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arc architekturconzept

Plattenbausanierung Regierungsstrasse 37, Magdeburg

Ort
Magdeburg
Gebäudekategorie
Geschosswohnungsbau
Bauvorhaben
Umbau
Jahr der Fertigstellung
2013
Material Fassade
Putz
Planung: arc architekturconzept GmbH
Bauausführung: arc projektmanagement

Bauherr: Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg mbH
Fertigstellung: 08/ 2013
Wohnfläche: 8.790 m² (140 Whng.), Vergrößerung um 410 m²/BGF: 1.900  m²
Gesamtbaukosten KG100 – 700: 4,69 Mio € brutto

Obwohl äußerlich kein architektonisches Schmuckstück, war der achtgeschossige Wohnblock vollständig vermietet. Unmittelbar an der Altstadt gelegen, bietet sich den Bewohnern ein reizvoller Blick über die Elbe, die hier eine große Insel im Fluss mit einem weitläufigen Park bildet. Der Wohnblock sollte auf dieser Seite ein neues Gesicht erhalten. Zudem sollten die schmalen Loggien besser nutzbar werden. Das Ergebnis ist beeindruckend. Die ehemals starre, nüchterne Fassade ist in Bewegung gekommen. Mit überschaubaren Mitteln sind jetzt jeder Wohnung großzügige Freibereiche vorgelagert. Schließbare Loggien wechseln sich mit offenen ab. Die Brüstungen der offenen Loggien sind als Stahlgeländer ausgebildet, hinterlegt mit Edelstahl-Lochblechen. Die schließbaren Loggien weisen ein hohes Maß verschiedener Zusatznutzen auf. Hier ist die Brüstung transluzent, mit fest eingebautem VSG verglast. Dies bedeutet Sichtschutz und trotzdem mehr Licht. Über der Brüstung, in einer vierbahnigen Schiene an der Decke hängend, sind verschiebbare Scheiben angeordnet. Die Loggia lässt sich so zu einem Wintergarten verschließen. Vollständig geöffnet, parken die Gläser hintereinander an der Seite. Das System „GM Toproll Parapet“ ist das erste System von Glas Marte, das Balkonbrüstung und Schiebesysteme in Kombination vereint. Durch die hängende Konstruktion ist die Laufmechanik vor Witterung und Verschmutzung gut geschützt. In der alpinen Region Vorarlbergs in Österreich haben bewegliche Loggia-Verglasungen Tradition. Die Vorteile gelten auch in Magdeburg: Energetisch wirken die geschlossenen Loggien als Pufferzone, die zur positiven Energiebilanz beitragen. Abgesehen vom Sicht- und Wetterschutz lässt sich die Loggia nahezu das ganze Jahr nutzen.

Baukonstruktion

Die vorhandene Betonkonstruktion wurde abgebrochen. Die Fassade erhielt rundum ein Wärmedämm-Verbundsystem. Die Loggien werden durch neue Schiebetüren betreten. Analog zur bestehenden Plattenbauweise sind auch die neuen Elemente vorgefertigt, jedoch deutlich filigraner. Lediglich zehn verschiedene Module bilden die neue Fassade, die statisch auf dem Sockelgeschoss ruht und – thermisch getrennt –  mit Zugankern an den tragenden Innenschotten fixiert ist.
Die neue Loggien-Fassade verleiht dem ehemals gesichtslosen Kubus optische und räumliche Tiefe. Sie ist um das Gebäude als Hülle herumgezogen und bricht so die harten vertikalen Kanten auf. Die ebenen, leicht reflektierenden Flächen der Wintergärten wechseln sich mit der bewegten Struktur der offenen Loggien ab. Bei näherem Hinsehen zeigen sich auf der Fassade die Buchstaben „W“ und „O“ für WOhnbau - oder vielleicht West-Ost…?

Wohnkonzept

Die Tiefe der alten Balkone betrug bescheidene 1,20m. Die neuen, offenen Loggien sind ca. 2,60m tief, die Wintergärten 1,80m. Dadurch sind sie optimal nutzbar und problemlos mit Liegen oder Tischgruppen zu möblieren. Die neuen Freibereiche haben die vermietbare Wohnfläche um ca. 410m² erhöht.
Die Sanierung und zugleich Auswertung beweist eindrucksvoll, dass gute Ideen auch weniger attraktive Plattenbauten in elegante Wohnanlagen verwandeln können. Dabei verbindet sich eine gehobene Wohnqualität mit aktuellem energetischem Standard.