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SEHW Architektur

Karlsruher Institut für Technologie, Campus Süd

Foto: David Franck
Foto: David Franck
Ort
Karlsruhe
Gebäudekategorie
Labor-, Forschungsgebäude
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2011
Material Fassade
Holz
Neubau Sporthalle
Die Entwicklungsplanung für das KIT, Campus Süd, sieht die Errichtung zweier neuer Gebäude vor. Die des Instituts für Mikrotribologie (Fraunhofer Gesellschaft) und dem Materialwisschenschaftliches Zentrum MZE. Bei dem hierzu 2011 ausgelobten Realisierungswettbewerb gehören SEHW Architektur ebenfalls zu den Preisträgern. Räumliche- funktionale Zusammenhänge machten den Abriss der bestehenden Sporthalle aus dem Jahr 1956 unabdingbar und schafften so die Möglichkeit des Neubaus einer Dreifeldhalle in unmittelbarer Nähe des Sportinstitutes.

Städtebauliches Konzept
Der Neubau der Sporthalle für das KIT ergänzt die vorhandene Bebauung des Engeler-Bunte-Rings in der Nordwestlichen Ecke des Geländes zwischen der Hagsfelder Allee und Gebäude 40.18 des KIT. Gebäudekanten der Umgebungsbauten werden aufgenommen. Das Gebäude liegt direkt neben dem Bestandsinstitut, so dass Synergien genutzt werden. Das Baufeld der Sporthalle grenzt westlich und nördlich an naturschutzrechtlich sensible Gebiete an, hierbei vor allem relevant ist das westliche Natura-2000 Areal „Hardtwald“. Dieser erfordert einen sensiblen Umgang mit der Natur. Schützenswerte Bäume, sowie ein Baum mit Heldbockkäfer-Besatz werden durch die Maßnahme nicht berührt.

Planungskonzept
Die Flächen und Räume sind ausgelegt für eine maximale Belegung von 120 Studenten. Die Sportfelder, Geräteräume, Hauptumkleiden und WCs sowie das Foyer befinden sich im Erdgeschoss. Die Höhendifferenz von 1,00m wird durch eine behindertengerechte Rampe auf dem Weg zwischen Sportinstitut und der neuen Halle überwunden. Im Obergeschoss befinden sich weitere Umkleide und Sanitärräume, Übungsleiterräume, ein Raum für Sportmotorische Tests, ein Beratungsraum sowie der Haustechnikraum. Das Foyer dient der Orientierung und Kommunikation und verbindet das Obergeschoss mit dem Erdgeschoss über eine offene Treppe. Wartebereiche im Erdgeschoss für Sportler sind zentral den Verkehrsflächen zugeordnet.

Material und Fassade
Das Gebäude erhält eine Verkleidung aus hinterlüfteten, horizontal angeordneten Holzbrettern, die in ihre Breite variieren. Die Verkleidung aus unbehandeltem Lärchenholz dient vor den Fenstern als Sonnen- und Blendschutz, integriert das Gebäude in seine Waldlage und bildet ein lang anhaltendes, wartungsarmes Fassadensystem. Die beweglichen Sonnenschutzelemente in den Aufenthaltsräumen bestehen ebenfalls aus diesem nachhaltigen Material. Im geschlossenen Zustand wirkt die Fassade tagsüber als einheitliche Hülle mit Schattierungen; bei Dunkelheit dominiert das durchscheinende Licht. Die Nordfassade und der zurückgesetzte Eingangsbereich sind nicht mit einer Verkleidung versehen. Die Verglasungselemente hinter den Holzbrettern sind in Alurahmenprofile. Eine Pfosten-Riegel-Fassade betont den zurückgesetzten Eingang.  Im Hallenbereich ist ebenfalls ein Pfosten-Riegel-System vorgesehen, welche die Halle gleichmäßig belichtet und großzügige Aus- und Einblicke in die Sporthallenfelder erlaubt. Hier wird ein leicht reflektierendes Glas eingesetzt, sodass der umliegende Wald in der Fassade gespiegelt wird. Die Gestaltung im Innern dagegen setzt kräftige Farbakzente in gelb und grün grauen Betonflächen entgegen. Interessante Blickbezüge wurden gezielt durch Lufträume zwischen den Etagen inszeniert und verbinden so Entree und Sportbereiche mit dem Verwaltungsteil. So kann man in die Felder 2 und 3 vom Eingangsfoyer und vom Obergeschoss schauen. Vom Hausmeister-/ Pförtnerraum hat man Einblick in Sportfeld 3 sowie in das Foyer. Alle drei Sportfelder können über das Foyer und den Flur separat, oder auch zusammengeschaltet und durch die zentralen Zugänge erreicht werden. Das Feld 3 wird vom Nutzer getrennt benutzt, und durch eine schalldämmende Trockenbauwand abgegrenzt. Der Umbau zu einer offenen Dreifeld-Sporthalle ist jederzeit möglich. Innenräume fließen so in einander über und in durch großflächige Verglasungen auch in den Außenraum.   

Passive Gebäudesysteme / Energieeffizienz
Die passiven Gebäudesysteme mindern die Energiekosten. Die große Verglasung im Hallenbereich minimiert den Leuchteneinsatz. Das Sonnenschutzkonzept erlaubt auch in Sommer eine Tageslichtnutzung, nutzt solare Wärme im Winter und vermeidet Überhitzung in den Sommermonaten. Die robusten Oberflächen im Innenraum sind leicht zu reinigen und instand zu halten. Alle Bereiche werden weitestgehend natürlich be- und entlüftet. Die Querlüftung der Halle wird durch tiefer angeordnete motorisierte Öffnungsflügel an der Nordseite und Oberlichter zwischen den Bindern an der Südseite erreicht. Alle außenliegenden Räume des Nebenraumtrakts haben manuell zu öffnende Lüftungsflügel.

Tragwerkskonzept
Die Dreifeldsporthalle besteht aus dem Hallenbereich und dem südlich vorgelagerten zweigeschossigen Sozial- und Techniktrakt mit Teilunterkellerung. Das Hallentragwerk aus Brettschichtholzbindern mit Trapezblecheindeckung und Folienabdichtung auf Wärmedämmung überspannt ca. 24,0 m. Der Sozial- und Techniktrakt ist vollständig in Stahlbeton-Massivbauweise geplant. Die Decken überspannen ohne weitere Zwischenunterstützung ca. 8,0 m.

Klingt alles teuer? War es aber nicht! Das Gebäude wurde aus dem Konjunkturprogramm II finanziert, stand zwar von Anfang an unter hohem Kosten- und Termindruck und wurde nun aber termingerecht und innerhalb des Kostenrahmens Ende 2011 fertig gestellt.