Platz 2
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September / Oktober 2012

Universität Stuttgart

NUCLEAR PHASEOUT

Ein Zukunftsszenario für deutsche AKWs als Impulsgeber für die Energie- und Rohstoffwende

von Susanne Hügel

Hochschule:

Universität Stuttgart

Präsentation:

03. Mai 2012

Lehrstuhl:

Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Werner Sobek / ILEK, Prof. Markus Allmann / IRGE

Rubrik:

Technische Bauten

2011 beschloss die Bundesregierung alle deutschen Atomkraftwerke bis  zum Jahr 2022 stillzulegen und geht damit einen wichtigen Schritt Richtung Energie und Rohstoffwende. Auf diesen aktuellen Anlass basiert diese Arbeit und fordert den vorgesehenen kompletten Rückbau der Atomkraftwerke zu überdenken. Kehren wir zurück zur grünen Wiese oder stecken bisher nicht erahnte Potentiale in den zukünftigen Industriebrachen? Können sie selbst Antrieb für den Wandel auf sozial-gesellschaftlicher und energetisch-rohstofflicher Ebene sein?


Leitgedanke des Projekts ist die Aktivierung der Atomkraftwerke als Katalysator für ein neues Energie- und Rohstoffsystem auf Grund ihrer neuen zukunftsorientierten Nutzung. Es leistet selbst einen aktiven Beitrag zur Transformation und fördert die Transparenz des Wandels. Durch die Besuch- und Erlebbarkeit trägt es zur Entwicklung eines neuen Bewusstseins in der Bevölkerung und zur Vermittlung eines intelligenten Umgangs mit dem neuen System bei.


In einem Gesamtkonzept für Deutschland wird jedem Standort der 9 noch aktiven Kraftwerke nach standortspezifischen Kriterien ein hybrides Programm aus dem zuvor entwickelten Umnutzungskatalog zugewiesen. Die möglichen Nutzungen für dieses Zukunftsszenario sind eine Denkfabrik als Ort der Forschung und des wissenschaftlichen Austausch, eine SERVERFRAM mit synergetischem Kühlungs- und Abwärme-System, der Anbau nachwachsender Rohstoffe im PFLANZWERK, ein neues Recycling-System für seltene Erden im RECYCLING HUB sowie einen ENERGIEPARK mit Experimentierfeld.


Am Standort des AKW Philippsburg zeigt die Arbeit exemplarisch ein Umnutzungskonzept.

Das „Pflanzwerk“, ein Innovationslabor und eine Produktionsstätte für nachwachsende Rohstoffe, und die „Serverfarm“ mit einem speziell angepassten Kühlungs- und Abwärme-System bilden das neue Programm und stehen zueinander in einer engen synergetischen Beziehung. Die Abwärme der Server dient der Bereitstellung einer konstanten Wachstumstemperatur für die Pflanzen sowie der Prozessenergie für die Biogasanlage der zugehörigen Bioraffinerie. Diese generiert ausreichend Energie für die LED-Beleuchtung der Pflanzen, die nach der Ernte zu Bioplastik verarbeitet werden, wobei die nicht-nutzbaren Pflanzenteile als Substrat für die Biogasanlage dienen. Aber auch der Kühlturmmantel und die Retentionsfläche auf der Rheinschanzinsel werden stofflich und energetisch aktiviert (PV und Biomasse-Produktion) und ergänzen die positive Gesamtbilanz.


Erwähnenswert ist, dass die Industrie-Pflanzen durch ihren vertikalen Anbau auf einer bereits versiegelten Fläche außer Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion stehen.


Die genetisch optimierte Kartoffel produziert zu 100% Amylopektin (Stärke) und Cyanophycin (Biopolymer) und funktioniert als eine Art Bioreaktor. So liefert sie wertvolle Ausgangstoffe für die Herstellung von biobasierten und biologisch abbaubaren Kunststoffen und treibt die stoffliche Substitution von kohlenstoff-basierten Kunststoffen voran.