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EBS Eigenbetrieb Stadtentwässerung Mannheim

Neubau eines Verwaltungs- und Betriebsgebäudes

STÄDTEBAULICHE SITUATION
Der Neubau des Verwaltungs- und Betriebsgebäudes liegt in Mannheims Nordosten im Stadtteil Wohlgelegen, in einem heterogen Umfeld mit einer städtischen ein – bis elfgeschossigen Bebauung, umgeben von Geschosswohnungsbau, Verwaltung, Gewerbe und Einzelhandel.
Das Grundstück wird über die Käfertaler Straße erschlossen und reicht bis zur B38/ Friedrich-Ebert Straße, der nordöstlichen Haupterschließung der Mannheimer Innenstadt. Die hohe Verkehrsbelastung durch LKW und PKW auf der Käfertaler Straße und den umliegenden Straßen prägt die Umgebung. Auf den Standort selbst wirken die gegenüberliegenden Verwaltungsbauten und vor allem der nordöstlich angrenzende denkmalgeschützte historische Kraftwagenhof aus den Jahren 1926-27, heute Standort des städtischen Eigenbetriebs Müllwirtschaft.
Das streng gegliederte Ensemble aus den zweigeschossigen Portalhäusern und dem eingeschossig bebauten Kraftwagenhof ist in Sichtmauerwerk erstellt. Dieses Material ist für den Stadtteil prägend und in vielen Geschosswohnungsbauten der Umgebung wiederzufinden.

KONZEPT
Der Dialog mit dem historischen Ensemble liegt nahe. Die Nutzung der Stadtentwässerung und der Abfallwirtschaft mit Betriebshof und Verwaltung ist strukturell sehr ähnlich. Die Identität der städtischen Eigenbetriebe im heterogenen Umfeld kann somit gestärkt werden. Der vorhandene Maßstab und das Material werden aufgenommen, die straßenseitige Abfolge der Portalhäuser typologisch fortgesetzt und über die signifikante Höhe des neuen Verwaltungsbaus neu interpretiert.
Die vorgefundene Hofsituation des Fuhrparks mit Stellflächen und eingeschossig flankierenden Betriebsgebäuden wird mit dem neuen eingeschossigen Betriebsgebäude beibehalten. Der sechsgeschossige Verwaltungsbau in seiner schlanken und spannenden Stellung zur Käfertaler Straße bildet die neue Adresse der Stadtentwässerung im Straßenraum und ist auch über die B38 im Stadtraum deutlich lesbar.

ERSCHLIEßUNG UND INNERE ORGANISATION
Über den Vorplatz im Nordosten gelangt der Besucher zum Haupteingang. Im Erdgeschoss des Verwaltungsbaus befinden sich Foyer und Vortragssaal die zu unterschiedlichen Veranstaltungen schaltbar sind.
Der Verwaltungsbereich wird über das Foyer erschlossen. Über das zentrale Treppenhaus gelangt man in die 2-geschossige Abteilung Planung und Bauleitung, die über einen geschossübergreifenden Kommunikationsraum großzügige Ausblicke in die Käfertaler Straße zulässt. Im 3. und 4. OG liegt die Kaufmännische Abteilung. Die hier im Westen gelegene geschossübergreifende Kommunikationszone gewährt Ausblicke zum Herzogenriedpark und in die Mannheimer City. Im obersten Geschoss erreicht man die Betriebsleitung mit allseitigem Ausblick auf Mannheim und Umgebung. Durch die über die Schmalseite spannenden Betondecken ergibt sich ein flexibler, stützenfreier und gut belichteter Bürogrundriss maßgeschneiderte Umsetzung von Raumprogramm und Nutzungsprofil der Verwaltung.
Der Betriebsbereich wird über den Betriebshof erschlossen und liegt mit den Damen- und Herrenumkleidebereichen, Meisterbüros, Sozial- und Pausenräumen im eingeschossigen Gebäudeteil.
Die vorhandene Zufahrts- und Parksituation an der Käfertalerstraße im Nordosten wurden beibehalten. Pausenhof und Besucherparkplatz sind straßenseitig durch eine Außenmauer gefasst.

KONSTRUKTION, ENERGETISCHE OPTIMIERUNG UND FASSADE
Das Gebäude ist als stützenfreie Stahlbetonkonstruktion mit aussteifendem Kern konzipiert. Die 28cm starken Stahlbetondecken ermöglichen diese Spannweite, gewähren flache Deckenuntersichten, sowie die Integration der Bauteilaktivierung, der Beleuchtung und der Akustikelemente.
Der Neubau ist energieoptimiert geplant und entspricht dem Green Building Energielabel. Die Bauteilaktivierung der Geschoßdecken erfolgt durch Heiz- und Kühlschleifen im Einkreissystem.
Die kontrollierte Be- und Entlüftung erfolgt über Wärmetauscher. Die Lüftungsleitungen werden im Verwaltungsbereich im Doppelboden geführt, dies führt zu einem Deckenpaket von 60 cm. Im Betriebsbereich werden Lüftung und Medien teils sichtbar unter den Massivdecken und teils innerhalb von Abhangdecken geführt.
Die Wärmerückgewinnung erfolgt aus dem Kanalwasser über einen Wärmetauscher im Abwasserkanal der Käfertalerstraße. Auch die Kühlung im Sommer erfolgt über dieses System.
Durch homogene Hüllflächentemperaturen im Innenraum und eine zugfreie permanente Frischluftversorgung wird ein hoher Nutzungskomfort erzielt.
Je nach Nutzung und Funktion wechseln sich raumhohe Verglasungen mit Verglasungen ab Tischund Regalhöhe ab. Große Panoramascheiben mit Öffnungsflügel prägen die Arbeitsplätze. Über die Öffnungsflügel wird der zweite Rettungsweg über die Fassade sichergestellt sowie eine nutzerseitige natürliche Lüftung ermöglicht.
Die Fassade besteht aus einem langformatigen Klinker-Verblendmauerwerk mit einer Dämmstärke von 20cm vor den 25cm starken Stahlbetonwänden. Die Fenster sind mit einer Dreifachverglasung und einem außenliegenden Sonnenschutz in Form einer Raffstoreanlage umgesetzt. Über eine effiziente Gebäudeleittechnik wird der Sonnenschutz entsprechend Sonnenstand und Außentemperatur gesteuert. Im Sommer wird somit zusätzlicher Wärmeeintrag stark vermindert. Im Winter kann die solare Energie genutzt werden.
Das gewählte Sichtmauerwerk stiftet durch seinen Bezug zum denkmalgeschützten Nachbarn, wie auch auf die vielen für den Stadtteil "Wohlgelegen" typischen Mauerwerksbauten Identität.
Die Neubaufassade ist im nordöstlich- eingeschossigen Bereich des Bestandsgebäudes fortgeführt worden und ergibt ein einheitliches Auftreten des Eigenbetriebs zur Käfertaler Straße hin.

Fotos:
OLI HEGE © FOTOGRAFIE
GUTLEUTSTR. 17  
60329 FRANKFURT AM MAIN