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PPAG architects

Wohnbauprojekt Fickeysstrasse Wien

Foto: Helmut Pierer
Foto: Helmut Pierer
Ort
Wien
Gebäudekategorie
Geschosswohnungsbau
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2013
Material Fassade
Metall
Im Wettbewerb ging es um eine Grundlage für die Neuwidmung eines Grundstücks in Simmering. Wir hatten uns schon zuvor mit dieser abstrakten Vorstufe vor der Architekturplanung und ihrer möglichen Verbesserung in der Praxis auseinandergesetzt, (Augarten, 1999) und eine im Grunde einfache, allgemein anwendbare Methode entwickelt, die vorhandene Bedingungen auf dem jeweiligen Grundstück, wie zb Sonnenlicht, lokale Windrichtungen oder Sichtbezüge, räumlich sichtbar macht und damit einen flexibel interpretierbaren Möglichkeitsraum für zukünftige Bebauungen schafft.

Das sich im Wettbewerb ergebende bergartige Volumen war gut geeignet für die Unterbringung der vorgegebenen Mischnutzung, gleichsam die Überlagerung von Alt Erlaa und Shopping City Süd an einem Punkt. Mit der Strukturwidmung der Wr BO war es möglich, die ermittelte Kubatur mit gesetzten Ausnutzungslimits fast 1:1 in die Widmung zu übernehmen. Im Unterschied zur Blockrandbebauung konzentriert sich die Baumasse in der Mitte des Grundstücks, was allen Wohnungen, auch den unteren, gute Aussicht bringt und kommunizierende Räume mit den Nachbarbebauungen aufspannt. So wird freiwillig von der Baulinie abgerückt, was dem Straßenraum guttut, zusammen mit dem Gehsteig ergibt sich ein Platz als Auffangbecken für alle Zugänge. Gleich zu Beginn der Projektentwicklung gab es Druck in Richtung mehr Wohnnutzung, zugegebenermaßen eine Herausforderung für die Typologie, die den Berg erschlanken ließ. Realisiert werden jetzt gerade ein Kindergarten, ein Heim für kurzzeitiges Wohnen, Ateliers für Wohnen und Arbeiten und 200 Wohnungen.

Wichtiger Identifikationsfaktor für die Bewohner sind sicher die großzügigen, natürlich belichteten, teils vielgeschoßigen Erschließungsflächen mit großen Atrien, die als innere Straßenräume das Haus durchdringen, in die alle Wohnungen mit ihren inneren Fassaden und Küchenfenstern schauen und die jeder Bewohner beim aus dem Hausgehen und Heimkommen durchquert. Hier befinden sich alle gemeinsam genutzten Räume: Wohnnebenräume (Kinderwagen und Fahrradabstellräume, Einlagerungsräume und Waschküche), Mehrzweck- /Bewegungsraum, Kinder- und Jugendspielraum, Kino, Wintergarten, Gemeinschaftsküche mit angeschlossenem Sitzbereich, Bibliothek/Lernzimmer, sowie räumliche Nischen und Platzsituationen mit Potential, und wie die gemeinsame Dachterrasse offen für die Aneignung durch die Bewohner.

Die allseitig orientierten Wohnungen sind bei diesem Typus tendenziell monoorientiert, was durch Variantenvielfalt kompensiert wurde. Das Gebäude demonstriert nach außen durch die umlaufenden silbernen Balkonbänder Homogenität, ein zusammenhaltender Gürtel für die dahinterliegende Verschiedenheit.

Die komplexe Frage von Energieverbrauch und Nachhaltigkeit stellt sich aktuell bei jedem Projekt. Der kompakte, tiefe Baukörper mit seiner geringen Außenfläche und das durch die Form bestimmte Angebot großer privater Freiräume, die das obligate Einfamilienhaus obsolet machen, sind Ansätze für neu nachhaltige Modelle in der Stadt.

Die innovative Methode generiert innovative Architektur. Gleichzeitig steht der Typus des Wohnhügels in Wien auch in einer historischen Kontinuität: die bewährten und viel beachteten Terrassenhäuser des Architekten Harry Glück und Studien von Hermann Czech seien beispielhaft genannt.