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ap88

Waldkapelle Neckarzimmern

Foto: Thilo Ross
Foto: Thilo Ross
Ort
Neckarzimmern
Gebäudekategorie
Kirchen, Klöster, Moscheen, Synagogen
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2012
Material Fassade
Holz
Architektenpreis
Hugo Häring Auszeichnung 2014 Bund Deutscher Architekten BDA Holzbaupreis Baden-Württemberg 2012
Neubau einer Kapelle 2010

Ich bin eine Kirche
In einer von Turbulenzen und großer Unsicherheit geprägten Zeit ist es gut und wichtig, dass es Orte gibt, die dem menschlichen Bedürfnis nach Kontemplation und  Entschleunigung Raum geben.

Kirchen sind solche besonderen Orte. Sie können den Menschen durch ihre spirituelle Raumatmosphäre helfen, in Andacht und Kontemplation die Antworten zu finden, die der christliche Glaube ihnen als Orientierungshilfe anbietet. Deshalb war es uns als Architekten von Anfang an wichtig, hier ein Gebäude zu entwerfen, das klar und deutlich sagt:
Ich bin eine Kirche.

Standort

Bei der Wahl des Standortes für die Kapelle ist die Lage auf der Waldlichtung oberhalb der Tagungshäuser besonders vorteilhaft.

Einerseits wird dadurch der herausragenden Bedeutung des Hauses ebenso sinnbildlich entsprochen, wie dem Wunsch nach „Herausnehmen aus dem Alltag“.
Andererseits fügt sich die Kapelle dennoch ganz selbstverständlich als weiterer Baustein in die Gesamtanlage ein. Mehr noch: sie ergänzt sie mit ihrem Vorplatz in einer Weise, die dem Ensemble eine neue, dorfähnliche Qualität verleiht. Schließlich haben Dörfer fast immer Kirchen mit einem Kirchplatz davor.

Baustoff Licht
Das Gebäude selbst ist in seiner äußeren Gestalt bewusst dem Archetypus Haus verpflichtet und die Integration der historischen Glocke in einem Dachreiter bringt unmissverständlich zum Ausdruck, dass es sich bei dem Haus um eine Kirche handelt.
Der Innenraum entspricht in seinen Umrissen der äußeren Gestalt. Auf das Wesentliche reduziert, erhält der Raum seine sakrale Atmosphäre durch die subtile Modulation des Tageslichts. Gefiltert durch den Querschnitt der Holzrahmenkonstruktion bekommt der Innenraum über die Fassade gleichmäßiges Nordlicht, während die östliche Giebelwand, vor der bei Gottesdiensten der Altar steht, durch Streiflicht in Szene gesetzt wird.

Das Tageslicht wird somit zum wichtigsten Element der Raumgestaltung.
Es erweckt das Holz zum Leben, welches als Baumaterial fast ausschließlich zur Verwendung kam.

Baustoff Holz
Die Entscheidung für Holz als Material hat ihren Ursprung im Selbstbaugedanken. Die massive, einer Blockhütte nicht unähnliche, Holzkonstruktion ist eine ausgesprochen einfache Bauweise, die ohne komplizierte und damit fehlerträchtige bautechnische Anschlüsse auskommt.
130 gleiche bzw. ähnliche Holzrahmen wurden vorkonfektioniert auf die Baustelle geliefert, vor Ort größtenteils von Laien auf dem Vorplatz liegend zusammengesetzt und dann aufgerichtet.
Neben den vielen jugendlichen Helfern, die z.B. über den internationalen Bauorden nach Neckarzimmern kamen, haben auch Mitarbeiter des Evangelischen Oberkirchenrates Karlsruhe tatkräftig an der Kapelle mit gebaut.

Auch die Möblierung wurde aus einfachem Plattenmaterial selbst hergestellt. Sie ist mobil konzipiert und ermöglicht die flexible Gestaltung des Gottesdienstes.

Modulares Grundelement sind die Hocker. Die Prinzipalen, Altar und Ambo, werden aus den Hockern zusammengefügt.


Fotos: Thilo Ross, Heidelberg