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04.04.2006

Nach dem Blob

Architektur-Internet-Preis in Berlin verliehen


In der Neuen Nationalgalerie in Berlin fand am 3. April 2006 vor rund 700 Zuschauern die Preisverleihung des diesjährigen Architektur-Internet-Preises (AIP) statt, der von BauNetz, Autodesk und Hewlett-Packard ausgelobt worden war.

Über die Frage „Was kommt nach dem Blob?“ haben diesmal 151 junge Architekten, Künstler, Designer, Programmierer und Studenten aus 13 Ländern nachgedacht – bisher die höchste Beteiligung an diesem Wettbewerb.
Die Jury unter dem Vorsitz von Matthias Sauerbruch entschied sich für folgende Beiträge:

  • 1. Preis (6.000 Euro): „Nischenwald“ von Sascha Glasl

  • 2. Preis (4.000 Euro): „Shopeum - Museum der lebendigen Kulturen“ von Karsten Klenk, Christine-Luise Brückner und Michael Haller

  • 3. Preis (3.000 Euro): „R 128 - Eine Wohnmaschine“ von Matthias Rippmann

  • 4. Preis (1.000 Euro): „Atelier für einen Probanden“ von Nils Havermann

  • Sonderpreis (1.000 Euro): „My Home Grown Home“ von Robin Peer und Matthias Rümmele
Die Preisverleihung wurde eingerahmt von vier Vorträgen von internationalen Architekten, die für ihre geometrisch anspruchsvollen Entwürfe bekannt sind.

Der Architekt Arnold Walz führte in die Welt der Parametrisierung, also der Berechnung von Bauwerksgeometrien ein, die sich bei Projekten wie dem Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart von UN Studio oder dem Kaufhaus von Renzo Piano in Köln sehr eindrucksvoll gestaltete.

Die Reihe der Werkvorträge wurde von Lars Krückeberg und Wolfram Putz von Graft (Berlin) eröffnet, die mit ihrem frischen und lockeren Vortrag ihrem Ruf als junges, quirliges Büro des „internationalen Jet-Sets“ gerecht wurden. Was jeden Zuhörer erheiternd beeindruckt haben dürfte, war die Ableitung ihres Büronamens von der Bekämpfung der Reblaus in Europa durch Pfropfung (engl. grafting) mit amerikanischen Rebsprößlingen. Neben dem Schließen dieser Bildungslücke zeigten sie ihre schrillen und nur teilweisen blobartigen Architektur- und Interieur-Experimente, mit denen sie in den letzten Jahren für Furore gesorgt haben.

Mit einem großen architekturtheoretischen Rundumschlag hat im Anschluss Lars Spuybroek von NOX (Rotterdam) seine Blob-Architektur und biomorphen Formvisionen vorgestellt. Zwar nicht, wie angekündigt, als „angry young man“, sondern eher als routinierter Senior-Lecturer führte er seine Argumentation recht charismatisch von Frei Ottos organischer Architektur über seine Wollfäden-Hochhäuser und Luftballoncluster hin zur Schönheitslinie von William Hogarth. Besonders launig gestaltete sich die Vorstellung seiner Architekturinstallation „D-Torens“ der Kleinstadt Doetinchem bei Arnheim (BauNetz-Meldung vom 24. 8. 2004), die auf der Ästhetik des Hässlichen basiert.

Zum Abschluss stellte Kjetil Thorsen vom norwegischen Büro Snøhetta die Baugeschichte der Bibliothek von Alexandria ironisch als eine Art Kreuzweg des Architekten dar, der über unzählige verlorene Wettbewerbe (was für ein Understatement!), Selbstzweifel und schlaflose Nächte letztendlich zum Ziel kam. Sein Werkvortrag zielte daher eher auf die innere Gelassenheit und Geduld des Planers als auf die Darstellung architektonischer Ideen. Fazit: „Wer ständig schlaflos sich bemüht, den können wir erlösen“.

Arne Winkelmann

Auf der Website des Architektur-Internet-Preises können die Arbeiten aller Teilnehmer, die mindestens bis in die zweite Wertungs-Runde gekommen sind, eingesehen werden. Hier wird auch über die Preisverleihung berichtet werden.


Zum Thema:

www.baunetz.de/internetpreis


Zu den Baunetz Architekt*innen:

GRAFT


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Die Preisträger

Die Preisträger

Graft

Graft

Lars Spuybroek, NOX

Lars Spuybroek, NOX

Kjetil Thorsen, Snøhetta

Kjetil Thorsen, Snøhetta


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