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Haberland Architekten

Turnhallensanierung

Ort
Winterthur
Gebäudekategorie
Sport, Schwimmen, Wellness
Bauvorhaben
Umbau
Jahr der Fertigstellung
2006
Material Fassade
Beton
Bauherr: Bildungsdirektion Kanton Zürich Mittelschul- und Berufsbildungsamt

Baukosten: 5.140.500 CHF

Bauzeit: 2007 - 2008

Beauftragte Leistungsphasen: 1-9

Volumen SIA 116: 17.300 m3

Geschossfläche SIA 416: 2.080 m2

BKP 2/Vol SIA 116: 297 CHF/m3

BKP 2/GF SlA416: 2.470 CHF/m2


Die Doppelturnhalle ist ein Teil des Gebäudeensembles der Kantonsschule Rychenberg in Winterthur.
Die Kantonsschule Rychenberg wurde in den Jahren 1959-1963 vom Zürcher Architekten Eric Lanter erbaut und ist ein herausragendes Beispiel moderner Architektur in der Schweiz und ein Zeugnis des starken Einfluss von le Corbusier auf die Architektengeneration dieser Zeit. Eine hohe gestalterische Qualität bestimmt die Schulanlage vom Städtebau bis in das Detail. Heute steht das gesamte Gebäudeensemble unter Denkmalschutz.

Das Bauvorhaben bestand im Wesentlichen aus den folgenden Aufgabenbereichen:
- Instandsetzung und Modernisierung der Aussenfassaden
- Modernisierung der Turnhallen
- Umbau des Erdgeschosses aus betrieblichen Gründen
- Erneuerung der gesamten Haustechnik
- Feuerpolizeiliche Anpassungen.
- Statische Ertüchtigung für Erdbebensicherheit
- Asbestsanierung

Die architektonische Aufgabe bestand in der Integration dieser Anforderungen unter Beachtung des Denkmalschutzes. Den filigranen Charakter des Gebäudes zu erhalten stellte dabei eine Herausforderung von hoher Komplexität dar. Wenn möglich wurde das Bestehende erhalten.
Architektonische Verunklarungen, die im Laufe der Zeit entstanden, wurden entfernt.
Alle nötigen neuen Eingriffe wurden im Sinne des Vorhandenen ergänzt, um den Charakter des Gebäudes zu erhalten.

Die Maßnahmen im Einzelnen

Aussenwände
Es wurde eine Sichtbetonsanierung durchgeführt. Eine Wärmedämmung war aus denkmalpflegerischen Gründen an den Sichtbetonfassaden nicht möglich. Unter Terrain wurde eine Wärmedämmung in einer Stärke von 20cm angebracht.

Die Glasflächen der Turnhallenfassade wurden durch Isoliergläser ausgetauscht.Die vorhandene Metallfensterkonstruktion wurde weiterverwendet. Es wurde ein bisher nicht vorhandener außen liegender Sonnenschutzes in Form von Aluminiumjalousien in die vorgehängte Brise-solei-Konstruktion eigebaut. Alle übrigen Fenster und Verglasungen wurden ebenfalls erneuert.

Alle Dachflächen wurden erneuert, ebenso wie sämtliche Wasserisolationen und Unterterrainabdichtungen. Die Wärmedämmung auf dem begehbaren Dach wurde durch eine, im Gefälle geschnittene XPS Wärmedämmung, mit einer mittleren Stärke von 30cm verbessert. Der Dachbelag wurde neu verlegt (in Kiesbett verlegte Betonplatten).

Modernisierung der Turnhallen
Durch den Einbau von Deckenheizstrahlkörpern und der Integration eines neuen Beleuchtungskonzeptes war der Einbau einer neuen Gipskartondecke Decke notwendig. Die Schall absorbierende Decke ist nach dem originalen Vorbild mit einem Fugenraster versehen, um die Hallendecke architektonisch nach dem historischen Vorbild zu gliedern. Die Schwingbodenkonstruktion blieb erhalten. Es ist ein neuer Belag als Sportlinoleumboden aufgebracht.

Umbau Erdgeschoss
Funktionale Gründe machten den Komplettumbau des Erdgeschosses notwendig, das damit geänderten Nutzungsanforderungen räumlich angepasst wurde. Die Anpassung der Haustechnik machte deutlich vergrößerte Haustechnikräume nötig, die nur im Bestand untergebracht werden konnten. Da die in den 60erJahren konzipierten Garderobenräume und Duschräume nach den heute gültigen Schulbaurichtlinien deutlich überdimensioniert waren, ergab sich eine Raumreserve, die aktiviert werden konnte. Im Erdgeschoss wurde das Gebäude in den Rohbauzustand zurückgeführt.
Es wurden sämtliche Wand-, Decken, und Bodenbeläge erneuert. Im Garderoben Sanitärbereich ist eine abnehmbare Streckmetalldecke eingebaut, welche die alte Metallkassettendecke ersetzt.
Im Korridor gibt es eine neue abgehängte Gipskartondecke mit bisher nicht vorhandener Akustiklochung zur Schallabsorption. Sämtliche Türen inkl. Zargen wurden erneuert.

Haustechnik
Die Haustechnik war noch im Originalzustand vorhanden und musste vollständig erneuert und auf den heutigen stand der Technik gebracht werden. Dabei stellt sich ein generelles und strukturelles Problem bei der Sanierung von Bauten der Nachkriegszeit; alle haustechnischen Installationen die Technikräume die Kanäle etc. sind zumeist unterdimensioniert. Eine sehr präzise und intelligente interdisziplinäre Planungskoordination ist nötig, um eine zeitgemäße Haustechnik schonend in ein solches Bauwerk zu integrieren.

Lüftungstechnik
Es ist eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung eingebaut. Die Frischluft wird über den bestehenden Aussenluftschacht angesaugt und zum Luftaufbereitungsgerät geführt, wo die Luft gefiltert und nachgewärmt wird. Das Luftaufbereitungsgerät wird in der neuen Technikzentrale platziert. Die aufbereitete Zuluft wird durch das Kanalnetz in die zu belüftenden Räume geführt. Die Lufteinführung in der Turnhalle erfolgt über vorhandene Schlitzauslässe an der Fensterfront. Die Abluft wird in beiden Fällen Ober Gitter abgesaugt und über das Abluftkanalnetz zum Luftaufbereitungsgerät zurückgeführt. Die Abluft der Turnhalle wird zusätzlich für die Be- und Entlüftung der Garderoben und Duschräume genutzt (Kaskaden Lüftung), bevor sie zum Luftaufbereitungsgerät zurückgeführt wird. Die Lufteinführung in der Garderobe erfolgt über Deckendrallauslässe. Die Fortluft wird über den bestehenden Schacht ins Freie ausgeblasen.
Die WC- und Nebenräume im Erdgeschoss werden mit einem separaten Luftaufbereitungsgerät be- und entlüftet. Das Luftaufbereitungsgerät wird in der Technikzentrale platziert. Die Luftverteilung erfolgt über die Doppeldecke, die Lufteinführung über Deckendrallauslässe. Die Abluft wird über Abluftventile abgesaugt und zum Gerät zurückgeführt. Für die Aussenluftfassung sowie den Fortluftaustritt werden ebenfalls die bestehenden Schächte genutzt.

Heizungstechnik
Die Heizungsanlage wurde komplett erneuert. Die vorhandenen Heizflächen reichten nicht aus und mussten vergrößert werden. Im Bereich der Turnhallen konnte wegen der vorhandenen Schwingböden keine Fußbodenheizung eingebaut werden. Deshalb wurden Deckenstrahlheizkörper vorgesehen, die bündig in der abgehängten Gipskartondecke integriert sind. Im Bereich der Garderoben und Duschräume ist eine Bodenheizung neu eingebaut, um die Behaglichkeit in diesen Bereichen zu verbessern.

Elektrotechnik
Die Elektroinstallation wurde komplett erneuert. Die Beleuchtungsstärke reichte insbesondere in den Korridoren und Turnhallen gemäß aktueller Norm nicht aus. Es wurde ein neues Beleuchtungskonzept erarbeitet. Referenz war das vorhandene Beleuchtungssystem aus Leuchtbändern.

Feuerpolizeiliche Anpassungen
Das Gebäude genügte nicht den heute geltenden Vorschriften. Sämtliche Türanlagen im Bereich der Fluchtwege und für den Abschluss von Brandabschnitten sind erneuert worden. Alle eingebauten Möbel und Holzverkleidungen im Korridor mussten ersetzt werden.
Da diese Teile von denkmalpflegerischen Belang und für den Charakter des Hauses von Bedeutung waren wurden sie entsprechend Ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild wieder hergestellt. Es waren feuerpolizeilich nicht brennbare Materialien gefordert. Es wurden daher mit Eichenholz funierte Faserzementplatten (Duripanele) eingesetzt.

Erdbebensicherheit
Eine Simulierung ergab, dass das filigrane Gebäude einem in der Schweiz mögliche Erdbeben nicht standgehalten hätte. Sowohl in Längs wie in Querrichtung wurde eine Aussteifung gefordert.
Die Längsaussteifung übernehmen zwei Betonscheiben, die im Dachdeckenrücksprung unter Terrain liegende und damit nicht sichtbar sind. Die Queraussteifung ist in der Mitte des Gebäudes durch einen massiven Fachwerkträger im Bereich der Kletterstangen angebracht.

Asbestsanierung
Das Gebäude war mit einigen asbesthaltigen Bauteilen belastet. Die Verkleidung der Lüftungskanäle, der PVC-Bodenbelag und die Kittfugen in den Fenstern besaßen gebundene Asbestfasern, von denen keine unmittelbare Gefahr ausging. Gemäß den gesetzlichen Bestimmungen wurde eine Asbestsanierung vorgenommen. Der PVC Boden ist durch einen Naturkautschukbelag ersetzt.