Platz 9
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März / April 2015

Karlsruhe Institut für Technologie

Neues Schauspielhaus Karlsruhe

'All the world's a stage'

von Kristina Hell

Hochschule:

Karlsruhe Institut für Technologie

Abschluss:

Diplom

Präsentation:

25.06.2014

Lehrstuhl:

Institut für Entwerfen, Kunst und Theorie - Fachgebiet Gebäudelehre - Prof. Daniele Marques

Rubrik:

Kulturbauten

Software:

Vectorworks / SketchUp / Photoshop

Das Badische Staatstheater in Karlsruhe befindet sich seit mehreren Jahren an der Grenze seiner Kapazität, da die zwei vorhandenen Säle dem Bedarf nicht mehr gerecht werden. Die Diplomaufgabe sieht deshalb auf dem Grundstück am Ettlinger Tor einen eigenständigen Neubau für ein Schauspielhaus vor.

Um den schon in der historischen Platzabfolge „Via Triumphalis“ bedeutenden Ettlinger Tor Platz nicht in seiner Größe und Funktion als urbane Freifläche in der Stadt zu schwächen, wird die Grundfläche des Volumens durch die Stapelung der Theatersäle möglichst gering gehalten. Als kompakter Solitär bildet das neue Schauspielhaus gemeinsam mit dem Staatstheater ein Ensemble gleichberechtigter Partner.

Durch das leichte Herausrücken aus der südlichen Baulücke wird diese räumlich geklärt und der Theatervorplatz wird in als urbanes Forum und Repräsentationsraum gestärkt, da sich die Hauptzugänge der beiden Theater zu ihm orientieren.

Der Entwurf sieht den Weg des Besuchers aus der Platzebene durch die Foyers zu den Sälen als Auftakt des Theatererlebnisses. Somit liegt auch die Haupteingangsebene leicht erhöht auf einem Sockel: vom Theaterplatz gelangt man über eine große Freitreppe, die als Stadtbalkon dient, durch den Haupteingang ins Foyer. Hier befindet man sich unmittelbar im zentralen Luftraum, der über serpentinenartige Treppen erschlossen wird. Die Foyerebenen legen sich als Balkone abgerückt um den inneren Kern, der das Herz des Theaters, die Säle beinhaltet. Dieses vertikale Foyer ermöglicht ein großes Maß an Transparenz von innen nach außen und ist gleichzeitig eine Art Bühne für Besucher des Theaters – ein Platz um zu sehen und gesehen zu werden. Das offene Arrangement, der Luftraum und die Treppen, kreiren eine eigene Choreografie aus Intimität und Zurschaustellen. Dem Zitat „All the world's a stage“ zufolge können die Besucher des Theaters nachts gleichermaßen vom Platz wie auf einer neu interpretierten Bühne von Unbeteiligten beobachtet werden.

Das Schauspielhaus verfügt über drei Theatersäle mit unterschiedlichen Charakteren und Raumqualitäten. Im Sockel befindet sich das Junge Theater mit einem separaten Eingang und Foyer, da dieses oft tagsüber separat vom restlichen Theaterbetrieb genutzt wird.

Der Große Saal als Herz des Schauspielhauses verfügt über 600 Plätze und ist in Anordnung und Bühnenkonzept traditionell orientiert. Mit zwei Zugangsebenen im Parkett und einer im Rang bespielt er auch einen Großteil des Foyers. Die Studiobühne folgt einem experimentiellen Konzept und verfügt über Hubpodien. Im oberen Bereich des Gebäudes befinden sich Backstage Bereiche wie Werkstätten, Verwaltung und Kantine. Zusammen mit dem Lichthof, der den Bühnenturms abbildet, ergibt sich so eine eigene Theaterwelt für die Angestellten.

Die Fassade ergibt sich strukturell aus Betonscheiben sowie rechteckigen Messingrohren. Dadurch tritt das Schauspielhaus bei Tag und bei Nacht unterschiedlich in Erscheinung.