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09.10.2008

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Rettet den Bonatz-Bau!

Aufruf zum Erhalt des Stuttgarter Hauptbahnhofs


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Eigentlich ein Unding: Der Stuttgarter Hauptbahnhof von Paul Bonatz, erbaut zwischen 1911 bis 1928, ist eines der bedeutendsten Baudenkmäler des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Dennoch sollen ihm im Zuge der Errichtung eines unterirdischen Durchgangsbahnhofs (Stuttgart 21) „die Flügel gestutzt“ werden, das heißt, es soll über die Hälfte der Bausubstanz abgerissen werden.

Dagegen wendet sich eine Initiative, die von dem Stuttgarter Kunsthistoriker Matthias Roser initiiert wurde und inzwischen Unterstützung durch namhafte Architekten und Denkmalpfleger genießt. Die Initiative stellte sich am Vormittag des 9. Oktober 2008 im Berliner Martin-Gropius-Bau der Hauptstadt-Presse vor.

Laut Initiative sind folgende Maßnahmen geplant:

  • Abriss des gesamten Süd-Ostflügels am Schloßgarten (Cannstatter Str.)
  • Abriss des gesamten Nord-Westflügels (Richtung Heilbronner Str.)
  • Abriss der Haupttreppe innerhalb der großen Schalterhalle
  • Abriss der Verkehrsebene in der Kopfbahnsteighalle

Die Initiative weiter: „Das Bauwerk wird durch die vorgesehenen ‚Amputations‘-Maßnahmen gut die Hälfte seiner Gebäudesubstanz mit den charakteristischen Fassadengestaltungen (rohes Kalkstein-Bossenwerk) verlieren und somit zum Torso werden. Im Innern des restlichen Gebäudeflügels zum Arnulf-Klett-Platz wird es zu erheblichen Eingriffen kommen, die nur als ‚Verstümmelungen‘ bezeichnet werden können.“

Zu den Unterzeichnern des Aufrufs zählen unter anderem Architekten wie Omar Akbar, Fritz Auer, Max Bächer, Günter Behnisch, Ricardo Bofill und Winfried Brenne – um nur einige mit den Anfangsbuchstaben A und B zu nennen.

Der Wettbewerbsentwurf für den neuen Tiefbahnhof von Christoph Ingenhoven sieht den Abriss der genannten Bauteile vor. Inzwischen hat sich der damalige Juryvorsitzende Arno Lederer in einem selbstkritischen Beitrag in seiner Zeitschrift „ach – Ansichten zur Architektur“ von dem Juryvotum distanziert und für den Erhalt des Bahnhofs plädiert. Dies trägt er auch im Städtebauausschuss der Stadt Stuttgart vor.

Zur Erinnerung: Vor Auslobung des Wettbewerbs 1997 gab es einen von der Bahn bestellten Entwurf von gmp für einen Tiefbahnhof, der den Bonatzbau nicht angetastet hätte. Auf Druck der Architektenschaft wurde dann der zweistufige Wettbewerb veranstaltet, den schließlich Ingenhoven gewann. Arno Lederer ist überzeugt, dass es „einem so hervorragenden Kollegen“ wie Ingenhoven gelingen kann, seinen Entwurf umzuplanen und den Bonatzbau zu erhalten.

Der Stuttgarter Baubürgermeister zeigte sich allerdings schon im April skeptisch darüber, ob es sinnvoll wäre, „nach einem langen Planfeststellungsverfahren, bei erteilter und gerichtlich bestätigter Baugenehmigung, zu einer Situation vor dem Wettbewerb zurückzukehren“. Genau das will die Initiative aber erreichen.


Zum Thema:

Website der Initiative: www.hauptbahnhof-stuttgart.eu


Kommentare

10

H.Peters | 17.10.2008 16:07 Uhr

Pol. korrekte Architekur

Ingenhoven und co. das sind ja auch die guten Gutmenschen. Die alles übermächtige politisch korrekt relativieren möchten. Richtig gute Gutmenschen halt. Möchte die Menschen nur mal erleben, wenn es auf der Welt andere Machtverhältnisse gäbe. Ob die dann noch so gut wären. Oder vielleicht wäre dann ja eine andere Vorstellung (Architekturvorstellung) die gute. Wären sie dann im Wiederstand?

9

Vitruv007 | 11.10.2008 17:39 Uhr

Bonatz und Baukultur...

Würde Ingenhovens Entwurf in der vorliegenden Form realisiert werden, wäre das der Sieg der Anmaßung und der Mittelmäßigkeit über eine Ikone der Verkehrsarchitektur des 20. Jahrhunderts. Von bauhistorischer Sensibilität ist hier ebenso keine Spur wie beim Abriss des Lehrter Stadtbahnhofes und der Stadtbahnkonstriktionen in Berlin.

Arno Lederers Versuch,über den Umweg in die Eitelkeit Ingenhovens das Schlimmste zu verhindern ist eher skeptisch zu beurteilen.

Daß die Kammer BW das Spiel entlang der stereotypen Einfachmoral Neu gut- alt schlecht mitspielt, ist skurril genug. Man oder frau ist unbelehrbar und das weiterhin bis zum nächsten Scheitern ohne Perspektive auf Einsicht.

8

erdloch | 10.10.2008 15:38 Uhr

architektur mit tiefsinn

ich habe mich schon oft gefragt, weshalb die architekten in letzter zeit ihre hochbauten lieber verbuddeln und bestenfalls einen erdhügel zeigen.

selbstkritik?!

also bescheidenheit kann das nicht sein - in anbetracht der baukosten, vor allem an diesem beispiel.

das andere extrem sind dann die phallussymbole, die nur das auffallen im sinn haben - aktuell siehe gehrys "duschhaube".
die raumwirkung und die gegenseitige beeinflussung des inneren und äusseren wird ignoriert.

dabei ist das doch gerade die herausforderung.

7

Engelbert Rolli | 10.10.2008 12:15 Uhr

Maulwurf Höhle

Interessant - bisher dachte ich immer, dass meinen Kollegen Hochbauarchitekten daran gelegen sei, Hochbauten zu erstellen oder umzunutzen. Inzwischen aber engagiert sich sogar die Architektenkammer BW dafür, Maulwurf Höhlen zu bauen - ist ja auch besser, wenn man nichts sehen muss! Aber bitte richtig konsequent sein und Ingenhoven ganz unter dem Bonatz verschwinden lassen!

6

Ralph Schelle | 10.10.2008 11:51 Uhr

Modell und Wahrheit

Der Ingenhoven-Entwurf ist phantastisch - wenn man dessen Modelle und Animationen anschaut. Die Wahrheit ist jedoch: Das wird wohl ein verödeter Platz für Sprayer, Wildurinierer und McDonaldstütenwegschmeißer. Ein Platz mit urbanem Leben sieht anders aus.

Und dafür die Seitenflügel des derzeitigen Hauptbahnhofes opfern?

Vorschlag: Lasst doch die Stuttgarter Bürger darüber abstimmen.

5

W.H. | 10.10.2008 10:42 Uhr

Am besten alles weg

Eigentlich ist ja der ganze Bahnhof hässlich.
Der Entwurf von Ingehoven macht wenigstens noch das Beste aus der Steinwüste. Die abgewrackten und architektonisch wenig attraktiven Seitenflügel zu erhalten scheint auch städtebaulich vollkommen unsinnig.

4

beth | 09.10.2008 19:33 Uhr

Wo bitte

kann man denn bitte den selbstkritischen Artikel des früheren Juryvorsitzenden einsehen?
Gibt´s ´nen link ??!!

3

Sam | 09.10.2008 16:54 Uhr

StuttgartHBHF

Der Hauptbahnhofs-Bau wird noch in 30 Jahren zeitlos sein und stehen. Der Ingenhoven-Umbau wird schon in 10 Jahren von gestern sein.

2

lollo | 09.10.2008 16:21 Uhr

Abriss !

Ein Unding, so finde ich, dass heute mittag zur besten Sendezeit in Radio SWR 2 die Sprecherin der Architektenkammer Baden-Württemberg, Carmen Mundorff, als solche ganz eindeutig sich für den Abriss der Nebenflügel ausgesprochen hat !!!

1

stuttgart | 09.10.2008 16:11 Uhr

klasse

etwas spät die erkenntnis oder ?
der herr hahn hat recht, auch wenns dem arno net gefällt....

 
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