Zurück zum Profil
plus4930 Sierig Geddert Krüger

Overkill Shop

Ort
Berlin
Gebäudekategorie
Läden, Einkaufszentren
Bauvorhaben
Umbau
Jahr der Fertigstellung
2008
Material Fassade
Mauerwerk
Entwurfsgedanken und räumliches Konzept

Der Overkill Shop wurde von den Machern des ersten deutschsprachigen Graffiti Magazins  “Overkill” , das seit 1992 erscheint, gegründet, und ist seit 2003 eine der ersten Adressen für Streetwear und Graffiti-Equipment in Berlin. Aus der Geschichte des Shops heraus bestand das Hauptanliegen der Bauherrn darin, Fashion und "Street Credibility" im neuen Ladengeschäft zu vereinen.

Um diesem Anspruch gerecht zu werden, wurde in den bestehenden Laden eine sich an die Wände schmiegende Struktur aus spiegelndem Glas und Metall eingebettet, deren Herzstück  eine 12 m x 2,40 m große Schiebetüranlage aus verspiegeltem Glas mit "Scratchings" des Berliner Künstlers GEL, ist. Sobald die Spiegel von hinten beleuchtet werden, wird die Wand zur Lichtskulptur. Sie löst sich zu beiden Seiten in eine gefaltete Regalstruktur auf und endet in einem auskragendenTresen.

Während des regulären Ladenbetriebs wird die Schiebetüranlage eingefahren und die Produkte treten in den Vordergrund, sie bestimmen, vervielfacht durch die ihre Reflektionen den Raumeindruck.
Nach Ladenschluss, zu Product Launches und Buchvorstellungen aus dem Bereich Streetart, werden die Spiegel der Anlage geschlossen und das leuchtende, “gescratchte “ Gemälde breitet sich durch die Spiegelungen im gesamten Raum aus.

Die Sneaker Kollektion befindet sich im  Regalsystem vor dem Schaufenster. Die Sneaker werden so nach außen zum Ausstellungstück, sind jedoch gleichzeitig von innen zur Anprobe greifbar. Das reflektierende Regalsystem funktioniert  als Filter, der die Außenwelt erst ausblendet, und dann kaleidoskopartig in gebrochenen Reflektionen zurück in den Laden holt.

Die Verkaufsräume im Obergeschoss werden über die zentrale, hängende Treppe erschlossen . Von dieser aus lässt sich im Deckendurchbruch die Gestaltung des 1. OG bereits erahnen. Die ehemalige Wohnung ist als bewußter Kontrast zum Erdgeschoß inszeniert, und als “Alt Berliner Wohnung”   eingerichtet .

Material, Design und Technik

Boden und Decke des Ladens nehmen sich in Schwarz zurück, um die , die Bestandswände einhüllende, Spiegelstruktur hervortreten zu lassen. Die Farbigkeit wird durch die sehr bunten Streetware Produkte und ihre Reflexionen geschaffen. Als Bodenbelag wurde geschliffener Gussasphalt verwendet, der sich aufgrund seiner Elastizität zum Aufbringen auf die vorhandene Dielung eignet.

Die spiegelnden Flächen bestehen im Fall der Schiebetüranlage aus Glas, alle übrigen Flächen aus Alanod Blechen , die der Leuchtmittelindustrie entstammen und aufgrund ihrer brillanten Reflektionseigenschaften, sowie der hohen Kratzfestigkeit ausgewählt wurden. Die Schiebetüranlage ist  das Dorma System “Moveo Glas”.  Zusätzlich entwickelten wir ein, in die Schiebeelemente integriertes  LED Beleuchtungssystem, um die Scratchings gleichmäßig zu hinterleuchten.

Aufgrund des beschränkten Budgets von 100.000 Euro für den gesamten Umbau beider Etagen inklusive Durchbrüche und neuer Fassade konnte die Montage der Bleche nur zu einem geringen Teil durch Metallbaufirmen erfolgen, so dass wir für die Regalelemte ein komplett vorgefertigtes System entwickeln mussten um die Montage durch Laien zu ermöglichen.
Um das Regalsystem möglichst effizient planen zu können erstellten wir ein parametrisches 3D Modell in Generative Components, die Struktur läst sich so in Echtzeit aus den Design und Fertigungsvorgaben generieren. Die Fertigung erfolgte im “File to Factory” Verfahren mit dem herstellenden Unternehmen.  Dies ermöglichte uns die Abwicklungen aus den 3D Modellen der Planung ohne Zwischenschritte in die Laserschnitt und Kantdaten zu überführen, und so extrem präzise Teile vorfertigen zu lassen. Wobei es aufgrund der digitalen Fertigungswege möglich war irreguläre Elemente mit dem gleichen Aufwand wie serielle herzustellen. Jedes Regalfach verfügt über eine Spotbeleuchtung durch in das Regalsystem integrierte Mini LEDs.

Der Tresen ist als Stahlblech Monocoque Konstruktion in 4mm Stärke mit tragender Hülle hergestellt worden. Auch hier wurden die Abwicklungen der Hülle direkt in die Laserdaten umgesetzt, wodurch auf eine Werkplanung seitens der montierenden Firma verzichtet werden konnte, und der Tresen komplett anhand der Nummerierung der Bleche ohne weitere Pläne verschweißt werden konnte, was eine sehr kurze Montagezeit  von 2 Tagen ermöglichte.


Projektdaten

Kategorie Shop
   
Bauzeit 06/08 – 10/08   

Verkaufsfläche
240 qm     

Standort
Köpenicker Straße 195 Berlin