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24.11.2017

Reise durch Raum und Zeit

Experimenteller Wohnungsumbau in Stuttgart von SFP Architekten


Für manche ist es ein Traum, einmal in der Zeit zu reisen. SFP Architekten (Stuttgart) haben es im Kleinen mit ihrem Projekt Zeitkapsel gewagt. Beim Umbau des Hochparterre eines einhundert Jahre alten Wohnhauses in Stuttgart-Heslach sind sie durch die baulichen Zeitschichten gereist. Dass dies überhaupt möglich war, hat mit den Eigentumsverhältnissen zu tun. Die Räume gehören einem der Büropartner und sollen künftig als Atelier, Büro und für Veranstaltungen genutzt werden.

„Wir haben die Möglichkeiten untersucht, alles Vorgefundene zu verwerten und zu gestalten. Die Poesie des Unfertigen, des Rohen und des Nicht-Perfekten ist für uns Inspirationsquelle“, schreiben SFP Architekten dazu. Ihr Ziel war es, tief in den Bestand und dessen Zeitschichten einzudringen und eine Symbiose zwischen Neu und Alt zu schaffen.

Der Umbau umfasste im Wesentlichen zwei bauliche Eingriffe: einen Wanddurchbruch, der einen großzügigen Raum ermöglichte und ein raumhohes Fenster als Verbindung in den begrünten Hof. Rostrote Stahlbügel dienen, ausgeklappt und mit drei Holzbrettern belegt, als Sitzstufen. Ein vierflügeliges Fenster aus hellem Tannenholz gewährt Einlass durch einen ausgefransten Backsteinrahmen. Außerdem wurden Wände und Decken an mehreren Stellen wie mit einem Skalpell aufgeschnitten. An einer Stelle liegt die vielfach überstrichene Raufaser vorne, eine gemusterte Tapete aus den Fünfzigerjahren dahinter, dann der Originalputz und schließlich Backsteine von 1908.

Im Sommer hatten die Architekten zudem vier Stuttgarter Künstlerinnen eingeladen, sich auf die Reise durch die Räume zu begeben. So entstanden viele Guckkästen in die Vergangenheit: Kastenförmige Neonleuchten und der epoxidharzbeschichtete, von Sonne und Putzmittel verfärbte, lindgrüne Boden zeugen von der Büronutzung in den Neunzigerjahren. Eine Wand aus Planrollen erinnert an die Architekten, die zuvor in den Räumen arbeiteten.

Im Wanddurchbruch, der von dicken Eichenbalken aus dem 17. Jahrhundert gestützt wird, wurde eine Schaukel aus Hanfseilen eingefügt, die beim Durchbruch überflüssig gewordenen Backsteine zu einem Ofen gemauert. Dazu: Lampenskulpturen aus Heizungsrohren und Flaschentrocknern, ein altes Wandbild zeigt New York. In der Küche ein Sammelsurium aus weißem Lack, braunem Nadelholz und graugesprenkeltem Spülstein. (kat)

Fotos: Sarah Weiselowski


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