Wie die Kita-Kinder in Zweierreihen stehen sie da: eine Gruppe paarweise ringförmig arrangierter Bäume prägt das Grundstück im belgischen Dilbeek auf dem die drei Büros Atelier Starzak Strebicki (Posen), Carton123 Architecten (Brüssel) und Natural Born Architects (Brüssel) einen Komplex aus Grundschule und Kindertagesstätte realisieren werden. Die niedrige architektonische Dichte der kleinen Gemeinde westlich von Brüssel, die sich in der losen baulichen Struktur der Grundstücksnachbarschaft zeigt, veranlasste die Architekten, zur Setzung ihres Neubaus die Baumreihen als einen nicht-baulichen Bezugsrahmen zu wählen.

Dabei konserviert ihr Gebäude nicht nur den landschaftlichen Kontext des Grundstücks mit seinen informellen Fußwegen, Bäumen und Wildwuchs, sondern instrumentalisiert die vegetativen Elemente gezielt als formgebende Größen. Einen solchen „Baumbezug“ kennt man aus zahlreichen anderen Projekten, bei denen dieser meist eine skulpturale Herangehensweise den Entwurf der Gebäudevolumen rechtfertigt: Wie weiche Massen scheinen Baukörper durch die auf dem Grundstück existierenden Bäume geformt, und die Radien ihrer Kronen hinterlassen einen lesbaren Abdruck.

Auch bei der Kita in Dilbeek wird der Baumbestand des Grundstücks zum Formgenerator: Die primären Baukörper folgen den Baumreihen als zwei Kurven, die einen zentralen Hof definieren. Aber der Baumbezug erschöpft sich weniger in einer formalen Artikulation. Er hat atmosphärische Qualitäten und eine raumorganisatorische Logik. Die Bäume – je nach Jahreszeit mit oder ohne Laub – regulieren die Verschattung und haben so direkten Einfluss auf die Atmosphäre der einzelnen Räume. Gleichzeitig leiten die Architekten aus der Disposition der Bäume eine Organisationstruktur ab: eine Teilung zwischen dem Flügel der Grundschule und dem Flügel der Kindertagesstätte, mit jeweils einem dem Hof zugewandten Erschließungsgang, der alle Räume verbindet. (df)