Platz 7
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September / Oktober 2014

Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm

Recycling - Fablab

Berlin - Kreuzberg

von Jennifer Botzki

Hochschule:

Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm

Abschluss:

Bachelor

Präsentation:

15.07.2014

Lehrstuhl:

Prof. Fischer

Rubrik:

Kulturbauten

Software:

Vectorworks

Spätestens durch den Slogan „Reduce Reuse Recycle“ für den Deutschen Pavillon der 13. Internationale Architekturausstellung La Biennale di Venezia ist der Gedanke der Wiederverwertung und des nachhaltigen Umgangs in der gegenwärtigen Architekturdebatte angekommen. Entgegen der Prinzipien der gegenwärtigen Wegwerfgesellschaft muss sich in Kreuzberg ein Ort etablieren, der mit möglichst allen Lebenszyklus-Etappen eines Produktes in Berührung kommen kann.
Das Hybridgebäude, das im Grundgedanken das Prinzip der globalen und lokalen Vernetzung besitzt, soll diesen nicht nur digital, sondern auf mehreren, sich überlagernden Ebenen beinhalten. Innerstädtisch führt die Vernetzung der Fablabs zu einer Verteilung und Vermehrung von Wissen, von der jeder Einzelne profitiert.
Die Bewohner, die sich ungeordnet ohne gemeinsamen Kern im Gebäude verteilt befinden, sollen sich der Präsenz des Fablabs bewusst werden. Obwohl sie geschlossene Einheiten darstellen, verbindet sie und das Fablab das Prinzip der Wissensteilung und der Gedanke eines mit der Produktion vernetzten Lebens.
Der aus der Botanik stammende Begriff des Rhizoms bezeichnet ein meist unterirdisch oder dicht über dem Boden wachsendes Sprossachsensystem und stellt die botanische Umsetzung des Vernetzungsprinzips dar.
Felix Guattari und Gilles Deleuze übertrugen den Rhizomgedanken in ihrem Buch „Tausend Plateaus“ in die Philosopie. Wurde vorher die Ausbreitung der Äste eines Baumes als Organisation verbreiteten Wissens in der Gesellschaft angesehen, soll
die gerichtet gedachte Metapher, wie sie auch bei der Darstellung von menschlichen Stammbäumen verwendet wird, von der ungerichteten, sich dreidimensional ausbreitenden Rhizomstruktur abgelöst werden.
Für die architektonische Umsetzung in ein Hybridgebäude bedeutet dies, dass die unterschiedlichen funktionalen Räume sich gegenseitig bedingen müssen. Um den Gedanken von Deterritorialisierung und Reterritorialisierung umsetzen zu können, wurde eine Auswahl von vier Subjekt-Hauptgruppen getroffen: Wohnung, Fablab, multifunktionaler Arbeitsbereich, Außenbereich.
Jedes Subjekt, das heißt jeder Raum einer Hauptgruppe besitzt dieselben Eigenschaften, sei es in der Materialität oder in der Ausführung des Raumabschlusses. Multifunktionale Arbeitsbereiche stellen die kommunikative Schnittstelle zwischen den Bewohnern und den Nutzern des Fablabs dar. Bewusst wurde daher in den Wohnungen auf Arbeitsräume verzichtet.
Die entstandene Heterogenität fördert die Flexibilität der Räume und gibt jedem Raum die Möglichkeit, sich zu verändern. Diese starke gegenseitige Bedingtheit führt zu einer optimalen wirtschaftlichen Ausnutzung des gesamten Grundstückvolumens, da jeder Raum im Verhältnis zu seiner Umgebung steht.
Das konventionelle kartesianische Raster wurde für den Entwurf auf das Grundstück angepasst und dient als Grundlage einer Tragstruktur, die durch seine Unabänderlichkeit den flexiblen Umbau der eingehängten Plateaus unterstützt.