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02.06.2015

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Mit Buch am Strand

Bibliothek von Vector Architects in China


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Eine Bibliothek allein am Strand: Der raue Beton-Neubau von Vector Architects (Peking) befindet sich in einem Ferienresort in Beidaihe an der Bohai-Bucht. Der bekannte Badeort ist ein Stadtteil von Qinhuangdao und liegt am ostchinesischen Meer, vier Bahnstunden von Peking entfernt – die Weite und die Ruhe hier sind einmalig.

Das Rauschen der Wellen und das besondere Licht haben die Architekten im Entwurfsprozess begleitet. Das Ergebnis klingt dezent den Farben, Strukturen und dem Geist des Ortes nach. Zum Land hin ist die Fassade eher geschlossen, zum Wasser öffnet sich der Bau mit einem Panoramafenster in der oberen Ebene und einer durchgehenden Fensterreihe im Erdgeschoss, die bei gutem Wetter komplett geöffnet werden kann.

Die Architekten strukturieren die Bibliothek in verschiedene Bereiche: Lese-, Meditations- und Arbeitsbereich sowie eine Bar befinden sich hier auf nur 450 Quadratmetern. Jede der Abteilungen hat ihre eigene Beziehung und Ausrichtung zum Wasser.

Zweifelsohne stellt der Leseraum den Kern der Bibliothek dar: Die Sitzreihen sind parallel zueinander und zur Strandlinie ausgerichtet. Die weite Wölbung des halben Tonnendaches mit runden, gerade mal 30 Zentimeter weiten Öffnungen umschließt den Raum wie eine Muschel. Die Traglast des Daches wird von den Architekten geschickt kaschiert. Die Stahlträger verstecken sie innen und außen hinter einem handverarbeiteten Glasgemäuer.

Wer die Ruhe zum Nachdenken oder aber auch zum Abschalten sucht, begibt sich in den Meditationsbereich. In der schummrigen Atmosphäre – lediglich zwei 30 Zentimeter breite Schlitzfenster sind hier horizontal und vertikal eingebaut – kann man dem Rauschen des Meeres lauschen, ohne dieses zu sehen. Das Dach ist hier nach innen gewölbt, was eine schalenförmige Dachterrasse darüber erlaubt.

Wie die Natur selbst, steht auch die neue Bibliothek ruhig und gelassen wie ein Gestein aus der Urzeit da. Außer bei den Böden, Sitzreihen und Möbelgegenständen konzentrieren sich die Architekten überwiegend auf Beton. Seine grobe Schalung, die das Holzmuster präzise abbildet, verweist symbolisch auf die Vergänglichkeit – der Ort könnte dafür nicht passender sein. (pg)

Fotos: Su Shengliang, Xia Zhi, He Bin, Sun Dongping


Zum Thema:

Artgerechte Buchhaltung? Mehr dazu in der Bibliotheken-Baunetzwoche#401


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Kommentare

11

Designer | 03.06.2015 15:47 Uhr

@ Mario Mertens

Das Architekten in den großen Büros der Welt noch ein weiteres Mal in die "Lehre" gehen betrifft ja wohl nicht nur chinesische Architekten.

Das war immer schon so und wird immer so sein. Übrigends nicht nur bei den Architekten.

10

Andreas-Th. Mayer | 03.06.2015 14:14 Uhr

Der absolute Knaller !

grandiose Architektur !

9

Mario Mertens | 03.06.2015 14:12 Uhr

Woow

''Die Chinesen haben richtig gute Architekten. (Die weitbekannten Neri + Hu sind hier ja regelmäßig vertreten.) ''
...Wer mal in China gearbeitet hat, weiss das die dort nur so gut sind wie es ihre ausländischen Mitarbeiter sind. Die Inhaber des genannten Büros haben Jahrzehnte im westlichen Ausland studiert und gearbeitet, deren Arbeit kann man nicht auf chinesische Architekten beziehen. Die 3-5 chinessichen Berühmtheiten waren alle bei Hadid und OMA vorher.

8

Designer | 03.06.2015 12:38 Uhr

Schöner chinesischer Betonbrutalismus

Da haben die Architekten wohl tatsächlich einen großen Happen Le Corbusier aufgeschnappt.

Schön, intensiv, zurückhaltend, emotional. Genau so ist es! Toll.

7

joscic | 03.06.2015 09:44 Uhr

Corbusier Nostalgie

aber Chapeau, die Chinesen habens drauf! (und anscheinend auch das Geld dazu) Ich frage mich allerdings, wie die neue Chinesische Mittelklasse sich mit iPhones und Architektur Schnickschnack politisch einlullen läßt. Vielsagenderweise heißt die Ortschaft auf Googlemaps "Pleasurecity". Also Regimekritische Bücher werden da wohl nicht in den Regalen liegen.

6

a_C | 02.06.2015 17:47 Uhr

Nachtrag

Das Gebäude ist in Planung und Ausführung auch richtig anspruchsvoll:

Der hinter den Glasbausteinen versteckte Unterzug mit dem großflächig verglasten Panoramafenster darunter ist allererste Sahne.

Die ins Tonnendach integrierten, winzigen Fenster-"Röhren" sind sehr präzise gearbeitet, wie der ganze Rest des Sichtbetons. Man schaue sich nur mal Bild 17 oder Bild 23 genauer an...

Kompliment.

5

a_C | 02.06.2015 17:35 Uhr

Gebaute Poesie!

Wirklich, ein hervorragendes Stück Architektur. Ich bin beeindruckt. Da passt so viel zusammen! (Einzig an der rausgeklappten Betonscheibe bin ich auch "hängengeblieben".)

Die Chinesen haben richtig gute Architekten. (Die weitbekannten Neri + Hu sind hier ja regelmäßig vertreten.) Baunetz, ich will mehr davon!

Und wer bei einer Bevölkerung von 1,3 Mill. Menschen denkt: "Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn." sollte wissen, dass das Land lediglich auf knapp 34.000 Architekten kommt - bei über 100.000 Architekten in Deutschland...

4

pedro | 02.06.2015 16:14 Uhr

Ahoi

"Eigene Beziehung und Ausrichtung zum Wasser":
Bild 2+5 lassen vermuten, dass bei höheren Wellen der Inhalt des Gebäudes eine Etage nach oben verlagert werden muss.
Exklusiver, aber für mich fragwürdiger Standort...

3

Q-RT | 02.06.2015 16:07 Uhr

schön

richtig schön, wie geht das nur mit der Dämmung?

2

Anne | 02.06.2015 16:01 Uhr

Meisterhaft.

Das Beste seit langem.

Raum, Fassaden, Material und Fotografie,
man findet rein gar nichts zum Meckern.

1

solong | 02.06.2015 15:58 Uhr

respekt !

... great ... bis auf die rausgeklappte wandscheibe ... tolle inzenierung !

 
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