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Günter Pfeifer

Katholische Kirche Zum guten Hirten mit Gemeindezentrum,

Bauherr:
Kath. Gemeinde St. Jakobus und Bruder Konrad, Frankfurt a. Main / Harheim

Architekt:
Günter Pfeifer

Objektüberwachung:
Hamm + Kowalewsky Mainz


Inmitten der Auen des Erlenbaches am Rand der Vorortgemeinde von Frankfurt stellt sich die Frage nach dem Kontext. Abgeleitet aus dem Hofreitetypus der örtlichen Gehöfte entstand eine nach innen gerichtete Hofanlage mit Kirche, Gemeindehaus und Jugendraum. Die von außen geschlossen wirkende Hofanlage wird durch zwei Eingänge sowie eine große Raumöffnung zum Erlenbach geprägt. Die beiden inneren Außenräume erschließen die Gebäudeteile. Die Gesamtanlage formiert sich über eine interdependente Konstruktion: Wände und Decken aus Beton, die, einem wahrnehmbaren Band folgend, zwar konstruktiv selbstständig sind, räumlich jedoch davon abhängig, dass sie mit einer ebenso selbstständigen Holzkonstruktion ergänzt werden. Das Ineinander-gefügt-Sein ist gleichzeitig Ausdruck einer religiösen Gemeinschaft. Innerhalb dieser komplexen Füge-Philosophie entwickeln sich alle Details folgerichtig;  die Innenausstattung, das Kirchengestühl und die Prinzipalien. Die eigentlichen Durchdringungen werden von der Liturgie des katholischen Glaubens bestimmt. Taufraum, Altar und Tabernakelraum sind in einer Achse zusammengefasst, die Teil eines quadratischen Raumes ist, der eine Mitte bildet. Das Raumgefüge entwickelt sich in verschiedenen Raum- und Gebäudehöhen, die alle voneinander abhängig sind. So ist der Glockenturm räumlicher Teil einer Gesamtkomposition, die den Energiegarten ebenso mit einbezieht wie die Glockenstube und die verschiedenen Oberlichtöffnungen des geschlossenen Kirchenraumes. Das Licht im Kirchenraum wird nur über die mehrfach geschichteten Lichtöffnungen, das Lichtkreuz, das indirekte Licht des Energiegartens im Taufraum und das Licht im Tabernakeleinbau bestimmt. Damit ist die Idee einer energetischen Architektur direkt umgesetzt. Der Energiegarten wurde mit einem flächigen geothermischen Erdkollektor unter der Bodenplatte ergänzt und in das Gesamtkonzept integriert. Sinnbild dieser Einheit bleibt der Eindruck beim Betreten des Ensembles; das Bild des Wiesengrundes, das sich in der Spiegelung der Fensterwand virtuell und räumlich erweitert: Illusion und Wahrheit zugleich.


Fotos: Francesca Giovanelli, CH-Birr