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NIEBERG I ARCHITECT atelieraxelnieberg

Erweiterung und Umbau Wilhelm Busch Gymnasium - Stadthagen

Ansicht Pausenhalle
Ansicht Pausenhalle
Umbau Verwaltung, Neubau Hausmeisterraum

Der 1. Bauabschnitt beinhaltete den Umbau des Verwaltungsbereichs. Dazu wurde der Bestand vollständig entkernt und bis in den Rohbau zurückgebaut. Die Mittelzone als Erschliessungsbereich wurde offen gestaltet. Das entstandene Foyer dient als Empfangs- und Warteraum. Die wartenden Eltern werden auf einem bodenbündig eingelassenen roten Veloursteppich empfangen. Es soll eine gewisse Leichtigkeit erzeugt werden, um die für die Eltern nicht immer angenehme Situation ein wenig zu erhellen.
Im westlichen Bereich wurden die Büroräume für die Koordinatoren vorgesehen. Das Sekretariat, Elternsprechzimmer und das Arztzimmer wurden als transluzenter Elemente eingestellt, so dass in die Mittelzone durch das mattierte Glas Licht einfällt. Auch die Büros wurden mit transluzenten Oberlichtern zum Flur versehen, um den Tageslichteinfall zu ermöglichen.

Das in den Erschliessungsflächen ausgelegte Eichenparkett wird vertikal von oben beleuchtet, um eine warme atmosphärische Ausstrahlung des Holzes zu erlangen.

Als Schliessfächer für die Lehrer dienen einfache Stahlspinde, die durch ihre anthrazitfarbene Lackierung eine Wertigkeit erlangen. Die Positionierung erfolgte im zentralen Erschließungsgang und hinter einer im Foyer eingestellten Wandscheibe. Hinter dieser Wandscheibe verbirgt sich auch der Raum für den Kopierer. Der Schriftzug >eigenArt< auf der Wand stammt auch von dem Architekten und ist ein Beitrag, der zum Nachdenken über die Ausbildung der Schüler anregen soll.

Das Sekretariat und die Schulleitung  sind funktional zusammenhängend im südöstlichen Bereich des Traktes untergebracht. Durch die Anordnung ist der direkte Bezug zum Lehrerzimmer gegeben.  Ein angegliederter Abstellraum kann als Archiv für das Sekretariat genutzt werden.

Die Wertigkeit der verwendeten Materialien soll auf die anspruchsvolle Ausbildung in dieser Schule hinweisen.

In dieser Umbauphase wurde bereits in der alten Pausenhalle der neue Hausmeisterraum errichtet, da der damalige Raum an den Haupteingang angegliedert war und für den späteren Neubau der Pausenhalle weichen musste. Der neue weisse Kubus ist als eigenständiges Element auf eine bestehende Ziegelmauer aufgesetzt. Um eine gute Übersicht des Haumeisters zu gewährleisten, wurde ein horizontales grünverglastes Panoramafenster als Stilelement gewählt.


Zubau Lehrerzimmer

Der 2. Bauabschnitt beinhaltete eine  Erweiterung des Lehrerzimmers in östlicher Richtung. In dem Erweiterungsbau ist der Lehrerarbeitsbereich angesiedelt. Der Zubau erhält in südlicher Ausrichtung eine Glasfassade, um einen hellen angenehmen Arbeitsraum zu schaffen und von außen eine Glasfuge zwischen den bestehenden Gebäuden herauszuarbeiten.

Der Erweiterungsbau ist komplett in durchgefärbtem Sichtbeton ausgeführt. Der Anspruch des Architekten lag in einer speziellen warmen Farbgebung eines Kalksteins. Der als Muster dienende hellbeige Kalkstein wurde im Farblabor auf seine Farbbestandteile untersucht und so die Rezeptur für den selbstverdichtenden Sichtbeton festgelegt. Der Zubau diente so auch als Muster für den folgenden Bauabschnitt der neu zu errichtenden Pausenhalle.

In diesem Bauabschnitt wurde auch die raumhohe Glasfassade des angrenzenden Lehrerzimmers als anthrazitfarbene Pfosten-Riegel-Konstruktion erneuert, um eine energetische Verbesserung der Fassade in diesem Bereich zu erreichen.


Neubau Pausenhalle

Der 3. Bauabschnitt erfolgte mit dem Neubau der Pausenhalle. Die Pausenhalle dient sowohl als neuer Haupteingang als auch für Veranstaltungen als Aula.
Diese Funktionen lassen sich nur sehr schwer vereinen. Eine Pausen- und Empfangshalle sollte lichtdurchflutet sein, eine Aula sollte möglichst wenig Fensterflächen aufweisen.

Die von uns entwickelte Lösung ist ein Zwitter. Durch die Betonrasterdecke und die gestellten Sichtbetonstützen und –pfeiler haben wir eine Vielzahl an Oberfläche geschaffen, die den Schall bricht und im Kontrast zu den schallreflektierenden Glasscheiben steht. Zur Akustikverbesserung dienen auch die in den Betondeckenrastern eingebrachten orangefarbenen Schallabsorbtionsflächen. Die orangen Farbe der Elemente färbt das einfallende Licht auch bei trüber Witterung mit einem Warmton.
Zur Verdunkelung der Halle wurden sowohl in den Fassadenflächen als auch über dem Glasdach außenliegende anthrazitfarbene Stores integriert.

Die Schnittstelle zwischen neuer Pausenhalle und Altbau wurde als Glasfuge definiert, um eine klare Trennung zwischen Alt und Neu herauszuarbeiten und die additive Fügung der Elemente zu zeigen. Weiter konnte so gewährleistet werden, das weiterhin Tageslicht in den Bereich fällt, wo vorher die Glasfassade des Bestandes stand. In diesen Gangbereich wurde auch eine Rampe positioniert, die den behindertengerechten Anschluss an teilweise höhergelegte Bestandsebenen gewährleistet.

Die Pausenhalle erhielt großflächige Verglasungen, um einen freundlichen hellen Charakter beim Betreten der Schule zu erzeugen. Auch im Dach wurde ein grosser Teil als Glasdach ausgeführt, um die Mittelzone der Pausenhalle natürlich zu belichten.

Das Deckenbild der Halle wurde auf den Fussboden übertragen. Die Mittelzone mit der Rasterdecke wird durch Massivholzdielen aus Douglasienholz am Boden nachgebildet. Die Verlegerichtung folgt den Deckenbalken.
Die umlaufende Gangzone aus schwarzem Terrazzo bildet die darüber liegende geschlossene Sichtbetondecke ab. In diese Flächen wurden bodenbündige Glasvitrinen, die Arbeiten aus dem Kunstunterricht zeigen, eingelassen. Die Idee des Architekten war „über Kunst zu gehen“.
Der Glasgang als Übergang zum Bestand wurde mit einem hellgrauen Terrazzo ausgeführt.

Der Bühnenbereich ist als fest installierte Bühne geplant. Die Abtrennung zum Flurbereich erfolgt über eine mit Zugangsöffnungen versehene Sichtbetonwandscheibe. Der Flurbereich wird bei Veranstaltungen als Hinterbühne genutzt. Der automatisierte Bühnenvorhang wurde so konzipiert, dass die Bühne in verschiedenen Varianten bespielbar ist.
Die Halle lässt sich in der Mitte durch einen Vorhang trennen, so dass ein ungestörtes Proben auf der Bühne möglich ist, ohne den Zugang der anderen Schulbereiche zu behindern.

Die mechanische Be- und Entlüftung der Halle erfolgt über Öffnungen in der Glasfassade sowie in der Dachfläche. Zusätzlich wurde eine Lüftungsanlage integriert. Die Zulufteinlässe sind  bündig im Boden eingelassen. Die Abluft wird im Deckenbereich abgesaugt.

Die Temperierung der Halle erfolgt über Bauteilkonditionierung. Der Fussboden ist vollständig mit einer Flächenheizung versehen. Zusätzlich sind Sichtbetonpfeiler und –decken mit einem Schlauchsystem durchzogen, dadurch können die Bauteile erwärmt oder gekühlt werden.

Die in der Rasterdecke abgehängten Pendelleuchten wurden von dem Architekten und Lichtplaner speziell für dieses Bauvorhaben entwickelt. Sie vereinen mehrere Funktionen in sich. Einerseits wird die Grundbeleuchtung sichergestellt, andererseits kann aber auch eine atmosphärische Beleuchtung für Veranstaltungen erzeugt werden. Außerdem ist die vorgeschriebene Notbeleuchtung integriert. Um die orangefarbenen Ausfachungen auch bei Dunkelheit aufzuhellen, wurde zusätzlich eine nach oben gerichtete Beleuchtung eingebaut.


Für die Bestuhlung der Aula wurde ein neues Stuhllager als eingestellter Kubus in der alten Pausenhalle installiert.


Cafeteria / Atrium / Freizeitraum


Der 4. Bauabschnitt beinhaltete die Errichtung einer neuen Cafeteria im Bereich der alten Pausenhalle. Bisher war die Cafeteria und der Freizeitbereich im Kellergeschoss untergebracht. Für die angewachsenen Schülerzahlen war die Fläche und Ausstattung nicht mehr ausreichend.

Die Cafeteria wurde mit einem großzügigen Tresen ausgestattet, so können die SchülerInnen an einem „Tisch“ platznehmen und das Zusammengehörigkeitsgefühl wird gestärkt. Die Kommunikation der SchülerInnen soll durch diese Ausformung unterstützt werden. Um diesen kommunikativen Gedanken zu unterstreichen, wird dieser Bereich durch eine möglichst große Transparenz und Offenheit gekennzeichnet. Die umschließenden Wände des bisherigen Bühnenbereichs wurden dazu rückgebaut.
Die Cafeteria als neues Element wurde vollständig aus Douglasienholz gefertigt. Der gesamte Entwurf nebst Küchen- und Lichtplanung stammt von dem Architekten.
Selbst die Barhocker und Sitzmöbel wurden speziell für dieses Bauvorhaben angefertigt. Die Barhocker lassen sich integrativ in den Tresen einfügen, so dass bei angestellten Hockern ein geschlossener Kubus wirkt.
Die Küchenblöcke als technischer Bereich wurden kontrastierend in Edelstahl ausgeführt.

Das Atrium wird funktional als Aussenbereich für die Cafeteria genutzt. Um diese Zusammenhängigkeit herauszuarbeiten, wurden die Fassaden als Ganzglaselemente mit Schiebetüren errichtet. Die großflächige Transparenz sorgt für eine angenehme Belichtung des Cafeteriabereichs und einen fließenden Übergang zum Atrium. Der Bodenbelag des Atriums wurde mit wetterfesten Lärchenholzbohlen gestaltet, um eine Aufenthaltsqualität für die SchülerInnen zu schaffen. In der Mitte dient ein Holzpodest als Sitzgelegenheit. Die umschliessenden Waschbetonwände wurden ebenfalls mit Lärchenholz verkleidet, um ein einheitliches ruhiges Bild zu erzeugen und eine neue Materialität in die 70er-Jahre Architektur zu bringen.

Der angrenzende Freizeitbereich wurde in den bisherigen ersten Kunstraum umgesiedelt. Eine Transparenz und der Durchblick zum Cafeteriabereich wird durch eine großflächige teilmattierte Verglasung erzielt. Die Ganzglaswand mindert die natürliche Lärmentwicklung aus dem Freizeitbereich zum Cafeteriabereich.