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13.11.2017

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Grünes Häubchen im Olympiapark München

Gedenkstätte von Brückner + Brückner


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„Warum erst jetzt?“ lautete ein Kommentar, als wir vor zwei Jahren die Pläne für eine Gedenkstätte zum Münchener Attentat 1972 im Olympiapark von Brückner & Brückner Architekten vorstellten. Die Frage ist berechtigt: 45 Jahre ist das erschütternde Ereignis her, an dem eine Gruppe palästinensischer Terroristen während der Oympischen Spiele die israelische Equipe zur Geisel nahm und 17 Menschen ums Leben kamen. Es musste erst einmal das traurige 40-jährige Jubiläum der Attentate begangen werden, ehe die israelischen Angehörigen der Ermordeten den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer dafür gewinnen konnten, einen gebührenden Ort des Gedenkens zu errichten. Im September 2017 wurde das Mahnmal im Olympiapark endlich eingeweiht.

Die Gedenkstätte soll zum Ausdruck bringen, dass das dramatische Attentat eine Zäsur markiert. Mit ihrem Konzept, den historischen Einschnitt in einen architektonischen Schnitt in der Landschaft zu überführen, konnten die Architekten mit Sitz in Würzburg und Tirschenreuth 2014 den Wettbewerb zum Gedenkort für sich gewinnen. Der Lindenhügel im Olympiapark soll aufklaffen wie eine chirurgisch geschnittene Wunde, in die Brückner & Brückner das Mahnmal einbetten. Über einige Stufen abwärts gelangen die Besucher auf eine offene Ebene im Hügel. Von dort aus sind die Orte des dramatischen Geschehens zu überblicken: das Olympische Dorf, der Pressehügel, der Olympiaturm und die Sportstätten. Ein schlanker Keil aus Glas mit einem Stahlkern zieht sich mittig durch die Ebene und dient – neben seiner statischen Funktion – als Gedenktafel für die Opfer. Die abschließende Rückwand im Inneren des Hügels wandeln die Architekten in eine Projektionsfläche für Filmdokumentationen zum Attentat um.

So klar und sensibel die Entwurfsidee der Architekten ist, so ernüchternd wirkt das gebaute Ergebnis. Zu klein ist der ausgewählte Lindenhügel, um wirklich eine Landschaft und folglich die architektonische Zäsur zur Geltung zu bringen. Das von einer Stahlkonstruktion getragene Dach umfasst lediglich 116 Quadratmeter. Auf dieser geringen Fläche erscheint die darauf lagernde Erhebung nicht mehr wie die Kuppe eines Hügels, sondern verkümmert zu einer grünen Haube. Der Zaun, der auf den Visualisierungen von 2015 noch so leicht zu übersehen war, liegt nun recht sperrig im Landschaftsbild. Um einen kalten, klaren Schnitt zu suggerieren, haben Brückner & Brückner die Bodenplatte aus Stahlbeton und die Dachuntersicht einheitlich mit einer matten graphitgrauen Beschichtung versehen. Doch diese Versiegelung lässt die Konstruktion viel zu wuchtig ausfallen. Schade, Entwurfsidee und tatsächliche Architektur klaffen hier weit auseinander. Das ist bedauerlich bei einem Ort des Gedenkens. (sj)

Fotos: Christian Horn, André Muehling


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Kommentare

11

Jörg Reiners | 16.11.2017 16:16 Uhr

Gedenkstätte von Brückner+Brückner

Ok, das Bauwerk verströmt den Charme einer Bushaltestelle und wirkt auch irgendwie verloren im Kontext. Aber es wird funktionieren, da die Besucher zunächst von einer anderen Zielfunktion beim Gebäude ausgehen. Das Motto hätte "Mit Speck fängt man Mäuse" sein können. Medienpädagogisch clever gemacht.

10

Kurt | 16.11.2017 11:05 Uhr

Haarmonie

Auch das untypisch könnte gut gemacht werden, was hier allerdings nicht der Fall ist. Ich schließe mich den Vorrednern an, Proportion, Materialwahl und Detail überzeugt mich nicht.

Es wirkt plump, billig und es wird sicherlich nicht mit der Zeit besser werden.

9

0815 Architekt | 15.11.2017 14:32 Uhr

@Philipp

Wenn Sie sich nicht äußern wollen, dann müssen Sie das bestimmt nicht...

Wieso sollte ein Mahmal / Denkmal ortstypisch sein sollen? Sollte es nicht genau das Gegenteil tun, nämlich bewirken, dass Leute Anstoß nehmen, auffallen, ein Störfaktor in der Harmonie sein?
Ein harmonisch in die Umgebung eingepasstes Mahnmal für ein blutiges Attentat... !
Nicht alles, was man im ersten Semester lernt, passt auf jede Bauaufgabe (wenn es denn eine ist) ;-)

8

Philipp | 15.11.2017 08:15 Uhr

Ortsuntypisch

Wenn die Kernidee eines Entwurfs diese ist, möglichst ortsuntypisch agieren zu wollen, dann möchte hoffen, dass diese Idee/Haltung zukünftig möglichst wenige Büros an den Tag legen.

Zur als Ausstellungswand getarnten Stütze und dem sehr wenig proportional wirkendenden Hügel möchte ich mich erst garnicht äußern.

7

Gerhard | 14.11.2017 17:04 Uhr

Es hakt

Auf mich wirkt das Ganze eher karitativ als eine Gedenkstätte mit ernsthaftem Hintergrund.
Es hakt meiner Meinung nach einfach am Detail. Die breite graue Dachkrempe ist einfach störend....

Gut gemeint aber leider schlecht umgesetzt. Klar ist es einfach zu kritisieren, aber hier wurde der konzeptionelle Gedanke baulich nicht zu Ende gedacht.

6

schlawuki | 14.11.2017 15:27 Uhr

eier in der hose

also damals, beim wettbewerb hat der jury egon eiermann vorgesessen. und unter den vielen beliebigen arbeiten (auch von albert speer übrigens) den weltbekannten behnisch-entwurf gekürt.
dazu, und auch dazu das den entsprechenden gremien richtig zu verkaufen, braucht man tatsächlich eier in der hose.
und heute?
leider eine marktschreierische beliebigkeit ohne charme und beständigkeit

5

peter | 14.11.2017 14:27 Uhr

orts(un)typisch

lieber philipp, das was sie kritisieren, ist doch eigentlich die kernidee des entwurfskonzepts: einen unschönen einschnitt in die harmonischen grünen hügel des olympiaparks abzuliefern.

ich habe es so verstanden, dass dieser ort gar nicht "schön" und ortstypisch sein will. von daher passt das doch schon.

sicher hätte es auch andere interessamte lösungen gegeben, aber vielleicht ist münchen bezüglich des themas gedenkstättenkonzepte etwas eigen (siehe "stolpersteine")

4

Philipp | 14.11.2017 09:15 Uhr

Ortsuntypisch

Einen grünen Hügel schweben zu lassen, halte ich für schwierig. Eine Höhle unter dem Erdreich könnte man nachvollziehen. Nun darf man den Hügel nicht betreten... all dies findet sich am Ort nicht, an welchem begehbare Hügel die Landschaft bilden und leichte Dächer über die Landschaft gehängt sind!

3

T.C. | 13.11.2017 18:18 Uhr

Detail

Ein plakatives Beispiel, wie wesentlich das Detail zum Gesamt (-miss) erfolg beiträgen kann.
Als Konzept vielleicht durchaus hinnehmbar, so ist das gebaute Resultat dann doch eine Ansammlung von Kompromissen und Zwängen, die das Thema eher ins Groteske abdriften lassen.
Als Kinder-Open-Air Theater in einem Märchenpark wär es vielleicht noch ganz witzig, als memorial leider nur peinlich. Mit Photoshop kann man eben nicht bauen .

2

gerard | 13.11.2017 18:12 Uhr

vorredner

diese meinung teile ich nicht! man sollte eben nur nicht architekten solche aufgaben geben, kuenstler koennen das besser!

1

auch ein | 13.11.2017 16:47 Uhr

architekt

ist das eingezäunt oder bewacht ?

ansonsten geld rausgeworfen, denn alles wird innerhalb kürzester zeit kaputt / versaut, zerstört

 
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