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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Buerohochhaus_von_Olson_Kundig_in_Seoul_4980509.html

20.02.2017

Gangnam Steampunk

Bürohochhaus von Olson Kundig in Seoul


Shinsegae ist der älteste und größte Importeur luxuriöser Mode in Südkorea. Darüber hinaus entwirft und produziert die Firma auch eigene Modelinien. Im neuen Headquarter im vornehmen innerstädtischen Bezirk Gangnam werden beide Tätigkeitsfelder der Firma zusammengeführt. Verantwortlich für den Neubau sind Olson Kundig Architects aus Seattle, die vor einigen Jahren bereits die Villa der Firmeninhaberin bauen konnten.

Der tiefschwarze 15-Geschosser umfasst Ateliers, Büros, einen VIP-Bereich für den Empfang internationaler Handelspartner, einen Saal sowie einen Dachgarten für die Mitarbeiter des Hauses. In der Erdgeschosszone liegt ein Showroom. Hier staunt man über ein skurriles Gimmick: Sieben schlanke, transparente Metallpaneele von je 3,5 mal 10 Meter Größe, die mit Hilfe von Stahlseilen, großen Rädern und Gegengewichten vertikal bewegt werden können. Der Vorbereich des Foyers lässt sich dadurch je nach Bedarf öffnen oder schließen. Ähnliche Lösungen findet man übrigens auch bei anderen Projekten des Büros aus Seattle. Spielerische Momente und eine gewisse altmodische Technikromantik gehen hier Hand in Hand, frei von zwingenden funktionalen Anforderungen.

Die Verschattungsvorrichtung weist jedoch über sich selbst hinaus und hilft den Entwurf künstlerisch zu verorten. Denn die großen Räder, Paneele und Gegengewichte, die tiefschwarze Fassade und das kleinteilige, fast gitterartige Fensterraster lassen sich als Widerhall eines idealisierten, späten 19. Jahrhunderts interpretieren, wie es seit den Achtzigerjahren in der retrofuturistischen Literatur des Steampunk formuliert wurde.

Rein technisch ist die Fassade aber High-Tech, sie genügt den höchsten ökologischen und klimatechnischen Ansprüchen des nachhaltigen Bauens. Doch es war durchaus vom Auftraggeber gewollt, dass die Ästhetik sich von der internationalen Architektursprache heutiger Bürohochhäuser klar unterscheidet. Interessant, dass die Lösung ein gewisser Retro-Look ist und dass sich ein zeitgenössisches Luxusmode-Unternehmen mit einer Architektursprache identifiziert, die Elemente einer idealisierten Vergangenheit auf spielerische Weise inszeniert. Das alles natürlich in coolem Schwarz. (gh)

Fotos:
Kyungsub Shin, Kevin Scott


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