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03.03.2015

SQM. The Quantified Home

Bücher im BauNetz


Von Jeanette Kunsmann

Wohnen im Konjunktiv: In Zeiten, in denen die einen in eine Zweit-, Dritt- oder Viertwohnung als Wertanlage in den angesagten Metropolen investieren und die anderen sich kaum bezahlbaren Wohnraum in der Stadt leisten können, stellt Joseph Grima, Gründer des Studios Space Caviar und ehemaliger Chefredakteur der italienischen Ausgabe der Domus, eine provokante These auf: Es gibt heute kein Zuhause mehr. Wenn die Wohnung von ihrem ursprünglichen Zweck entkoppelt nur noch als Wertanlage gehandelt wird, reagiert darauf auch die Architektur. Da die Summe in Quadratmetern berechnet wird, spielen Grundrissqualität und Authentizität keine Rolle: Die gestapelten Anlagedepots formen sich in den Innenstädten zu einer gesichtslosen Baumasse. Für 50.000 Dollar bekommt man in New York 3,3 Quadratmeter Wohnraum, in Tokio sind es 4,4, in Stockholm 5,3, in Berlin 11,2, während es in Städten wie Kairo über 60 Quadratmeter sind. Die höchsten Preise findet man in Monaco, hier bekommt man für 50.000 Dollar nicht mal einen, sondern nur 0,9 Quadratmeter.

Wenn Wohnen kein Muss ist, sondern nur ein Können, eine Option, beeinflusst dies die architektonische Form nicht zwingend zu einem besseren Ergebnis – wie man vielleicht zunächst annehmen könnte. Doch geht es nicht mehr um eine fast antikapitalistische Kritik des Wohnungsmarkts, Grima untersucht ebenso das Phänomen der Entmaterialisierung des Zuhauses. Sein Buch „SQM. The Quantified Home“ beschäftigt sich weniger mit dem Haus als physische, schützende Hülle denn mit seiner erweiterten Wahrnehmung als ein komplexes Universum aus sich überschneidenden kulturellen Reverenzen, täglichen Ritualen, praktischen Bedürfnissen, unausgesprochenen Wünschen und Bestrebungen, die sich stetig entwickeln und im architektonischen Raum zusammenfließen.

Vorgestellt werden die fundamentalen Veränderungen in der Wahrnehmung des Zuhauses sowie eine Auswahl an Häusern und Interieurs: von Osama bin Ladens Festung bis zu Wohnbeispielen der Ära von Airbnb. Beiträge von Architekten, Designern, Künstlern und Theoretikern untersuchen, wie das Zuhause gleichzeitig wiedererkennbar und doch so fremd geworden ist. Rahel Aima schreibt über ihr Apartment in Dubai, Alexandra Lange stellt die Plattform Pinterest vor und Justin McGuirk die einst visionäre und radikale Wohnanlage Robin Hood Gardens von den Smithsons, während Andreas Ruby das Phänomen der Berliner Baugruppen erklärt. Sam Jakobs hingegen berichtet über die absurde Problematik  der Reichen und Schönen in London. Obwohl genügend Geld vorhanden, sind die Gebäude oftmals viel zu klein – also gräbt man Erweiterungen in den Boden und baut unterirdische Weinlager, Kinos oder Swimmingpools, um Wert und Wohnqualität zu steigern.


SQM. The Quantified Home
Lars Müller Publishers
Herausgegeben von Space Caviar
Mit einem Vorwort von Joseph Grima
Gestaltung: Folder (Marco Ferrari, Elisa Pasqual)
Softcover, 304 Seiten
35 Euro


Zum Thema:

www.lars-mueller-publishers.com


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