Platz 3
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März / April 2013

Hochschule Weihenstephan-Triesdorf

Plic

Fantastische Falten für München

von Tabea Bähr

Hochschule:

Hochschule Weihenstephan-Triesdorf

Abschluss:

Diplom

Präsentation:

2012-09-10

Lehrstuhl:

Landschaftsarchitektur / Prof. Uta Stock-Gruber

Rubrik:

Landschaftsarchitektur

Software:

VectorWorks, InDesign, Photoshop

Die Architekturform, zusammengesetzt aus einer flexiblen Einzelform zum modularen System, hebt die Einseitigkeit der herkömmlichen Betrachtung und Raumerfahrung auf. Das Konzept ist aus der Aktivierung des Grundes als räumliches Kontinuum zu verstehen. Deshalb osziliert die Raumform zwischen Figur und Grund und realisiert sich als kontinuierlicher Zusammenhang. Die zonal emporstrebende Geometrie bewirkt eine Verschiebung und Vervielfältigung der Horizontlinie und der Dimensionen. Die Wahrnehmung der Besucher changiert in Räumen, in denen sich Orientierung neu verorten muss. Interaktion zwischen Besucher und Raumfigur etablieren so soziale Handlungszusammenhänge. Diese urbane Geste vor der gesellschaftlich sozialen und politischen Bedeutungssphäre soll für den Ratzingerplatz eine neue städtische Identität baulich artikulieren.


Die Zentrumsqualitäten des in trister Melange aus brachgefallenen Gleisanlagen und verwilderten Grünflächen dahindümpelnden Platzes liegen in seiner Exponiertheit im Stadtgefüge begründet. Der räuml. Dualismus offenbart sich in der Insellage, zw. 2 stark befahrenen Straßen. Vorhandene Qualitäten und Schwierigkeit der Ausgangssituation nehmen gleichsam Einfluss auf Formation und Ausrichtung der Planung. Die neue Stadtpassage wird aus der Verkehrsebene gehoben und liegt 2,50 m über Geländeniveau. Umgebung und Neubau treten so in adäquater Weise in wechselseitige Interaktion. Die expressive Architektur ist nicht als städtebaul. Implantat zu verstehen, sondern entwickelt sich aus dem Bestand und wird durch ihre markante Erscheinung zur Attraktion.
Das Ensemble aus gefalteter Organisationsform und ebener Deckfläche formt eine Art Doppelebene. Die Faltung, die zw. Architektur und Landschaft als formgewordene Infrastruktur vermittelt, produziert 2 divergierende Raummomente. Während bei der Begehung der umliegende Stadtraum kulissenhaft zum Teil des Platzes wird, wird er an anderer Stelle ausgeblendet. Das Deck als „schwebende“ Stadtpassage verknüpft über Treppen und Rampen versch. Ebenen und Funktionen. Eine perspektivische Verschiebung wird durch die Inszenierung des Baumbestands generiert, der zum Bestandteil der architektonischen Dramaturgie wird. Kühne Blickbeziehungen eröffnen sich, die je nach Standpunkt und Höhe variieren. Ineinanderfließende Räume und versch. Passagemöglichkeiten ergeben ein immer neues Bild. Bewegungsabläufe werden durch die Organisation der Nutzungen wie Markthalle, Bibliothek, Läden, Ateliers, Bar und Ausstellungsräume, gesteuert und komplettieren das Raumangebot.


Die integrierten Gebäude stehen durch ihre kantige Orthogonalität im Kontrast zur Dynamik der Faltung und werden in der Dämmerung kultureller Schauplatz und Anziehungspunkt städt. Lebens. Die Anordnung der Faltung und das Materialkonzept, mit seinen weitenläufigen Holzoberflächen, ermutigen die Besucher zur exklusiven Inbesitznahme und ermöglichen eine vielfältige Nutzung, die über klassische Funktionen des öffentlichen Raums hinausgehen.