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Um die großen Zusammenhänge zu verstehen, empfiehlt es sich, einen Schritt zurückzutreten. Denn durch Distanz zum Detail wirkt das Wesentliche. Deshalb wagt wirkungsvolle Ausstellungs-, Museums- und Gebäudearchitektur den Rückschritt, um den Durchblick zu ermöglichen. Vergangenheit wieder erlebbar zu machen beinhaltet die Verpflichtung, Historie in die richtige Perspektive zu rücken, ihr klare Konturen zu geben und deshalb jenen Abstand zum Objekt zu wahren, den seine Historizität und der Respekt vor dem Original in seiner Reinform gebieten. Diese Distanziertheit drückt sich gestalterisch im Mut zur Abstraktion und Sachlichkeit, im bewussten Verzicht auf neue Details zugunsten des Gesamteindrucks und in der Konzentration auf das Wesentliche aus.
So gesehen praktiziert das Büro hg merz architekten museumsgestalter, dem 35 Architekten, Innenarchitekten, Grafiker und Kulturwissenschaftler an den Standorten Berlin und Stuttgart angehören, konsequent den Rückschritt. Ob beim Bauen im Bestand, der Museums- oder Ausstellungskonzeption: vor dem Blick nach vorn steht der Schritt zurück. Oftmals besteht die wichtigste Maßnahme auf dem Weg zurück zu alter Wertigkeit im Entschlacken des authentischen Exponats, des historischen Bauwerks. Erst die Befreiung von Inszenierungen, vom Wildwuchs baulicher Metastasen ermöglicht einen Blick auf die originale Substanz und ihre Aura. Das Original ist der Star und seine Authentizität das Objekt der Begierde.

Bei sanierungsbedürftigen Gebäuden wie der Alten Nationalgalerie auf der Museumsinsel oder der Staatsbibliothek Unter den Linden in Berlin übersetzt sich diese Philosophie in behutsames Konservieren und Ergänzen. Die sachliche und funktionale Architektur greift die Qualitäten des ursprünglichen Baus auf, fungiert "wohltuend zurückhaltend hinsichtlich eigener Hinzufügungen", wie das Preisgericht des Deutschen Architekturpreises über die Alte Nationalgalerie befand. Alt und Neu gehen eine Symbiose ein, ohne dass sie gegeneinander ausgespielt werden. Stattdessen vertraut die neue Architektur auf den zweiten Blick des Betrachters, bleibt bewusst im Hintergrund und macht ihren Einfluss allenfalls subtil, "mit Demut und Delikatesse" (FAZ), geltend.
Der auratischen Wirkung des Exponats bleiben auch die Museums- und Ausstellungsmaximen des Büros verpflichtet: Die Objekte zu ordnen und Bezüge zwischen ihnen herzustellen sind die vornehmsten Aufgaben einer Präsentationsarchitektur, die eindeutig dienende Funktion hat und zurückhaltend inszeniert, weil sie den Film im Kopf des Besuchers ablaufen lassen will. Dieses Bekenntnis zum Museum als Ort der intellektuellen Herausforderung, das dem Besucher eigene Deutungen gestattet und ihn nicht zum unreflektierten Konsumieren von Inhalten verführt, findet seine physische Entsprechung in der abstrakten Metaphorik und Formensprache des Interieurs.
Auf einen Nenner gebracht folgen Architektur, Museums- und Ausstellungsgestaltung von hg merz den Grundsätzen: Intellekt statt Inszenierung, Demut statt Dominanz, Authentizität statt Artefakt.
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