Platz 4
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September / Oktober 2017

msa | münster school of architecture

Aerographen

Luftzeichner

von Maximilian Steverding

Hochschule:

msa | münster school of architecture

Abschluss:

Bachelor

Präsentation:

29.03.2017

Lehrstuhl:

Prof. Dipl.-Ing. Kirsten Schemel

Rubrik:

Kulturbauten

Software:

Pinsel und Farbe, Photoshop, Indesign

Die Luft als Boden zu begreifen, in dem die Architektur ihr Fundament einschreibt, dies soll das Ziel meiner Bachelorarbeit als architektonische Untersuchung des Elementes Luft auf seine immanenten architektonischen Qualitäten sein.

Die Luft als alltägliches Phänomen, das für den Menschen gleichzeitig eine existenzielle Dimension besitzt, sowie als Ort menschlicher Träumerei und unbewohntem Gebiet als Paradoxon im Zentrum des architektonischen Schaffens zu begreifen, steht der materialisierten Idee von Architekt antithetisch gegenüber.

Dabei ist sie das Wasser im Glas der architektonischen Grenze, in die der Mensch in seinem alltäglichen Akt des Wohnens eintauchen muss.

Auf Grundlage phänomenologisch, naturwissenschaftlich, jedoch ebenfalls anthropologischer Untersuchungen der Luft sollen experimentelle »Versuchsanordnungen« entstehen, die durch indifferente architektonische Ausdrucksmittel inhärente Erscheinungsformen der Luft in einem Prozess von Aktion-Reaktion entbergen und erlebbar machen.

Sie werden zu Aerographen, zu Luftzeichnern, welche spezifische Phänomene der Luft im Spannungsfeld zwischen Architektur und natürlichen Kräften poetisch offenbaren.

Gewebte Luft

Ein Gewebe, gestickt aus Luft und Faden, löst sich aus der Flächigkeit in die Dreidimensionalität auf. Gewebt mit Luft wird ein Raum aus Immaterie. Als Erkenntnis- und Wahrnehmungsraum erzählt die Ausdehnung dieser Installation von der Frage nach dem Beginn und Ende von Materie und spielt auf subtile Art und Weise mit dem Spannungsfeld zwischen Materie und Immaterie. Mit Betreten dieser Installation wird die Frage nach der Seinstemperierung des Raumes aufgeworfen, der Raum vibriert in einer luftigen Leichtigkeit zwischen Allem und Nichts.

Windtuch

Das Gewebe des hängenden Textils ist aus seiner gewebten Räumlichkeit heraus in ein Stadium der Flächigkeit übergetreten. Das Gewebe, verschmolzen zu einem Stoff, ist dünner als das menschliche Haar und in seiner materiellen Erscheinung soweit aufgelöst, dass es zum reinen Spiegel seiner Umgebung im Spiel der Bewegung wird.

Die räumlichen Grenzen hingegen sind nicht mehr Determinanten der menschlichen Bewegung im Raum, sondern geben sich, angeregt von der menschlichen Bewegung, ganz dem Spiel der Luft hin. Sie entbergen die Bewegung des Menschen im Raum durch seine Verhüllung.

Wolkenblase

Die Wolkenblase schafft mit ihrer ephemeren Skulpturalität einen Bezugspunkt, der geistige Reflexion und Projektion in den Luftraum ermöglicht. Gleichzeitig steht sie dem tradierten Bild der Skulptur im Raum antithetisch gegenüber. Sie ist in ihrer Materialität weder immobil noch ewig gedacht, sondern wird durch ihre fragile Haut zu einem temporären, in ständiger Bewegung durch das Spiel der Luft angeregten Objekt im Luftraum. Der Nebel in ihrem Inneren verleiht ihr dennoch eine Plastizität, die sie als Körper in Erscheinung treten lässt.