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Umbau der Christuskirche in Bruchhof-Sanddorf, Homburg/Saar, Saarland

Michael Heinrich
Michael Heinrich
Die protestantische Kirchengemeinde des Homburger Ortsteils Bruchhof-Sanddorf stand lange Zeit vor derselben Herausforderung wie viele andere in Deutschland: zu viel Bausubstanz, zu hohe Unterhalt- und Betriebskosten. Neben der Christuskirche aus dem Jahr 1928 gab es noch ein Gemeindezentrum aus den 1970ern, doch um beide Bauten zu erhalten, genügten die Mittel nicht mehr. Wegen dieser Problematik nahm Pfarrerin Petra Scheidhauer schon 2009 Kontakt zum Architekturbüro Bayer Uhrig aus Kaiserslautern auf. Professor Dirk Bayer hatte bereits diverse kirchliche Umbauprojekte teils im eigenen Büro, teils im Rahmen seiner Lehrtätigkeit an der TU Kaiserslautern bearbeitet.
Das Konzept für den Umbau ist so schlicht wie einleuchtend: Der liturgische Raum wird verkleinert und um 90 Grad gedreht, die vorhandene Empore um eine zweite erweitert und ein alter Eingang wieder geöffnet. Um das „Haus im Haus“ in dem achteckigen Kirchenraum zu installieren, mussten zunächst Altar und Gestühl ausgebaut, der Boden für die Fußbodenheizung ausgebaggert, die alten Mauern von innen gedämmt werden. Die neu eingefügte Konstruktion besteht aus einfachen Holzständerwänden und Holzbalkendecken. Eine weiß gewachste Brettschalung, mal gehobelt und mal sägerau belassen, verkleidet Brüstungen, Wände und Decken. Die drei unterschiedlichen Breiten der Lärchenbretter beleben die Flächen zusätzlich und binden sie zusammen, sodass sich der leichte Eindruck eines Zelts einstellt. Die Abdeckungen der Emporen und Brüstungen sind dunkel gebeizt.

Der nun quer zum Eingang ausgerichtete liturgische Raum teilt zwei Bereiche ab: den Vorraum mit Haupteingang und WC sowie den Gemeinderaum, der sich ungefähr dort befindet, wo früher der Altar stand. Dank eines wieder geöffneten Seiteneingangs kann dieser Raum separat für Gemeindeversammlungen, Kurse oder Konfirmandenunterricht genutzt werden, aber auch als Küche.
Obwohl das Budget für den Umbau mit rund 300.000 Euro knapp bemessen war, wirken die neuen Räumlichkeiten würdig und heiter. Bayer Uhrig Architekten, die die Planung in Arbeitsgemeinschaft mit dem Berliner Büro Modersohn & Freiesleben umsetzten, konzentrierten sich auf eine Mixtur aus einfachen, sauberen Details, bescheidenen Materialien und besonderen Einzelzutaten, die neben den „auratischen“ Elementen des alten Kircheninventars wie Taufstein und Liedtafel bestehen können. Ein Beispiel: Mit der „Drehung“ des liturgischen Raums gerieten die beiden Seitenfenster stärker ins Blickfeld und bedurften daher besonderer gestalterischer Aufmerksamkeit. Die schlanken Stahlfenster, die von innen vor die bestehenden Buntglasfenster gesetzt wurden, erhielten Griffe aus der FSB Serie 1004 10(Design: David Chipperfield). Die Türen, die sich wie Tapetentüren in die hölzerne Oberfläche einfügen, sind mit bronzenen Türklinken aus derselben Produktfamilie hervorgehoben. Die Eingangstür, die hinter dem Kirchportal neu eingefügt wurde, öffnet man mit bronzene Türstangen (FSB Modell 66 6522). Aus dem Fundus des Metallbauers hingegen stammt der stählerne Handlauf der neuen Treppe, der – aufbereitet und schwarz lackiert – in diesem Zusammenhang wie ein Artefakt wirkt. Hier wiederholt sich im kleinen Maßstab der sympathische Ansatz der Architekten, mit wenigen, aber gut durchdachten Maßnahmen einem aus der Zeit gefallenen Bau zu neuem Wert zu verhelfen.

Tür- und Fenstergriffe Produktfamilie 1004
Design: David Chipperfield Bronze
Türstangen Modell 66 6522 Bronze
+ Ergo System® E300 mit  METRIC® Bad-Accessoires

Nils Ballhausen