Platz 5
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Mai / Juni 2014

Universität Stuttgart

Kunsthallenerweiterung Bielefeld

Ein Anbau an Philip Johnson's Kunsthalle

von Malte Striedelmeyer

Hochschule:

Universität Stuttgart

Abschluss:

Diplom

Präsentation:

24.04.2014

Lehrstuhl:

Institut für Raumkonzeptionen und Grundlagen des Entwerfens, Prof. Allmann; Institut für Grundlagen moderner Architektur, Prof. Dr. Mahall, Prof. Dr. Serbest

Rubrik:

Kulturbauten

Software:

Vectorworks

Die bestehende Kunsthalle wurde 1968 von Phillip Johnson entworfen und beherbergte seitdem eine Reihe viel beachteter Ausstellungen. Johnsons Einstellung zu Architektur lässt sich am besten mit einem Zitat beschreiben: “The day of ideology is thankfully over. (…) There are no rules, only facts. There is no order, only preference; (…) or, to use a ninetheens century word, taste; or a modern word, take: What is your take on this or that?“. Diese Einstellung ist im besten Sinne postmodern und in diese Epoche ist auch die Kunsthalle Bielefeld einzuordnen. Die Form thematisiert zwar das Verhältnis zwischen Tragen und Lasten, sie ergibt sich aber keineswegs aus der notwendigen Konstruktion. Johnson unterwirft die Funktionalität dem Motiv, da sich so große Glasflächen ergeben, die Blicke in die Umgebung freigeben, gleichzeitig aber dazu führen, dass zwei der drei öffentlichen Etagen nicht für Gemäldeausstellungen genutzt werden können. Die Kunsthalle wird zum Kunstwerk an sich, zu einer Kathedrale, mit der die ausgestellte Kunst ständig in Konkurrenz treten muss. Die Qualität, die die Erweiterung der Kunsthalle Bielefeld bieten muss, ergibt sich also aus dem Defizit der bestehenden Kunsthalle: Dem Fehlen zurückhaltender Räume mit kontrollierbarer Belichtung. Der Entwurf für die Erweiterung sieht daher eine Reihe von Kuben vor, die durch ein mathematisches System unterschiedlichste Proportionen in Breite wie Höhe bekommen und so jedem Kunstwerk den ihm passenden Raum bieten kann. Die Kuben stehen mit bestimmten Abständen voneinander in einer unterirdischen Halle, dessen Decke von den Kuben durchstoßen wird.

Bei dem Ausstellungskonzept der White Cube, gibt es jedoch die Kritik, dass Kunst aus dem Alltäglichen geraubt wird und in einem Museum leblos wird. Gleichzeitig enthebt sie die Kunst der Masse, so dass sie nur noch einer elitären Schicht zugänglich ist, die sich traut die Schwelle des Museums zu übertreten. Daher werden die White Cubes mit Abstand zueinander verteilt, sodass zwischen Ihnen ein Möglichkeitsraum entsteht, in denen der Alltag Einzug nehmen darf. Im Erdgeschoss werden den reinen weißen Kuben alltägliche Elemente appliziert und laden den Besucher so dazu ein, einen neuen Blick auf die globale Kunstwelt zu gewinnen. In einem Kunstmuseum, das keine ständige Ausstellung liefert, sondern alle zwei drei Monate die Ausstellung wechselt und somit Teil des globalen Kunstzirkus ist, bei dem die Kunst ständig aus ihren Bestimmungsorten entwendet wird, muss man sich die Frage nach der Identität des Ortes stellen. Das Museum spielt mit dem Kontrast zwischen der global auffindbaren Neutralität der White Cubes und der Regionalität durch die applizierte Alltäglichkeit. Es bietet dem internationalen universalisierten Kunstzirkus mit den White Cubes ideale Bedingungen, stellt ihn aber durch Schaffung von partikularen Situationen in Frage und verteidigt den Ort vor der Neutralisierung durch applizierte regionale Elemente und dem Raum für Alltäglichkeit.