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23.10.2017

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Papierstapel in Ziegel

Archiv in Landshut von Hierl Architekten


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Es hat die Form eines L. Fast ein Vierteljahrhundert, nachdem Hierl Architekten (München) einen Wettbewerb für den Neubau des Staatsarchivs in Landshut gewonnen haben, steht endlich ihr klarer Ziegelwinkel. Mit der strengen Kubatur des Gebäudes nehmen die Münchener Architekten Bezug auf die umliegende Bebauung, die sich in ebenso klaren Riegeln an die Kreuzung von Franz-Seiff-Straße und Schlachthofstraße nördlich des historischen Stadtkerns von Landshut legt. 

2,6 Millionen Archivalien – Urkunden, Karten, Pläne und Verwaltungsakten – vom hohen Mittelalter bis in die Gegenwart beherbergt das neue Staatsarchiv. 18.000 Regalmeter hat das Büro in dem viergeschossigen L untergebracht. Für einen Zeitraum von einem halben Jahrhundert sind die Kapazitäten des Neubaus ausgelegt, 300 Meter kommen pro Jahr hinzu. Ein zunächst höchst funktionaler Bau, dessen innere Organisation den Anforderungen folgt: Drei Erschließungskerne verbinden die Magazingeschosse mit den öffentlichen Bereichen und sind zudem mit Aufzügen für den Transport von Archivalien ausgerüstet.

In Bronze gestrichene Betonträger deuten bereits in den verborgenen Magazingeschossen an, dass der Bau nicht nur auf seine Funktionalität beschränkt ist. Das Staatsarchiv steht nämlich den Bürgern offen und soll ein neuer kultureller Fixpunkt in Landshut sein. Mit „rohen Materialien“, wie es die Architekten selber beschreiben, etwa mit Corten-Stahl, gewachstem bzw. geöltem oder brüniertem Stahl aus dem Walzwerk und elektropoliertem Aluminium sind die repräsentativen Räumlichkeiten, das Foyer und die Bibliothek markiert. Das weitgehend verglaste Erdgeschoss vermittelt die öffentliche Rolle des Gebäudes und zieht eine transparente Schicht durch den sonst hermetisch geschlossenen Bau.

Das Motiv des Rohmaterials setzen die Architekten außen fort: Unterschiedlich gebrannter Ziegel, der für den Neubau gesondert in einem schmalen Format hergestellt wurde, schichten sie um den Gebäudekern herum. Es entsteht eine horizontal gegliederte, farblich changierende Fassade, deren vor- und zurückspringende Oberfläche zugleich ein künstlerisches Sinnbild für die Funktion des Gebäudes sein soll: „Wie Blätter eines lose aufeinander geschichteten Papierstapels erzählen sie (die Ziegel) von der schwer vorstellbaren Menge des verwahrten Archivguts“, begründet das Büro. Das ist nett kommuniziert, doch es gibt einen viel naheliegenderen Anlass: Die schmalen Sichtziegel stellen einen Bezug zur lokalen Bautradition her. (sj)

Fotos:
Edzard Probst


Kommentare

4

Johann Maier | 26.10.2017 09:00 Uhr

Bunte Punkte

Sicher eine nachvollziehbare Idee, jedoch farblich meiner Meinung nach kontextfrei und nicht eben das Ergebnis verbessernd.

3

peter | 23.10.2017 21:30 Uhr

@kdeichler

vielen dank für die erklärung!
unstrittig ist, dass das haus sehr sauber detailliert und umgesetzt ist (zumindest soweit ich es im bauzustand vor ort beurteilen konnte) - manche dinge sind halt geschmacksache, und das ist doch auch gut so, sonst würde es ja überall gleich (und langweilig) aussehen.
meine meinung bleibt natürlich eine völlig subjektive. mag auch sein, dass ich manches nicht verstanden habe und/oder meine ansichten etwas altbacken und bieder sind.

2

kdeichler | 23.10.2017 17:13 Uhr

bunte Punkte

Die "bunten Punkte" sind die Anamorphose einer Baumscheibe (vom Eingang aus in beide Richtungen der Gänge zu sehen) und der Kunst am Bau - Beitrag des Atelier Arnold+Eichler aus Nürnberg.

1

peter | 23.10.2017 16:18 Uhr

archiv

es sind hier ja ganz interessante motive eingeflossen, aber dennoch fällt es mir schwer, das gesamtergebnis zu mögen. zu aufgedreht, zu geschminkt, zu schrill und künstlich. das fassadenmuster ist wild und unkonventionell, aber ok. schwieriger wird es beim innenausbau, den ich für weniger gelungen halte. zu viele spiegelnde, "unarchitektonische" oberflächen (hochglanz-bronzefarbe auf beton spiegelnde decken, bunte punkte auf den wandverkleidungen). was soll das? es wirkt irgendwie neureich und unausgegoren. vielleicht ist das ja aber sogar symptomatisch für la als boomtown im münchner einflussgebiet.

 
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