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29.09.2004

Die Logik der Form. Berliner Backsteinbauten von Hans Heinrich Müller

Bücher im Baunetz


Der Berliner Architekt Paul Kahlfeldt hatte 1992 ein verdienstvolles, inzwischen längst vergriffenes Buch geschrieben: „Hans Heinrich Müller 1879-1951. Berliner Industriebauten“.


Damit lag die erste und bisher einzige Monographie über den Architekten der Berliner Stromversorgungsbauten an der Schwelle zur Moderne vor - eine Grundlagenarbeit, mit der überhaupt erst ein Überblick über den bauhistorisch wertvollen Gebäudebestand dieses Architekten ermöglicht wurde. Viele der für den öffentlichen Stromversorger Bewag errichteten Bauten aus der Feder Müllers sind inzwischen funktionslos geworden und stehen als Backstein gewordene Relikte aus der heroischen Phase der Elektrifizierung der Metropole im Stadtraum. Einer der bekanntesten Bauten, das Abspannwerk Buchhändlerhof in Berlin-Mitte, diente einige Jahre lang als Berlins berühmte Techno-Disco „E-Werk“.


Ohne die Grundlagenarbeit Kahlfeldts und ohne das kluge Wirken des Immobilienchefs der Bewag wären vermutlich manche dieser Gebäude bereits nach der Tabula-Rasa-Logik des Immobilienmarkts abgerissen worden. So bemüht sich der Eigentümer, denkmalgerechte Nachnutzungen zu finden - ein nicht immer einfaches Geschäft. Dass das Architekturbüro Kahlfeldt in einigen Fällen die Früchte der wissenschaftlichen Arbeit ernten konnte und den Auftrag zum Umbau bekam, kann in diesem Zusammenhang nicht kritisiert werden - im Gegenteil.


Nun erscheint Kahlfeldts Müller-Buch noch einmal - in einem anderen Verlag, in neuer Aufmachung und mit zusätzlichen Inhalten. Das Werk, das man dennoch als erweiterte Neuauflage bezeichnen kann, hat dem Autor, der immerhin seit Jahren Entwurfsprofessor an der TU Kaiserslautern ist, nun auch die Doktorwürde der TH Delft eingetragen.


Was ist neu? Zum einen hat der Autor Quellen für die Formfindung des Architekten aufgetan und bildlich zitiert; darunter sind exotische orientalische Bauten, aber auch Vorbilder aus der Natur. Die Analogien sind erhellend und erklären manche gestalterische Entscheidung Müllers, die weit über das technisch Notwendige hinausweist.


Und zum anderen schließt das Buch mit einem Kapitel, das sich unter dem Titel „Kontinuität durch Wandel“ mit der Nach- und Umnutzung der Bauten Müllers beschäftigt. Leider ist dieses Kapitel etwas dünn geraten. Die allgemeine Betrachtung über die Umnutzbarkeit dieser Bauten umfasst gerade mal rund zwei Seiten; danach werden im Stile eines Werkberichts fünf eigene Planungen, darunter zwei nicht realisierte, gezeigt. Fast nickelig für ein wissenschaftliches Werk erscheint, dass zwar die nicht umgesetzten Planungen des Autors zum „E-Werk“ vorgestellt werden, die zur Umsetzung bestimmten Planungen anderer Architekten jedoch nicht. 


Trotzdem ist die Neuauflage dieses Standardwerks zu begrüßen, zumal es mit neuem farbigem Fotomaterial auch mehr fürs Auge bietet als die Erstauflage. Und dass das neue Buch zu einem wesentlich günstigeren Preis angeboten wird der Vorgänger, freut nicht nur den Rezensenten.
(Benedikt Hotze)

Paul Kahlfeldt
191 Seiten, gebunden, 29,80 Euro
Jovis, Berlin 2004
ISBN: 3-936314-08-X


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