächtigen Betonkasten mit Kuppelskelett, der in seiner Rohheit bislang noch einen grauen Charme versprühte, hat sich in den letzten Monaten Stück für Stück aus Elbsandstein und Klinker ein Barock nach dem Vorbild von Andreas Schlüter gelegt. Einige Säulen stehen schon und andere geschwungene Kartuschen wachen bereits über Portalen und an Fenstergiebeln. Vor allem der Schlüterhof, das Prunkstück des neuen Schlosses, wird nun „erlebbar“, wie Rettig es formuliert.

Auf der Fassade kommen Zahlen der Superlative zusammen: 3,5 Millionen massive Klinkersteine werden an die Außen- und Hoffronten appliziert, „damit ist das Schloss eines der größten Mauerwerksbauten seit dem Zweiten Weltkrieg“, betont Rettig. Fünf Firmen arbeiten gerade an der Rekonstruktion des historischen Schmuckwerks.

Was beim Richtfest in diesem Sommer noch nicht klar war: Auch die Eosander-Portale in der Passage werden wiederaufgebaut. Zwei anonyme Spender werden alleinig für die Neufassung einer spätbarocken Fassade des Schlossbaumeisters Johann Friedrich Eosander von Göthe an den Kopfenden des schmalen Hofes aufkommen. Ihre Namen sollen nicht bekannt werden. Auch die Finanzierung der Kuppel-Ornamentik (historisch waren hier unter anderem Friedrich August Stüler und Karl Friedrich Schinkel beteiligt) scheint die Stiftung an einzelne Großspender abzugeben: „Es gibt wichtige Interessenten, die bereit sind, dafür Geld auszugeben“, deutet Rettig in ungewöhnlicher Diskretion an.

Auch wenn der Bund beisteuert – zehn Millionen für eine mögliche Verlegung des Neptunbrunnens vor das Schloss, fünf Millionen für das Dachrestaurant –, die Fassade, die jetzt langsam den rohen Beton hochklettert, wird alleinig von Bürgerspenden finanziert. 40 Millionen Euro hat die Stiftung in diesem Jahr nur für die Rekonstruktion der historischen Fronten eingenommen. Ob man es mag oder nicht: An Elbsandstein und Klinker wird ein Bürgerwille sichtbar.


Zum Thema:

Welch seltsames Gebäude entsteht da eigentlich in Berlins historischer Mitte? Die Baunetzwoche#411 widmet sich dem Berliner Schloss.


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