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10.01.2017

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Sakrale Scheune für weltliche Anlässe

Gemeindehaus bei Heidelberg von motorplan Architekten


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Heddesheim bei Heidelberg war in den 1930er Jahren die größte tabakanbauende Gemeinde Deutschlands. Davon zeugen bis heute zahlreiche hölzerne Tabakscheunen mit steilen Satteldächern, die das Ortsbild prägen. Nun ist eine weitere „Scheune“ hinzugekommen – das neue evangelische Gemeindehaus von motorplan Architekten (Mannheim/Weimar). Mit seinem Entwurf gewann das Büro den im Zuge eines Grundstückstausches zwischen Kirch- und Dorfgemeinde ausgeschriebenen Wettbewerb für einen Neubau. In direkter Nachbarschaft zur Kirche von 1872 wurde hierfür das bisher an dieser Stelle stehende, baufällige Pfarrhaus abgerissen.

An seiner Stelle wünschte sich die Kirchgemeinde ein repräsentatives Gemeindezentrum mit direkter, barrierefreier und möglichst regengeschützter Verbindung zur Kirche. Zugleich sollte das Grundstück durch einen Fest- und Vorplatz zum Ort hin geöffnet werden und eine öffentliche Durchwegung aufnehmen. Die gestalterische Antwort der Architekten ist ein scheunenartiger, giebelständiger Bau mit langer Grundform und Satteldach, dessen ansteigender First ihn straßenseitig besonders schmal und hoch wirken lässt. Erfolgreich blendet er die unmittelbare Nachbarbebauung in Form überdimensionierter Wohnbauten der 1970er Jahren aus und lenkt den Blick zur Kirche hin.

Die Grenzbebauung des schiefwinkligen Grundstücks, an dessen Knickpunkt auch der Baukörper abwinkelt, ermöglicht die Öffnung des Raums in die Tiefe des neuen Vorplatzes. Im rechten Winkel zur Kirche gesetzt, ragt das Gemeindehaus wie ein zweites Kirchenschiff neben dieser hervor – entstanden ist ein gut miteinander korrespondierendes Ensemble aus Alt und Neu. Die für die Fassade verwendeten beige-goldenen, eloxierten Aluminiumprofile nehmen Bezug auf den gelben Farbton des Sandsteins der Kirche, sie referieren jedoch auch ganz eindeutig auf die charakteristischen verwitterten Holzlattenfassaden der nahegelegenen Tabakscheunen. Ein Rücksprung in der Fassade sorgt für den gewünschten Wetterschutz des neuen barrierefreien Zugangs zur Kirche, wenngleich auch nicht auf ganzer Länge.

Auch im Inneren des Neubaus bleibt die Kirche allgegenwärtig: Die Erschließung führt den Nutzer zunächst in die Tiefe des Gebäudes, die Räume betritt er dann aus der Diagonalen mit Blick ins Licht und zur Kirche. Das bis unters Dach reichende Foyer teilt den Baukörper funktional in die dienenden Räume in Richtung der Straße und die zur Kirche hin orientierten Haupträume. Die Verglasung an der Längsseite des im Erdgeschoss gelegenen Saals lässt sich mittels großer Schiebetüren komplett öffnen – das Gemeindeleben wird damit nicht nur bei religösen Anlässen, sondern auch bei Veranstaltungen aller Art im Stadtraum erlebbar. (da)

Fotos: Oli Hege



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Kommentare

2

Frank Robanus | 11.01.2017 17:36 Uhr

Gutes Image für Architektur

Dieses Vorhaben zeigt doch mal klar welchen Mehrwert Architektur haben kann.

Durch die Verbindung aus ebenerdigem Saal, Kirche sowie verkehrsgeschütztem Außenbereich kann bei richtiger Nutzung einen erheblichen Mehrwert für die Gemeinde darstellen.

Materialwahl und Kubatur zeigen Respekt vor dem Bestehenden ohne sich anzubiedern und in Rückschritt zu verfallen.

Bitte mehr solcher Beispiele!

1

joachim kubowitz | 10.01.2017 15:35 Uhr

aus alt mach neu

sehr schön gelöst, kompliment!

 
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