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15.09.2017

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Erinnern ohne zu überformen

Gedenkstätte am Berliner Breitscheidplatz


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Am Breitscheidplatz in Berlin hat sich eine ganze Tradition des Gedenkens eingeschrieben. Schon die neoromanische Kirche war 1895 in Erinnerung an den ersten preußischen Kaiser errichtet worden. Nach 1945 wurde die zerstörte Gedächtniskirche ein Mahnmal des zweiten Weltkriegs, Egon Eiermann fügte ihr kontrastreich zwei moderne Baukörper hinzu. Seit dem 19. Dezember 2016 wird der Platz von einem anderen, tragischen Ereignis überschattet: An jenem Tag verübte Anis Amri dort einen islamistischen Anschlag, 12 Menschen starben, mehr als 60 wurden teils schwer verletzt. Den Opfern dieses furchtbaren Attentats soll nun öffentlich gedacht werden. Das Land Berlin hatte bereits einen Wettbewerb ausgelobt. Nun hat die Wettbewerbsjury unter Vorsitz der Ausstellungsgestalterin Dagmar von Wilcken entschieden: Die Architekten von mm+ (Stuttgart, Berlin, Hong Kong) werden eine dritte Ebene des Gedenkens auf dem Breitscheidplatz realisieren.

Der Anschlag ziehe einen Riss durch unsere Gesellschaft und schaffe eine offene Wunde, die nur langsam verheilt, schreiben mm+ zu ihrem Entwurf. Die Metapher der Verwundung und Heilung möchten die Architekten wortwörtlich ins Räumliche umsetzen: Sie werden einen schmalen Riss in die Bepflasterung von der Budapester Straße über den Breitscheidplatz und die Stufen der Treppenanlage vor der Kirche hinauf ziehen. Der schmale Schlitz, der durch rückseitiges Anritzen der Pflasterplatten entstehen soll, wird schließlich wieder mit einer Kupfer-Zink-und Goldlegierung sichtbar geschlossen – wie eine Narbe den Verlauf der Wunde nachzeichnet.

Eine Besonderheit des Gewinnerentwurfs ist das persönliche Gedenken. Alle Opfer des Attentats werden genannt. Mit einem Wasserstrahlverfahren wollen mm+ am Breitscheidplatz Buchstaben, aus denen sich die Worte der Inschrift und die Namen der Opfer bilden, 20 Zentimeter tief in die Stufen schneiden. Es wird ein eher ungewöhnlicher Gedenkort sein: Keine Plakette, kein Objekt, keine Stele, sondern eine behutsame „Überschreibung des Ortes mit einer anderen Bedeutung“, so formulieren es die Architekten. (sj)


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