„Toronto ist eine Hure“, sagt der Filmemacher Atom Egoyan von seiner Heimatstadt. „Sie travestiert sich, gibt sich hin für Geld. Gibt vor, New York zu sein oder Chicago oder San Francisco, für amerikanische Produktionen, die in Toronto eine Menge Produktionskosten sparen können.“ In Egoyans Film Chloe ist die Stadt eine Mitspielerin geworden, sie darf zeigen, wie sie ist, und manchmal ist es, als würden ihre Straßen und Cafés, ihre Hotels und Treibhäuser, nicht die Menschen, das Geschehen bestimmen. Im Zentrum der Geschichte – die von einer Midlife-Crisis handelt, einer Frau und ihren Abnutzungsängsten – steht ein Haus aus Glas, an einem baumbestückten Hang erbaut vom Architekten Drew Mandel.

Architektur und Prostitution, Architektur und Verführung, Architektur und Obsession: Von Freitag bis Sonntag zeigen die 12. Architekturfilmtage in München die andere Seite der Architektur, jenseits von Konzeption und Konstruktion – das Leben, das einzieht in die Gebäude. Das Programm, das auch dieses Jahr wieder gemeinsam vom Filmmuseum München und der Bayerischen Architektenkammer zusammengestellt wurde, zeigt u.a. Filme über die 1929/1930 nach Plänen von Ludwig Mies van der Rohe in Brünn errichtete Villa Tugendhat sowie über sein Farnsworth House. Auch das Rolex Learning Center in Lausanne, das von  Kazuyo Sejima und Ryue Nishizawa (SANAA) geplant wurde, wird filmisch erkundet – u.a. in einem faszinierenden 3D-Film von Wim Wenders. Und schließlich darf natürlich auch das von Mies van der Rohe inspirierte und von Philip Johnson entworfene Glass House in New Canaan nicht fehlen.

Termin: 20. bis 22. April 2012, jeweils 18.30 und 21 Uhr
Ort: Filmmuseum München, St.-Jakobs-Platz 1, 80333 München
Eintritt: 4 Euro bzw. 3 Euro für Mitglieder der Bayerischen Architektenkammer und des Münchner Filmzentrums

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