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20.04.2017

Angst raus, Licht rein in Frankfurt

Dietz Joppien erneuern die Taunusanlage


Unterirdische Verkehrsbauten waren einst entschieden inszenierte Fortschrittsprojekte – das vergisst man leicht angesichts der vielen längst historischen Beispiele der frühen Moderne. Aber auch spätere Exemplare aus den Sechziger- und Siebzigerjahren lassen mit ihrer verblassten Ästhetik kaum mehr erkennen, dass ihre Schnörkellosigkeit eben auch ein Versprechen war. Dietz Joppien Architekten (Frankfurt am Main) haben mit der Taunusanlage in Frankfurt am Main nun eine solche Architektur auf den Stand der Gegenwart gebracht.

Die Herausforderungen des Projekts waren dabei durchaus exemplarisch für die Typologie. Der unterirdische S-Bahnhof Taunusanlage im Schatten der Zwillingstürme der Deutschen Bank war und ist einerseits ein intensiv genutzter Pendlerort, wurde andererseits aber aufgrund seiner Nähe zur parkartigen Wallanlage mit ihrer offenen Drogenszene lange Zeit als Angstraum wahrgenommen. Ein Neustart war also gefragt, der nicht zuletzt dadurch begünstigt wurde, dass es der Stadt mittels umfangreicher sozialer Maßnahmen gelang, den ebenfalls als Taunusanlage bezeichneten Park wieder einer allgemeinen Nutzung zugänglich zu machen.

Mit ihrem Umbau bei laufendem Betrieb haben die Architekten dem S-Bahnhof eine zeitgenössische Ästhetik verpasst, ohne den utilitaristischen Geist der ursprünglichen Architektur vollkommen zu verleugnen. Die Böden sind mit dunklen Natursteinplatten belegt, die Wände bestehen aus Glasfaserbetonplatten, die Decken sind mit Streckmetall verkleidet. Akzente setzen Glasmosaiksteinchen und farbige LED-Strips, die zugleich Teil des überarbeiteten Leitsystems sind: Grün führt in den Park, blau steht für die Stadtseite mit ihren Bürotürmen.

Neben Licht und Oberflächen machte vor allem die räumliche Neuorganisation des Bahnhofs einen entscheidenden Aspekt des Projekts aus. Ohne vollkommen mit den Gewohnheiten der täglichen Nutzer zu brechen, optimierten die Architekten viele Bewegungsabläufe. Diese basieren zum Teil auf einem räumlich-funktionalen Konzept, mit dem Kraus-Milkovic-Architekten (Frankfurt am Main) 2007 einen Wettbewerb der Deutschen Bahn AG gewinnen konnten.

Außerdem belebten Dietz Joppien bisher ungenutzte Nebenflächen mit neuen Funktionen und integrierten so genannte Kulturvitrinen. Diese sollen mit wechselnden Ausstellungen bespielt werden, die wiederum von kleinen Veranstaltungen begleitet sind – ein Vorhaben, das den Wandel des Bahnhofs vielleicht am besten verdeutlicht. Die mit dem Umbau gewonnenen Erfahrungen sollen als Grundlage für die Modernisierung weiterer S-Bahnhöfe im Stadtgebiet dienen. (sb)




Fotos: Eibe Sönnecken


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