Platz 4
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März / April 2013

Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig

David und Goliath

Eine neue Identität im Herzen Münchens

von Henry Fenzlein

Hochschule:

Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig

Präsentation:

07.02.2012

Lehrstuhl:

Prof. Anthusa Löffler / prof. Andreas Wolf

Rubrik:

Kulturbauten

Software:

Archicad, Rhinoceros, Vray, Photoshop, Illustrator

Die biblische Geschichte von David und Goliath steht als Synonym für den Kampf des Übermächtigen gegen den aussichtslos Unterlegenen. Sie steht für Gerechtigkeit und Chancengleichheit, für das Gegenteil zum " Lauf der Dinge ". Das Karstadt-Gebäude und das Hotel Königshof am Münchner Stachus stehen beispielhaft für den Lauf der Dinge. Stadtplanung geschieht immer häufiger im Sinne wirtschaftlicher Interessen Einzelner und die Aufenthaltsqualität der Stadtbewohner wird zu Gunsten schnelllebiger Profitwirtschaft vernachlässigt. Es würde nicht schwer fallen, diese Tendenz in anderen westlichen Stadtzentren zu belegen. Die innerstädtische Stadtentwicklung hat sich schlicht und ergreifend dem Kapital hingegeben. Planungsaufgabe des Xella - Wettbewerbs ist die Überplanung des Kaufhauses und des Hotels mit einem Nutzungsmix aus Hotel, Wohnen, Büro und Shopping, von einer neuen Identität für das Areal ist die Rede. Nach nur 40 Jahren landet ein nicht mehr profitabler Gebäudekomplex unter der Abrissbirne und soll nun durch ein sehr undefiniertes, rein marktwirtschaftlich ausformuliertes Programm überschrieben werden - der Lauf der Dinge. Stadtraum hat gesellschaftliche Folgen, denn Stadt und Gesellschaft sind eng verknüpft und veräußern sich gegenseitig. Menschen reagieren auf ihren umbauten Raum und äußern ihre Unzufriedenheit zum Beispiel durch Streetart, Flashmobs, Bürgerproteste aber auch durch Gewalt und Vandalismus. Müssen Architekten gute Miene zum bösen Spiel machen und ihre Dienstleistung im Sinne des Auftraggebers anbieten, oder haben wir nicht auch soziale Verantwortung. Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Kontext, den Parteien und den Auswirkungen städtebaulicher Projekte. Sie versucht zwischen Investoren und Bürgern einer Stadt zu vermitteln und dadurch einen nachhaltigeren städtebaulichen Ansatz zu erzielen. Das Projekt verfolgt den Aspekt, dass die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit von Bauprojekten mit dem umgebenden öffentlichen Raum in Zusammenhang stehen. Die zentrale Frage des Projektes lautet, wem gehören die Räume der Stadt? Den Bürgern oder den Investoren, öffentlicher Raum oder Bebauung? Geld regiert die Welt, Investoren bauen und die Bürger müssen schauen was drum herum übrig bleibt. Die Geschichte von David und Goliath. Dieses Projekt antwortet auf diese Problematik mit einer grundsätzlichen ethischen Haltung der Gleichberechtigung und teilt das Planungsgebiet in ein Baufeld für den Investor und ein Freifeld für öffentlichen Bürgerraum. In einer zweiten Entwurfsebene wird diese Grundhaltung mit dem historischen Kontext des Ortes verknüpft und die Geschichte des öffentlichen Stadtraumes Stachus weitergeschrieben. Es entsteht auf der Fussgängerzone zwischen Hauptbahnhof und Münchner Innenstadt eine richtungsweisende stadträumliche Aufweitung, das Panorama zum Karlstor und der Frauenkirche öffnet sich während sich in gegensätzlicher Richtung von der Innenstadt zum Bahnhof der Stadtraum zielführend kanalisiert. Der neue Bürgerraum wird mit dem Stachus-Untergeschoss vernetzt und bildet in seiner Abtreppung eine entschleunigende Stadttribüne zum verweilen. Die Bebauung auf der Investorenseite erhält einen zweistöckigen Sockel für öffentliche und halböffentliche Nutzungen und orientiert sich damit an der Sockelausbildung der umliegenden Gebäude. Um den Platzbedarf des Investors gerecht zu werden, stoßen aus dem Sockel drei weitere Baukörper für Hotel, Wohnen und Büro heraus. Das Hotel orientiert sich zum Bahnhof und überragt dabei die umgebende Bebauung leicht, in angenehmem Abstand dazu wächst zentral eingefasst ein Wohnturm heraus, der die umgebende Bebauung aber respektiert und nicht überragt. Der Bürokomplex orientiert sich in vorderster Front zum Münchner Ring und bezieht sich in seiner Höhe auf die Traufkanten der umgebenden Gebäude. Es entsteht eine bauliche Setzung die den Nutzungsmix in seinen unterschiedlichen Anforderungen thematisiert und ablesbar macht, aber dennoch einen Gesamtkomplex bildet. Abschließend gilt festzuhalten, das diese Arbeit als städtebauliche Studie zu verstehen ist und die Rolle und Verantwortung von Architektur und Planer als vordergründiges Motiv ansetzt. Entwurfliche Überlegungen bleiben deshalb im städtebaulichen Maßstab, vielmehr skizziert dieses Projekt ein Planungsleitbild.