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25.10.2012

How to Make a Japanese House

Bücher im BauNetz


Unter einem solchen Titel könnte man sich gut einen Einrichtungsratgeber à la Schöner Wohnen vorstellen. Doch weit gefehlt, die niederländische Journalistin Cathelijne Nuijsink hat hier 21 Fallbeispiele ungewöhnlicher japanischer Wohnhäuser zusammengetragen. Die meisten Beispiele sind Einfamilienhäuser in dichter, städtischer Umgebung und stehen oft auf seltsam aufgeteilten Grundstücken. Für die Architektur sind diese Restflächen, die sich die jungen Bauherren gerade noch leisten konnten, meistens ein Glücksfall, denn sonst wäre es vielleicht doch ein Standard-Haus auf einer Standard-Fläche geworden. Das seltsam geschnittene Grundstück jedoch verlangt nach einem geschickten Architekten und einer fantasievollen Lösung.

Es ist bemerkenswert, wie leicht Nuijsink uns hier mit den sozialen, kulturellen und ökonomischen Hintergründen dieser Sonderbauten vertraut macht. Neben einem kurzen Einführungstext werden die 21 Häuser jeweils mit einem Interview mit dem Architekten, mit Bildern und Plänen vorgestellt. Da jeder Architekt mit nur einem Haus vertreten ist, werden nebenbei auch 21 Architekten aus drei Generationen vorgestellt, darunter alte und junge Bekannte wie Kengo Kuma und Kazuyo Sejima (Generation der 1950er), Ryue Nishizawa und Yoshiharu Tsukamoto (1960er) oder aus der jüngsten Generation Sou Fujimoto, Jun Igarashi, Junya Ishigami oder Kumiko Inui. So entsteht auch ein Dialog zwischen den Generationen, und es ist faszinierend zu sehen, dass etwa Kuma immer wieder zu der mühsamen Aufgabe des Einfamilienhauses zurück kehrt – um Ideen zu entwickeln oder zu prüfen, die er dann in anderen Maßstäben weiter verfolgt.

Eben wegen ihrer radikalen Konzeptionen – verbunden mit einer entsprechend guten Architekturfotografie – sind uns solche Häuseraus den Fachzeitschriften gut bekannt, sie werden gerne abgedruckt. Was dieses Buch jedoch weit über die konzeptionelle Fantasie der ausgewählten Häuser auszeichnet, ist der Blick hinter die Kulissen. Es wird nicht verschwiegen, dass diese Gebäude keinesfalls der Normalfall sind; die überwiegende Mehrzahl japanischer Wohnhäuser sind Standardlösungen. Die hier gezeigten entstehen auf Grundstücken, die durch komplizierte Erbvergabe wieder und wieder geteilt wurden; aus der Praxis, Gebäude nach kurzer Zeit wieder abzureißen und neu zu bauen; und nicht zuletzt aus der selbstausbeuterischen Bereitschaft junger japanischer Architekten, gerade bei den kleinen Aufgaben bis ins Detail zu planen und dementsprechend hingebungsvoll (bzw. unwirtschaftlich) zu arbeiten, oft jahrelang.

Aus den Gesprächen entsteht in diesem Buch eine, gerade für Japan, ungewöhnlich offene und zwanglose Atmosphäre. Gleichzeitig werden in dem Buch aber wie mit dem Röntgenapparat Hintergründe, Motive, Vorbilder, Wünsche und Zwänge offen gelegt, aus denen sich die Gestaltung dieser wunderbar ungewöhnlichen Häuser erklärt. (Florian Heilmeyer)

How to Make a Japanese House
Hrsg.: Cathelijne Nuijsink
Gestaltung: Sander Boon
NAi Publishers 2012
Paperback, 328 Seiten
39,50 Euro

www.naipublishers.nl


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